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Inventur 18. August 2019

Inventur am 18. August 2019 – Diageo und Cuba Ron gehen gemeinsamen Wege & wie ein vergessener Vordenker der regionalen Küche mit gebratenem Biber hantierte

Diageo übernimmt die weltweite Distribution des Premium-Rumbrands Santiago de Cuba, der nach Havana Club als Big Player des kommunistischen Landes gilt. In unserer Inventur werfen wir einen Blick auf das neue Joint Venture Ron Santiago SA. Das Nationalgetränk Rum zählt neben der Zigarre zu den beständigen Klischees der größten Antillen-Insel. Die Kubaner selbst scheinen allerdings auf den Biergeschmack gekommen zu sein, wie man hier neben weiteren Neuigkeiten dieser Woche erfahren kann.

Diageo übernimmt weltweite Distribution von Santiago de Cuba Rum

Seit den frühen 1990er-Jahren zeichnet das französische Getränkeunternehmen Pernod Ricard für den internationalen Vertrieb der kubanischen Rum-Marke Havana Club verantwortlich. Zu Wochenbeginn unterzeichnete nun eine europäische Tochtergesellschaft des britischen Getränkekonzerns Diageo einen Kooperationsvertrag mit der staatlichen Cuba Ron S.A. für die Marke Santiago de Cuba Ron und besiegelte das neue Joint Venture Ron Santiago SA.

Der Vertrag wurde zu Zeiten der neuerdings verschärften US-amerikanischen Wirtschaftssanktionen gegen Kuba unterzeichnet. Mit dieser Zusammenarbeit sichert sich Diageo die Rechte und greift dem kubanischen Rum-Hersteller für den globalen Vertrieb dieser Brand unter die Arme. Die kubanische Premium-Rummarke ist in den USA verbannt, im Rest der Welt jedoch sehr beliebt. Gemäß des neuen 50-50 Joint Venture Ron Santiago SA macht Cuba Ron neun Prozent des weltweiten Einzelhandelsumsatzes im Segment Premium-Rum.

Neues Mark Ridgwell Bartenderprogramm startet mit sechs Stipendienplätzen

Street Feast als Tochtergesellschaft der London Union und The Mixing Class lancieren ein jährliches Stipendienprogramm zu Ehren des leider zu Ende des vergangenen Jahres verstorbenen Spirituosenexperten und Beraters Mark Ridgwell. Bereits vor 15 Jahren etablierte Ridgwell Schulungen und Lehrgänge im Rahmen des Wine & Spirits Education Trust (WSET) und trainierte dort Experten und Akteure der Getränkeindustrie. Sein Vermächtnis für die Spirituosenwelt will nun im Rahmen des neuen Mark-Ridgwell-Stipendiums an Bartender weitergegeben werden.

Das Scholarship bietet zukünftig in jedem Jahr sechs Bartendern Plätze in WSET-Level 2-Kursen, die sich an Ridgwells Philosophie orientieren. „Wir von London Union freuen uns, die wunderbare Partnerschaft, die The Rushmore Group während vieler Jahre mit Mark Ridgwell gelebt hat, fortzusetzen und uns weiterhin für die Bedeutung der Spirituosenausbildung für die Zukunft der Barindustrie einzusetzen“, sagt Jonathan Downey, Mitbegründer von Street Feast, in Imbibe. Interessierte können sich per E-Mail bewerben.

Die Champagne bereitet sich auf die diesjährige Ernte vor

In den nächsten Wochen beginnt die handverlesene Ernte der Champagner-Rebsorten im rund 34.000 Hektar großen Anbaugebiet der nordfranzösischen Champagne. Winzer und Champagnerhäuser haben einen marktfähigen und bedürfnisgerechten Ertrag von 10.200 Kilogramm pro Hektar festgelegt. Die umweltfreundliche Herstellung spielt eine große Rolle. Der Champagne-Gesamtverband erstellte im Jahre 2002 eine vollständige CO2-Bilanz für die Erzeugung und Herstellung von Champagner.

Auf dieser Basis setzte der Comité Champagne den Winzern und Häusern der Region ambitionierte Umweltziele. Der CO2-Fußabdruck soll verringert und 100 Prozent des Weinbaus nachhaltig ökologisch werden. Die Zwischenbilanz 2018 zeigt, dass Erzeugung und Herstellung jeder Flasche das Klima heute um 20 Prozent weniger als im Jahr 2000 belastet. Bis 2025 wird eine weitere Reduzierung auf 75 Prozent des Ausgangswertes angestrebt. Heute werden in der Champagne 50 Prozent weniger Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt als vor 19 Jahren und die Hälfte davon ist für den biologischen Weinbau zugelassen. Ambitioniertes Ziel: eine weitere Halbierung bis 2030. Ab 2025 sollen alle 16.000 Winzer und 340 Häuser zertifiziert nachhaltigen und biologischen Weinbau betreiben. Rund die Hälfte aller nach Méthode Champenoise und strengen Herstellungsgesetzen produzierten Champagner werden im Land selbst verköstigt. Man könnte auch „savoir vivre“ dazu sagen. Die Zeit hatte einst ein Plädoyer für dieses prickelnde Vergnügen verfasst, das wir gerade ausgegraben haben und gerne empfehlen möchten.

Wie konsequent sollen Restaurants in regionalen Küchen- und Kochstilen wirken?

Typisch regionalspezifisch, bodenständig und saisonal lauten die modernen Leitsätze auf Seiten der Gastronomie wie Konsumentenscharen. Der Nachhaltigkeitsgedanke, Frischware aus regional ansässiger Bio-Land- und Viehwirtschaft, das Ernährungsbewusstsein und klimafreundliche Restaurants sind die vorherrschenden Paradigmen der heutigen Gastro- und Genusswelt.

Gut so. „Produkte aus der unmittelbaren Umgebung zu nutzen, ist eine Selbstverständlichkeit“, leitet ein Artikel von Gastronomie- und Weinautor Wolfgang Fassbender im Webportal NZZ Bellevue der Neue Zürcher Zeitung ein und fragt: „Aber muss man es auf die Spitze treiben, Biberschwanz dem Hummer bevorzugen?“ Bereits in den 1980er-Jahren widmete sich der jüngst verstorbene Sternekoch Gerhard Gartner in seiner Küche des Gala-Restaurants heimischen Zutaten und servierte Weißkohl unter anderem mit Biber. Ein Vordenker, dessen Handeln damals nicht viele Anhänger gefunden hat. Der gebratene Biber machte keine Schule, schreibt das Bellevue, die Arbeit mit Regionalprodukten schon.

Credits

Foto: Shutterstuck

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