TOP

Inventur am 16. August 2020 – Maison Premiere schließt & Oaxaca verbietet Limonaden für Kinder

Noch immer blickt die Welt geschockt auf Beirut. Die libanesische Hauptstadt war am 4. August von einer gewaltigen Explosion erschüttert worden, die vom Brand eines Lagers mit Ammoniumnitrat herrührte. Bereits letzte Woche hatten wir an dieser Stelle kurz berichtet, dass das „Electric Bing Sutt“, eine der bekanntesten Cocktailsbars des Nahen Ostens, bei der Explosion vollständig zerstört worden war.

Die britischen Kollegen von The Cocktail Lovers haben nun ein ausführliches Interview mit den beiden Betreibern der Bar geführt, die zwar zum Zeitpunkt der Detonation vor Ort waren, aber glücklicherweise unverletzt geblieben sind. Die Botschaft von Jad Ballout und seiner Partnerin Lin, die auch privat ein Paar sind, ist eindeutig: Die Bar mag zerstört sein, aber verschwinden wird sie nicht. Der Artikel verweist überdies auf die kurzerhand eingerichtete Spendenseite, die in der internationalen Community bereits seit einigen Tagen präsent ist. Wünschen wir Jad und Lin an dieser Stelle ebenfalls erneut alles Gute und schauen auf weitere flüssige Themen der hinter und liegenden Woche.

Maison Premiere in Brooklyn offenbar geschlossen

Inzwischen haben wir uns zwar in gewisser Weise an derartige Meldungen gewöhnt, normal fühlen sie sich aber noch immer nicht an: Wie das Eater Magazine Anfang der Woche berichtete, ist die weltberühmte, französisch inspirierte Restaurant-Bar „Maison Premiere“ im New Yorker Stadtteil Brooklyn offenbar lautlos in die dauerhafte Schließung gegangen. Zwar gab es kein offizielles Statement der Betreiber, aber die Website ist nicht mehr abrufbar und die Social-Media-Accounts wurden gelöscht. Unter der Telefonnummer ist niemand zu erreichen.

Nach Eater-Informationen waren das Maison Premiere und sein Schwesterbetrieb „Sauvage“ bereits vor der coronabedingten Krise in finanzieller Schieflage. Die Folgen des Lockdowns scheinen dann offensichtlich jegliche Hoffnung zunichte gemacht zu haben, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Für eine Stellungnahme waren die Betreiber nicht erreichbar. Das Maison Premiere, prämiert u.a. mit einem renommierten „James Beard Award“, war in der internationalen Barszene eine Referenzgröße, ein Besuch dort war für zahllose Bartender ein Pflichttermin bei jedem New-York-Trip.

Wein-Krieg in der Champagne?

Die Coronakrise ist nun auch bei den Produzenten des edelsten Getränks angekommen – Champagner. Wie u.a. Der Spiegel berichtet, droht der Branche durch Absatzeinbrüche ein Umsatzrückgang von ca. 1,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig verspricht der Jahrgang 2020 aufgrund der Wetterlage eine extrem ertragreiche und hochwertige Ernte.

Das wiederum führt zu Konflikten zwischen den großen Marken und den Weinbauern. Denn nach wie vor produziert ein großer Teil der Weingüter nicht selbst Champagner, sondern verkauft seine Ware an die großen Maisons weiter – ein tradiertes Zwei-Parteien-System, das im Lauf der Geschichte immer wieder zu Konflikten geführt hat. Die Bauern möchten natürlich möglichst viel aus der Ernte herausholen, die Produzenten kündigen teilweise eine Weigerung an, die großen Erntemengen abzunehmen. Die Situation zwischen Winzerverband und Produzentenvereinigung ist verfahren ­– am Ende wird wohl eine Mediation durch Aufsichtsbehörden nötig sein.

Wie Gastronomen ihr Team in der Krise ausnutzen

Die Barszene präsentiert sich – auf nationaler oder globaler Ebene – gern also große, harmonische Familie. Dass dem hinter den Kulissen oft nicht so ist, darf als offenes Geheimnis bezeichnet werden. Eines der größten allgemeinen Probleme im Gastgewerbe: Die unfaire, teils ausbeuterische Behandlung des Personals. Ein Phänomen, das leider allerorten auch während der Coronakrise präsent bleibt.

Der australische Barbetreiber Dimitri Rtshiladze aus Perth macht diese Problematik nun in einem offenen Brief zum Thema, den das Australian Bartender Magazine veröffentlicht hat. Er spricht das Thema nicht nur generell an, sondern legt auch den Finger in die aktuelle Corona-Wunde: Demnach würden gerade jetzt, wo viele Bartender händeringend nach Arbeit suchen, einige Chefs zu sehr zweifelhaften Praktiken und extrem unfairer Bezahlung greifen. Ein Skandal, den Rtshdiladze dadurch verschärft sieht, dass die Branche durch ihre Gäste große Unterstützung erhalten. Wenn die wohlwollenden Gäste das wüssten…

Oaxaca verbietet den Verkauf von Cola an Kinder

Der mexikanische Bundesstaat Oaxaca hat eine Vorschrift erlassen, die den Verkauf von Junk Food und stark zuckerhaltigen Getränken an Kinder untersagt – Verstöße können künftig mit empfindlichen Strafen oder gar Betriebsschließungen geahndet werden, wie die BBC schreibt. Der stellvertretende Gesundheitsminister des Landes spricht mit Blick auf Limonaden gar von „Gift in Flaschen“.

Mexiko kämpft schon lange erfolglos gegen grassierendes Übergewicht in der Bevölkerung: Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich der Anteil übergewichtiger Menschen von rund 20% auf knapp drei Viertel der Einwohner gesteigert. In keinem Land der Welt wird pro Kopf mehr Limonade konsumiert. Der Bundesstaat Oaxaca, Barleuten natürlich primär vertraut als Herkunftsgebiet von Mezcal, stellt dabei einen traurigen Spitzenreiter dar: Unter allen mexikanischen Provinzen ist die Quote übergewichtiger Kinder dort am allerhöchsten. Das Verbot des Verkaufs von Cola und ähnlichen Getränken an Minderjährige (gilt auch für Verkaufsautomaten z.B. in Schulen) soll nun ein erster Schritt in Richtung einer Besserung sein.

Credits

Foto: Everett Collection / shutterstock.com

Kommentieren