Inventur am 15. September 2024 – Der Impact von Celebrity Brands & die leichteste Whiskyflasche der Welt
Der meteorologische Herbst begann am 1. September, der kalendarische beginnt dieses Jahr am 23. September – und das Gefühl, man ist bereits mittendrin, war vergangene Woche erstmals gegeben. Plötzlich sitzen die Menschen an den Tresen und den Meetings wieder in Pullovern und Jacken, nachdem man eine Woche zuvor noch bei über 30 Grad in der Sonne geschwitzt hat. Ein Grund zur Beschwerde ist das nicht, denn kaltes Wetter ist traditionell gutes Wetter für Bars. Hoffentlich werden die Mengen an Drinks wieder nach oben kalkuliert – dabei hilft im Übrigen, und jetzt kommen wir zum Punkt, auch Jeffrey Morgenthaler. Der US-Bartender hat nämlich einen webbasierten „Batch Calculator“ entwickelt, mit dem sich jeder Drink auf eine beliebige Menge hochrechnen lässt. Hier geht es zur Erklärung, hier direkt zu dem – leicht verständlichen – Batchcalc. Und hier geht es wie gewohnt weiter mit der Inventur.
Der Impact von Celebrity Brands
Wir leben womöglich in Zeiten, in denen der Einfluss von Celebrities auf das gesellschaftliche Geschehen so groß scheint wie nie; wir leben definitiv in Zeiten, in denen der Einfluss von Celebrity-Brands auf dem Spirituosenmarkt so groß ist wie nie. Neueste Erhebungen vom Dateninstitut The IWSR belegen diese Tendenz, denn sie zeigen auf, um wieviel Wachstum Promi-Marken in der Regel besser abschneiden als der Rest in ihrer jeweiligen Kategorien. 2023 wuchs das Volumen von Celebrity-Whiskys beispielsweise um acht Prozent, verglichen mit zwei Prozent für Whisky als Gesamtkategorie. Promi-Rum-Brands wuchsen um elf Prozent, während die Kategorie insgesamt gar um vier Prozent schrumpfte. Und – wenig überraschend – ist der größte Einfluss bei Tequila spürbar, wo die Wachstumsraten von 2022 (+40 Prozent) auf 2023 (+16 Prozent) zwar geschrumpft sind, aber den Gesamtmarkt (+3 Prozent) immer noch outperformen. Das gilt vermutlich zumindest so lange, bis Taylor Swift eine Spirituose auf den Markt bringt.
Kennen Sommeliers eigentlich all ihre Weine?
Die meisten Cocktailbars sind mittlerweile davon abgegangen, ihre Drinks in einem dicken Wälzer zu präsentieren. Ab einer bestimmten Menge an Namen und Rezepturen ist der Gast überfordert, zudem rücken immer mehr ihre Signatures ins Rampenlicht. Weniger bei Weinbars oder in Restaurants mit einem starken Weinprogramm. Hier darf die Karte noch Bibeldicke haben. Und die Frage hat sich vermutlich schon jeder mal gestellt: Kennen die Sommeliers und Sommelierès eigentlich alle Weine auf der Karte? VinePair hat diese Frage mit Rafa García Febles erörtert, dem Weindirektor der Red Hook Tavern in Brooklyn, die für ihre Kombination aus Burger und Wein bekannt ist. Febles erklärt, dass bei einer kleinen Weinkarte mit rund 40 Positionen der Sommelier fast alle Weine auf der Liste probiert. Andererseits sei das bei einem Programm von 500 oder mehr Flaschen nicht mehr möglich. Sein Rat an den Gast: nicht schüchtern sein und fragen, ob er oder sie den Wein kennt. Oder Fragen stellen, wie beispielsweise die, welche Weine auf dieser Liste sie oder ihn begeistern. „Es ist verständlich, dass man die Gewissheit haben möchte, dass die Person, die das Weinerlebnis betreut, weiß, was sie tut“, wird Febles zitiert. „Aber Wein ist wie das Leben, voller Überraschungen; das ist schließlich Teil des Abenteuers.“ Plopp!
Jimmy Russell: 70 Jahre bei Wild Turkey
Im Jahr 1954 marschiert der junge Elvis Presley in ein Tonstudio in Memphis, Tennessee, und nimmt „That’s all right, Mama“ auf, die Single, die seinen Durchbruch bedeuten wird. Am 10. September des gleichen Jahrs tritt in einen Bundesstaat weiter nördlich in Kentucky der frisch gebackene Ehemann Jimmy Russell seinen ersten Arbeitstag an. An einem Ort, an dem er heute immer noch agiert: der Destillerie von Wild Turkey. Food & Wine würdigt in einem ausführlichen Porträt diesen „dienstältesten Master Distiller der Welt“ und lebende Legende – auch wenn Russell heute die Arbeit im Warehouse an seine Kinder übergeben hat und als Elder Statesman vor allem im Besucherzentrum zu finden ist, wo er, wie geschrieben wird, „das tut, was er am liebsten tut: mit den Fans der Destillerie sprechen, Flaschen signieren, Geschichten erzählen und Fans rivalisierender College-Basketballteams aufziehen.“ Imposant.
Johnnie Walker launcht die leichteste Flasche der Welt
Ein Leichtgewicht für schwere Tropfen: Johnnie Walker hat für seine neues Blue Level eine Flasche entwickelt, die 80 Prozent leichter ist als herkömmliche Flaschen. Mit 180 Gramm wiegt die tropfenförmige 70-Zentiliter-Glasflasche deutlich weniger als die 850 Gramm der aktuellen Johnnie Walker Blue Label-Flasche (ohne Flüssigkeit und Stopfen), also etwa ein Fünftel des herkömmlichen Gewichts, wie auf Wired zu lesen ist. Entwickelt wurde die Flasche mit Hilfe des türkischen Glasherstellers Şişecam, Diageo geht davon aus, dass für jedes reduzierte Gramm Glas etwa ein halbes Gramm Kohlenstoff bei der Produktion eingespart wird. Was in punkto Kohlenstoffeinsparungen erst beeindruckend klingt, wenn man berücksichtigt, dass schätzungsweise 130 Millionen Flaschen Johnnie Walker im Jahr verkauft werden. Der Konzern stellt das Wissen um die Technik der Herstellung auch frei zur Verfügung, aber zwei Wermutstropfen hat die Geschichte trotzdem: Zum einen ist die tropfenförmige Flasche kein Selbststeher und wird in einem (wenig nachhaltigen) Bambusgerüst geliefert, zum anderen gibt es davon nur 888 Exemplare zum Preis von je 1.250 US-Dollar. So kommt auch der Beitrag zum Fazit: „Begrenzte Auflagen von Spirituosen sind im Premium-Sektor gang und gäbe, aber damit diese Innovation einen bedeutenden Einfluss hat, muss sie bei mehr Diageo-Marken eingeführt werden.“
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