Inventur am 10. November 2024 – No-Shows auf dem Vormarsch & ein Gel gegen Kater
Diese Woche ging wohl an niemandem spurlos vorbei. Wohin mit den Emotionen nach diesen politischen Erdbeben von Washington bis Berlin? Wir symbolisieren es mit einem Post von Jeffrey Morgenthaler, der er am Tag nach der US-Wahl gar nicht erst aus dem Bett gehen wollte; der es aber dann doch tat und die Kraft des gastronomischen Miteinanders spürte. „Wir wurden von Leuten aus der Nachbarschaft überschwemmt, aber auch von Freunden und Stammgästen, die aus der ganzen Stadt oder sogar aus den Vororten angereist waren. Und fast alle, die sich an die Bar setzten, sagten dasselbe: „Wir mussten euch heute Abend sehen, also sind wir hier“, schreibt er in seinem Post. „Wenn die Zeiten normal sind, ist es sehr leicht, dass dieser Job nur eine Plackerei ist wie jeder andere Scheißjob auch. Aber wenn die Zeiten wirklich hart sind und ihr uns sehen müsst, dann hat das irgendwie den gegenteiligen Effekt. Deshalb hier ein riesiges Dankeschön an alle, die gestern Abend gekommen sind, weil ihr uns gebraucht habt. Es war ein tolles Gefühl, gebraucht zu werden, und heute liege ich nicht mehr in meinem Pyjama unter der Bettdecke.“ Das tun wir auch nicht (mehr). Also ab in die Inventur der Woche.
Alkoholindustrie macht Rückzieher bei Diversität
Dieser Beitrag passt direkt zu der Wahl von Donald Trump, einem Gegner von Diversität und Inklusion. Wie der ausführliche Beitrag auf SevenFiftyDaily darlegt, fahren seit einiger Zeit viele Firmen in der Wein- und Spirituosenindustrie ihre Sparten zurück. 2020 hätten Unternehmen, angetrieben von der Black-Lives-Matter-Bewegung, Initiativen gestartet oder gemeinnützige Organisationen finanziert. Aber jetzt habe sich der Wind wieder gedreht und der Aktivismus gegen die „Woke“-Bewegung habe sich zu einem Schneeballsystem entwickelt, das Diversitätsprogramme in allen Branchen angreift. Zudem habe die Spirituosen- und Alkoholbranche mit rückläufigen Einnahmen zu kämpfen, weswegen der Rotstift schnell bei diesen Themen angesetzt wird. „Viele Getränkemarken unterstützen weiterhin verschiedene Gemeinschaftsinitiativen und gemeinnützige Organisationen“, heißt es in dem Text. „Aber innerhalb der Unternehmen ist DEI (steht für Diversity, Equity and Inclusion) auf dem Rückzug. Da der Alkoholabsatz einbricht, sind börsennotierte Unternehmen besonders anfällig für die Forderungen von Aktionären, diese Programme im Namen von Kostensenkungen zu streichen.“ Economics over ethics, oder wie war das?
No-Shows auf dem Vormarsch
Ein beträchtlicher Grund für weniger Einnahmen zumindest auf gastronomischer Seite sind No-Shows; also Buchungen, die von den Betroffenen dann nicht wahrgenommen werden. Für „Laien“ mag das unter die Kategorie „Ach ist ja nicht so schlimm“ fallen. Aber die Folgen für die Gastronomien sind oft ein doppelter Verlust, da die ursprünglich geplanten Einnahmen wegfallen und durch die Kurzfristigkeit des Ausfalls zeitlich nicht kompensiert werden können. Bar- und Restaurantbetreiber:innen hierzulande stöhnen immer wieder darunter, und es ist ein internationales Phänomen, wie The Spirits Business berichtet. In Großbritannien seien No-Shows wieder auf einem Rekordhoch, laut einer Umfrage würde 1 von 7 Personen nicht zu einem Termin erscheinen und diese auch nicht absagen. Auch hier spielt die ökonomische Lage eine tragende Rolle. „Die Ergebnisse zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen der aktuellen Finanzlage und dem Anstieg der No-Shows … mehr als ein Viertel (29 %) derjenigen, die eine Buchung nicht wahrgenommen haben, gaben als Hauptgrund für ihr Nichterscheinen an, dass es ihnen „zu teuer“ wäre“, heißt es.
Schmuck in the Making
Nach all diesen bedauerlichen Meldungen mal etwas Positives: die Neueröffnung einer Bar. Eine Weile nämlich schon basteln und bauen Juliette Larrouy and Moe Aljaff an ihrem Schmuck, das in Kürze in New York eröffnen soll. An der Marke Schmuck basteln sie ohnehin schon länger, und in einem Interview mit dem Punch Magazine plaudern sie darüber, warum sie New York als Ort für ihren Neustart gewählt haben, wie sie ihre Bar zu zwar zu einer Marke, aber nicht zu einem Franchise machen wollen – und was sie unter dem „europäischen Stil“ verstehen, den sie im Big Apple etablieren wollen. „Wir versuchen, ein System zu entwickeln, bei dem jeder das Gefühl hat, Teil des Teams zu sein, und je mehr man hilft, desto mehr profitieren alle davon. Hoffentlich haben wir etwas Gutes getan“, so Moe Aljaff. „Oder der nächste Artikel wird von einem Haufen wütender Mitarbeiter handeln.“
Das Zaubermittel: Ein Gel gegen den Kater?
Was ist der älteste Traum der Menschheit: Das ewige Leben? Zum Mars fliegen? Keinen Kater mehr? Geforscht wird an all diesen Dingen ständig. Und während unsere Galaxie immer noch keine Alternativ-Erde ausgespuckt hat, könnte man dem katerfreien Leben jetzt ein Stückchen näher gekommen zu sein, wie zumindest ein Artikel auf Zeit (Paywall) beschreibt. Es handelt sich um eine Art essbares „Anti-Kater-Gel“ aus Proteinfasern und Eisenatomen, das den Alkohol im Körper ohne die (den Kater verursachende) Zwischenstufe Acetaldehyd in harmlose Essigsäure umwandelt. Mäuse, an denen das Gel getestet wurde, würden sich nicht mehr orientierungslos im Labyrinth verlaufen, sondern trotz Alkoholkonsum den schnellsten Weg durch die Gassen finden. Laut Bericht könnte das Gel frühestens in eineinhalb Jahren zur Marktreife kommen. Aber Obacht: Das Gel wirkt nicht nur gegen den Kater. Es wirkt auch gegen den Rausch. Bislang zumindest.
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