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Inventur am 17. April 2022 – New Yorker Angel’s Share schließt & Cash ist nicht mehr King

Es ist Ostersonntag. Vermutlich handelt es sich um die bedrückendsten Ostertage seit langer Zeit, nichtsdestotrotz wollen wir unseren Leserinnen und Lesern ein paar schöne Feiertage wünschen. Wer nicht nur bunte Eier verstecken, suchen oder ignorieren will, den erinnern wir nochmal an unsere Geschichte „Fünf farbenintensive Drinks für Ostern“. Auch so bekommt man Farbe in ein Glas. Ansonsten werden wir die kommende Woche nützen, um die Finalist:innen der diesjährigen Made in GSA Competition 2022 festzulegen. Es sind nur noch wenige Punkte, die wir mit unserer Jury klären müssen, und wir freuen uns schon jetzt auf ein hochkarätiges Finale Ende Mai. Nächste Woche sollten wir an dieser Stelle schon mehr wissen. Und somit wollen wir in die News der vergangenen Woche blicken.

New Yorker Institution Angel’s Share geschlossen

Das New Yorker Angel’s Share ist eine Legende. Die japanisch inspirierte Speakeasy-Bar wurde in den 1990er-Jahren eröffnet und war die wohl wichtigste Inspirationsquelle für Sasha Petraske und dessen Kreation des Milk & Honey. Am 31. März 2022 jedoch ging der letzte Harvest – einer der Signature Drinks der versteckt gelegenen Bar – über den Tresen. Das Erstaunliche daran ist, wie die New York Times schreibt, dass eigentlich niemand so wirklich die Person kenne, die hintere der Bar steckt. Und räumt mit einem ausführlichen Porträt über Tony Yoshida mit diesem Missstand auf. Dieser ist nämlich nicht nur öffentlichkeitsscheuer Betreiber des Angels’ Share – das nun letztlich ebenfalls ein Opfer der Coronapandemie geworden ist – sondern generell ein umtriebiger Gastronom, der für viele gastronomische Innovationen in New York verantwortlich war. Und nach wir vor ist. Denn auch mit 77 Jahren hat der als sprichwörtlicher Tellerwäscher gestartete Japaner weiterhin viel vor. Es ist ein ganz bezaubernder Text – in dem nicht zuletzt ein Foto von der alten Hausordnung des Angel’s Share zeigt, woher Sasha Petraske wohl die Anleihen für seine Bars genommen hat …

Lang lebe die Kartenzahlung

Deutschland gilt als Land des Bargeldes. Während beispielsweise skandinavische Gäste sich schon vor einem Jahrzehnt fassungslos die Augen gerieben haben, dass sie ihre Drinks nicht mit einer Karte zahlen konnten, scheint die Bastion des Bargelds hierzulande ungebrochen. Kann Covid das vielleicht ändern? Immerhin sind sich viele Menschen seither bewusst, dass sie mit abgegriffenen Geldscheinen und Münzen ganze Virenherde mit sich herumtragen. Mike Baxter ist in seinem Beitrag für das Class Magazine jedenfalls davon überzeugt, dass die Tage des Bargelds gezählt sein sollten. Der hygienische Aspekt ist dabei nur einer von mehreren. Betrug und Schwund seien für Barbetreiber:innen wesentlich besser zu bekämpfen, und – der vielleicht gewichtigste Grund – Menschen, die bargeldlos zahlen, geben wesentlich mehr Geld aus. Psychologisch sitzt der Finger eben leichter, wenn man eine Karte anstatt seiner Scheine aus der Brieftasche ziehen muss. „Bargeld ist ein System, bei dem man einen persönlichen Vorrat an physischem Geld anlegen und diesen wieder auffüllen muss, wenn er zur Neige geht. Und das tut man, indem man seine … Karte benutzt. Wenn Ihnen das logisch vorkommt, sind Sie noch älter als ich.“ Da hat er einen Punkt.

Guter Mezcal, böser Mezcal

Regelmäßige Leser:innen unserer Inventur wissen, dass wir einen kleinen Hang zu Tequila und Mezcal haben. Und der geht weit über die Verwunderung über den nächsten Promi-Tequila hinaus. Nein, Mezcal liegt uns am Herzen, und dem Punch Magazine tut er das auch. In einem groß angelegten Dossier erklärt das Magazin nun, wie Konsument:innen vorgehen können, um guten von schlechten Mezcal zu unterscheiden, sprich: handwerklich hergestellten Mezcal, der aromatisch keine Tricks einsetzt und vor allem auch ökologische Fragen über die Agavenpflanze mitdenkt, von industriell hergestelltem Mezcal, der schon mal in Monokulturen hochgezogen wird und Umweltaspekte weniger berücksichtigt. Denn in den letzten neun Jahren sind die Exporte von Mezcal um 360 Prozent auf über 700 Marken gestiegen, und dass hier teilweise nachgeholfen wird, sollte auf der Hand liegen. Es ist dabei kein plumpes Gegenüberstellen von Gut und Böse geworden, sondern ein toller Leitfaden, mit dem sich gerade auch Anfänger:innen der Thematik nähern können. Aber nicht nur. Lesenswert.

Nachhaltigkeit das wichtigste Thema beim Konsumenten

Apropos Nachhaltigkeit: Sie ist und bleibt das wichtigste Thema im Alkoholbereich, wie The Spirits Business berichtet. Zu diesem Schluss kam der Drinks Industry ESG Trends Report 2022, eine Umfrage von Footprint Intelligence, die von Pernod Richard unterstützt wurde. Demnach gaben 38% der Verbraucher an, dass ihnen ökologische und soziale Verantwortung wichtiger ist als noch vor zwölf Monaten. Ganze 53 % gaben an, sich über Nachhaltigkeit und das soziale Engagement ihrer präferierten Marken zu informieren, ebenso viele überprüfen laut der Umfrage die Etiketten, um mehr über die Umweltfreundlichkeit eines Produktes zu erfahren. Diese Tendenz macht auch bei der Wahl der Gastronomie nicht Halt: Mehr als 70 % möchten wissen, wie Gastronomien gegen Abfall und andere Umweltprobleme vorgehen, immerhin 40 Prozent geben an, dass sie sich für ein Lokal entscheiden würden, das ein Abfallkonzept umsetzt. Die komplette Umfrage findet sich hier.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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