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Inventur am 08. Dezember 2019 – Arnd Heißen verlässt das Ritz & David Wondrich wünscht sich mehr Bodenständigkeit

Die Woche begann mit einer wahrhaft großen Neuigkeit. Ein paar Eingeweihte wussten es bereits früher, am Montagabend jedoch machte Arnd Henning-Heißen es offiziell: Nach rund neun Jahren verlässt er das Ritz-Carlton Berlin, um sich im Jahr 2020 neuen Herausforderungen zu stellen.

Im Laufe seiner Zeit im Ritz brachte Heißen nicht nur die Hauptbar des Hotels, den Curtain Club, zu Weltruhm, sondern er installierte mit der Fragrances Bar ein weiteres singuläres Konzept. Gewürdigt wurde seine Arbeit mit insgesamt vier MIXOLOGY Bar Awards, bevor er 2016 selbst Teil unserer Awards-Jury wurde. Mit Arnd Heißen verlässt ein großer Bartender der deutschsprachigen Szene eine extrem prominente Wirkungsstätte – wir sind natürlich gespannt, was kommen wird, bleiben an der Sache dran und wünschen ihm viel Erfolg!

Guide Michelin und TripAdvisor gehen Partnerschaft ein

Es ist, wie die französische Le Monde ganz passend schreibt, „die Hochzeit zwischen dem Alten und der Moderne“: Der altehrwürdige Guide Michelin und die Bewertungsplattform TripAdvisor sind ab sofort in einer Kooperation miteinander verbunden. Konkret sprechen beide Firmen laut Le Monde von einer „internationalen strategischen Partnerschaft“.

Das heißt also, dass nicht nur eine oder mehrere Länder-Ausgaben des Guide an der Zusammenarbeit teilnehmen, sondern eine zentrale Kollaboration angestrebt wird. Konkreter erster Schritt der Partnerschaft ist die Implementierung der rund 14.000 Bewertungen und Erwähnungen aller durch Michelin verzeichneten Restaurants sowohl bei TripAdvisor selbst als auch auf dessen Reservierungsplattform La Fourchette.

David Wondrich wünscht sich mehr Bodenständigkeit

Er ist ziemlich fraglos der bedeutendste Cocktailhistoriker weltweit: David Wondrich hat mit seinen Arbeiten, Büchern und Zeitungsartikeln wahrscheinlich mehr zur Entwicklung, Professionalisierung und Historisierung der Spirituosenszene beigetragen als jeder andere Fachautor – allen voran durch sein Buch Imbibe!, mit dem er Mitte der Nullerjahre so etwas wie einen Begleitband zum gerade erst wirklich wiederentdeckten Jerry Thomas gab.

Angetrieben von Neugier und ausgestattet mit akademisch-wissenschaftlichen Methoden arbeitet Wondrich bis heute aktiv an der Erschließung neuen Wissens und bringt regelmäßig hochinteressante Thesen hervor. Im großen Interview mit dem Punch Magazine blickt er auf seine bisherige Arbeit zurück, erläutert, warum Cocktail-Geschichtsschreibung noch immer viel Entwicklungsarbeit braucht – und er erklärt, weshalb er sich mittlerweile ein bisschen weniger Mixologie wünscht. Unbedingte Lese-Empfehlung!

Teurer Champagner: Zollkrieg zwischen Europa und den USA geht weiter

Die transatlantischen Beziehungen bleiben auch in genusstechnischer Hinsicht deutlich angespannt, das Steuer-Ping-Pong zwischen den USA und der Europäischen Union geht in die nächste Runde. Nachdem bereits amerikanischer Whiskey seit einiger Zeit beim EU-Import von speziellen Schutzzöllen betroffen ist, geht es diesmal in die andere Richtung: Nachdem die französische Regierung mit ihrer „Gafa“-Steuer der Steuervermeidung amerikanischer Tech-Konzerne einen Riegel vorzuschieben versucht hatte, hat die Administration der Vereinigten Staaten nun angekündigt, die Einfuhren u.a. von Champagner und französischem Käse mit neuen Strafzöllen zu belegen. Diese sollen sich möglicherweise auf bis zu 100 Prozent belaufen und dem US-Fiskus rund 2,4 Milliarden Euro einbringen. Keine gute Zeit also, um als Amerikaner Champagner zu kaufen.

Kein Weihnachten ohne Kater

Man hätte es sich auch so denken können, aber eine Studie der britischen Initiative Drinkaware belegt die Vermutung nun mit Zahlen: Weihnachtszeit bedeutet in Großbritannien (und wohl auch fast überall sonst) auch immer, dass es Zeit zum Saufen ist. So ergab die Studie, dass jeder erwachsene britische Mann am Weihnachtstag durchschnittlich sechs Drinks zu sich nimmt. Ebenso gibt mit 18 Prozent der Befragten immerhin ein Fünftel an, dass ein Kater zu Weihnachten sehr wahrscheinlich bzw. typisch sei.

Ausgehend davon, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich noch über den erwähnten sechs Drinks liegt (und beim häuslichen Einschenken wohl eher kein Jigger zum Einsatz kommt), sind die Warnungen von Drinkaware-Chefin Elaine Hindal durchaus nachvollziehbar: In Großbritannien, so Hindal, sei die Weihnachtszeit (auch in der Arbeitswelt) mit einem traditionellen Zwang zum Alkoholkonsum verbunden. Man wolle Strategien entwickeln, diesen Druck künftig zu verringern. Die Kollegen von The Drinks Business wissen mehr.

Credits

Foto: Shutterstock

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