TOP
Inventur 23. Juni 2019

Inventur am 16. Mai 2021 – Das Ende des Homebartenders & der populärste Cocktail der Welt

Wir schreiben Mitte Mai, und scheinbar geht alles ganz schnell. Österreich will am 19. Mai gesamtheitliche Öffnungen für die Gastronomie umsetzen, in Großbritannien dürfen ab Montag, dem 17. Mai, Bars und Restaurants neben Außengastronomie wieder in Richtung Regelbetrieb denken. Und auch in Deutschland tut sich was, hier natürlich stark abhängig von den Verordnungen des jeweiligen Bundeslandes, so ist beispielsweise in Baden-Württemberg sogar Innengastronomie wieder möglich.

Gleichzeitig sollte man nie vergessen, dass diese „Jetzt wieder offen“-Headlines auch eben das sind, was sie sind: Headlines. Sie sollten nicht ablenken von den realen Bedingungen, unter denen sich für die Gastronomie weiterhin schwierig wirtschaften lässt. Abstandsregeln, reduzierte Gästeanzahl, Vorlage von Test- bzw. Impfausweisen, Dokumentationspflicht – all diese Variablen machen einen Besuch einer gastronomischen Einrichtung weiterhin zu einem Hürdenlauf für Gäste und einem organisatorischen wie wirtschaftlichen Spießrutenlauf für Betreiber. Schließlich kann ja jederzeit wieder Schluss sein mit den gepriesenen Öffnungen, wenn der Inzidenz-Wert wieder über 100 steigt. Nichtsdestotrotz: Wir wollen es zumindest als erste positive Schritte sehen für einen Sommer, von dem sogar der Berliner Virologe Christian Drosten sagt, er könne „ganz gut werden“.

Endlich keine Cocktails mehr zu Hause mixen

Noch nie wurden wohl so viele Cocktails in den eigenen vier Wänden gemixt wie im letzten Jahr der Pandemie. Es war (und ist) die Zeit des Home-Bartender, der bzw. die sich informiert hat über Mixtechniken, Aromenkombinationen und Cocktail-Geschichte. Vielfach wurde dieser „Trend“ natürlich befeuert von Profis aus der Barszene, für die digitale Schulungen oder Instagram-Tutorials die einzige Möglichkeit waren, sich in dieser schwierigen Phase beschäftigt zu halten.

Worüber also ist nun Joel Harrison, Journalist mit Wohnsitz in London, nun glücklich? Über das Ende des Homebartenders! „Die Pandemie hat der Mixologie in den eigenen vier Wänden einen enormen Schub gebracht. Aber nur, weil es eine Revolution in unseren Trinkgewohnheiten zu Hause gegeben hat, heißt das nicht, dass wir großartige – oder überhaupt gute – Drinks zu Hause zu Stande bringen“, schreibt er in seiner Kolumne für Club Oenologique. Und wir fügen augenzwinkernd hinzu: Da könnte was dran sein …

Es lebe der Blue Curaçao?

John DeBary war Bartender der frühen Stunde im Please Don’t Tell (PDT), der wegweisenden Bar von Jim Meehan in New York. Er rühmt sich in einem unterhaltsamen Artikel für das Punch-Magazin, im PDT einen Drink mit Blue Curaçao auf die Karte gebracht zu haben, einen Tiki-Drink namens The Shark. Vielmehr analysiert er in seinem Text jedoch auf kluge Weise, wie das Verständnis von Blue Curaçao – oder blauen Drinks generell – auch immer die Haltung widerspiegelt, mit der sich eine Bar im Zeitgeist verortet.

Immerhin galt Blue Curaçao als die Spaß- und Trash-Zutat der 1980er und 1990er Jahre schlechthin und somit als das Feindbild jeder Bar, die sich der Cocktail-Renaissance verschrieben hatte. Diese Entwicklung hin zur gehobenen Barkultur, in der frische Zutaten eine Selbstverständlichkeit sind, erlaubt mittlerweile viel mehr humoristische Abweichungen als in ihren Anfangszeiten –  aber Blue Curaçao wird, so scheint es, weiterhin mit Argwohn betrachtet, egal mit wie viel Ironie es Einzug in Rezepturen hält. John DeBary ist jedenfalls von einer Sache überzeugt: „Es ist nahezu körperlich unmöglich, traurig zu sein, wenn man einen blauen Cocktail trinkt.“

Der populärste Cocktail der Welt ist …

… wait for it! Es ist in jedem Fall ein bekannter Cocktail. Es ist einer, der sich auf vielfache Weise herstellen lässt, es gibt ihn nämlich in geschüttelter Version genauso wie aus dem Blender. Nein, es ist aber kein Daiquiri. Es ist nämlich kein Drink mit Rum, also auch kein Mojito, Piña Colada oder Caipirinha. Es ist auch kein Drink mit Gin, wie man angesichts der Gin-Popularität annehmen könnte, und auch keiner mit Whisky. Also bye-bye Negroni oder Whiskey Sour. Schon gar keiner mit Baijiu, auch wenn Baijiu die meist konsumierte Spirituose der Welt ist. Es ist ein Cocktail mit Tequila. Und jetzt liegt die Sache natürlich auf der Hand: Es ist die Margarita!

Zumindest, wenn es nach einer aktuellen Umfrage anlässlich des World Cocktail Day am 13. Mai geht, wie The Spirits Business berichtet. Hier wurden die Suchmaschinen-Suchabfragen aus 115 Ländern abgeglichen, die ergaben, dass der wohl berühmteste Tequila-Drink auch der meistgetrunkene – oder zumindest meist gesuchte – Cocktail der Welt ist. Kleine Überraschung: In 18 Ländern – darunter Indien und Russland – lag bereits der Neo-Klassiker Porn Star Martini vorne.

Ist die Zeit für den Traumjob gerade jetzt?

Immer wieder Sven Almenning: Wir haben in unserer Inventur in den letzten Monaten immer wieder einen Beitrag des australischen Barbetreibers geteilt. Das liegt nicht an einer persönlichen Sympathie für den Chef der Speakeasy Group, sondern daran, dass er tatsächlich immer wieder interessante Themen anstößt.

So auch in einem aktuellen Text für Australian Bartender, in dem er darlegt, was das wichtigste Kriterium einer Karriere in der Barszene bzw. Gastronomie ist: Kontinuität. Sprich das längere Verweilen an einem Arbeitsplatz. Das bringe so viel mehr Vorteile mit sich, als im Monats- oder Halbjahrestakt von einem Job zum nächsten zu springen, wie Almenning konstatiert. Natürlich blendet er die momentane Situation durch die Coronakrise nicht aus, trotzdem ist er überzeugt: „Aktuell leidet die australische Hospitality unter einem enormen Mitarbeitermangel, aber Zeiten der Krise sind auch Zeiten der Chancen. Wenn es ein Unternehmen gibt, für dass du immer schon arbeiten wolltest: Dann stehen die Chancen gut, gerade jetzt dort anzuklopfen und deine Dienste anzubieten.“

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

Kommentieren