Inventur am 10. Dezember 2023 – Kontroverse um den Lumumba
Schon ist er da, der zweite Adventssonntag. Vielleicht wird er ja auf einem der zahlreichen Weihnachtsmärkte verbracht? Allein in Berlin beispielsweise finden jedes Jahr über 100 Weihnachtsmärkte statt, Gelegenheit dazu gibt es also genug. Ob dabei auch jede Ansammlung von drei Holzbuden in einer kleinen Fußgängerzone in die Statistik miteinbezogen werden, wissen wir nicht, aber es klingt nach einer stattlichen Summe, und irgendwo muss der ganze Glühwein ja getrunken werden. In Deutschland werden laut einer (raschen) Google-Suche immerhin um die 50 Millionen Liter Glühwein pro Jahr getrunken. Wir folgen an dieser Stelle aber lieber unserem Glühwein-Rezept, schon seit Jahren einer der meistgelesenen Artikel um diese Jahreszeit auf unserer Website. Sollten Sie auch! Mit einem Heißgetränk starten wir jedenfalls auch in dieswöchige Inventur …
Kontroverse um den „Lumumba“
Zugegeben, redaktionsintern war uns das Getränk namentlich nicht mal allen bekannt: der „Lumumba“. Es handelt sich dabei um einen heißen Kakao mit Schuss, manchmal auch mit einer Sahnehaube verziert. Um dieses Heißgetränk ist nun eine Kontroverse entstanden, oder besser: wieder aufgelegt worden. Denn schon vor mehr als zehn Jahren wurde kritisiert, dass der alkoholhaltige Kakao wohl nach dem kongolesischen Ex-Premier Patrice Émery Lumumba benannt wurde, einem Protagonisten des antikolonialen Widerstands, der 1961 ermordet worden war. Wie beispielsweise der österreichische Der Standard schreibt, wurde die Debatte nun wieder entfacht, ausgelöst durch einen Post der ehemaligen Politiker Annalena Schmidt, die schrieb: „Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt ‘Kakao mit Schuss’ nach ihm!“ In der Tat symbolisiert die Bezeichnung eine Geschmacklosigkeit, die man leicht ändern könnte und hoffentlich auch wird: In Norddeutschland trägt das gleiche Heißgetränk den Namen Tote Tante. Auch nicht sonderlich einladend, aber definitiv weniger rassistisch.
Don’t believe the Bourbon-Hype?
Einen sehr interessanten Artikel über den Status von Bourbon in Europa gibt es auf Vinepair. Er subsummiert nämlich nichts anderes, als dass Großteils eher einfache Bourbon-Qualitäten nach Europa verschifft werden, wo die Kenntnis und auch das Verlangen nach wie vor nicht so groß sind wie am US-Heimatmarkt, wo die Preise schon mal ins Astronomische steigen können. So wird etwa der in Prag ansässige Sammler Henry Danzinger zum europäischen Markt zitiert: „Um 2013 und 2014 gab es eine große Welle, bei der alle Importeure durchdrehten. Bourbon war das nächste Ding, aber es gab noch jede Menge Kapazitäten. Also schickten sie eine Menge Ware nach Europa und das stand vier oder fünf Jahre lang in den Regalen, und dann habe ich es gekauft.“ Kurzum: Obwohl mit den Niederlanden (Platz 1), Großbritannien (Platz 3) und Deutschland (Platz 4) drei der fünf größten Exportmarke für Bourbon europäische Länder sind, scheint sich das große Rad weiterhin eher im Inland zu drehen. Auch Thomas Domenig, Autor des Buches Bourbon, kommt in dem Artikel zu Wort und meint, dass Bourbon eher in der Bar-Bubble einen Status hat: „Wenn man mit Bartendern spricht, sind sie eher für Bourbon und Rye Whiskey, weil das die Produkte sind, mit denen sie normalerweise arbeiten. Aber wenn man das gleiche Gespräch auf einer Whiskey-Messe führt, gibt es manchmal sehr snobistische Reaktionen.” Sehr lesenswert.
McDonald’s steigt mit CosMc’s ins Beverage-Geschäft ein
Wir bleiben in den USA. Es klingt wie ein Witz, ist aber keiner: McDonald’s hat dort einen neuen Ableger namens CosMc’s eröffnet, wie u.a. die BBC in einem ausführlichen Beitrag berichtet. Der Name und die gelb-lila Farbwelt sind an ein Maskottchen des Unternehmens benannt, der bereits in den 1980er Jahren in der McDonald’s-Werbung zu sehen war, ein Cheeseburger-besessener Außerirdischer mit sechs Armen. Das Essen steht im CosMc’s jedoch nur an zweiter Stelle, der Fokus liegt auf Getränken wie Kaffee und „Getränken mit verschiedenen Kombinationen von Koffein, Zucker und Farben, die auf Instagram gut ankommen sollen. Sie tragen Namen wie Churro Frappe, S’Mores Cold Brew, Tumeric Spiced Latte und Tropical Spiceaide“, wie es im Artikel heißt. Das Klappern, das du hörst, ist die Angst deiner Zähne vor dem Zuckerschock! Der Neugier scheint das jedenfalls keinen Abbruch: Die Wartezeiten betragen bei der Eröffnung bis zu einer Stunde. Vorerst sind wohl zehn Filialen in den USA geplant.
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