Inventur am 19. Juli 2020 – Fever-Tree übernimmt GDP & Lern-App für Bartender
Einen frohen National Daiquiri Day! Ja, mittlerweile haben wir diesen „Feiertag“ aus den USA tatsächlich ein wenig auf dem Schirm. Man kann es sich halt auch einfach hervorragend merken, weil die Wahrscheinlichkeit für heißes Wetter Mitte Juli dann doch ziemlich hoch ist – sogar in nördlicheren Gefilden. Was passt da besser als ein knackig kalter Rum-Drink?
Ein großer Daiquiri-Lover ist übrigens auch der Berliner Bartender Damien Guichard, seit Frühjahr 2020 nebenberuflich der erste Markenbotschafter des Bar Convent Berlin. Der BCB hatte bereits vor einigen Wochen das diesjährige Alternativkonzept „Pouring Digital“ bekanntgegeben. Jetzt legt Guichard persönlich nach – und zwar mit einem ersten herrlich launischen Video, in dem er erste konkrete Punkte zum Programm erklärt. Mitmachen darf nicht nur Programmdirektor Angus Winchester, sondern auch ein pinkes Sakko. Und ein pinkes Sakko, das wiederum passt dann doch nochmal doppelt gut zu einem Daiquiri bei einem Corona-losen Sonnenuntergang in Miami. Daran denken wir jetzt, mixen uns einen Drink und schauen auf die flüssigen News der Woche.
Auch London schließt: Kein Milk & Honey mehr
Wir eröffnen mit einer nächsten traurigen Schließungs-Nachricht: Am Donnerstag machte der Londoner Barbetreiber Jonathan Downey mit einem Tweet öffentlich, dass das Milk & Honey im Herbst dauerhaft seine Türen schließen werde.
Damit ist der Ableger des einstigen, legendären New Yorker Mutterschiffs nun auch Geschichte, durch den Tod des ursprünglichen Gründers Sasha Petraske vor fünf Jahren scheint die M&H-Ahnenlinie jetzt komplett versiegt. Die Londoner Dependance hatten Downey und Petraske gemeinsam aus der Taufe gehoben. Als Grund für die Schließung führt Downey Unstimmigkeiten mit dem Vermieter an.
Fever-Tree übernimmt Global Drinks Partnership
Ein nicht allzu häufiger Schritt: Wie zu Beginn der Woche bekanntgegeben wurde, hat der britische Bitterlimonadenhersteller Fever-Tree mit Wirkung zum 1. Juli seinen deutschen Importeur übernommen, die Münchener Firma Global Drinks Partnership (GDP).
Seit mittlerweile sieben Jahren wird Fever-Tree, inzwischen vom Neuling zu einem globalen Filler-Schwergewicht avanciert, von GDP in Deutschland importiert und vertrieben – gemeinsam wurde der hiesige Markt erschlossen und auch für viel Präsenz im Handel gesorgt. Die Akquisition von GDP ist für Fever-Tree nun die nächste strategische Etappe in der Etablierung auf deutschem Terrain, wie CEO Tim Warrilow zu Protokoll gibt. GDP wird der offiziellen Pressemeldung zufolge weiterhin als eigenständige GmbH von der bisherigen Geschäftsführung geleitet und auch sein übriges Portfolio – u.a. Beluga Vodka, Martin Miller’s Gin oder die katalanische Biermarke Estrella Damm – wie gewohnt weiter anbieten.
„Know How“: Stephan Hinz lanciert neue Lern-App für Bartender
Wer Teil der Barszene ist, hört zwangsläufig irgendwann von Stephan Hinz. Und irgendwann bekommt man dann auch mit, dass ihm offenbar schnell langweilig wird. Gestartet als einfacher Bartender und einst als sehr junger Mann bereits zum „Mixologen des Jahres“ gekürt, ist der Wahl-Kölner im Lauf der Jahre zu einem der umtriebigsten, kreativsten und nicht zuletzt erfolgreichsten Unternehmer der Szene geworden. Die eigene Bar „Little Link“, dazu Consulting-Dienste, eine unfassbar erfolgreiche Glas-Kollektion, eine eigene Trinkhalm-Range oder die selbst entwickelte Eisblockmaschine sprechen Bände – und das sind nur die wichtigsten Punkte.
Nun legt er mit der Lern-App „Barback Know How“ nach: Aus seiner Corona-Hilfsinitiative „Barback“ heraus hat Hinz die App als Education-Tool für Barleute entwickelt: In zwei Modi (Lernen & Duell) haben Bartender die Möglichkeit, bei über 1000 Fragen ihr Fachwissen zu testen und spielerisch auszubauen. Für ein paar verregnete Nachmittage sowie die eine oder andere langweilige Busfahrt definitiv eine sinnvolle Alternaitve zu Candy Crush. Zu haben ist die kostenfreie App für Bartender für iOS und Android.
Mallorcas Sauf-Kieze sind wieder geschlossen
Traurigerweise war die „Wiedereröffnung“ von Mallorca von Anfang an geprägt durch hitzige Debatten um die Strenge der coronabedingten Schutz- und Abstandsmaßnahmen. Viele der angestammten Touristen schienen nicht einsehen zu wollen, dass ihr Urlaub auf dem balearischen Teutonengrill sich in diesem Sommer eventuell etwas anders gestalten muss als sonst. Auf ein #NewNormal mit Maske und Social Distancing jedenfalls wollten sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge viele der Urlauber in den pauschaltouristischen Ballungsgebieten auf keinen Fall einlassen.
Die traurige Konsequenz zogen die regionalen Behörden nun Mitte der Woche: Nach zahlreichen Regelverstößen sowie illegalen Partys wurden einige der prominentesten Orte des mallorquinischen Trinktourismus gesperrt: So bleiben etwa auf der „Bierstraße“ an der Playa de Palma und am Punta Ballena in Magaluf für die nächsten zwei Monate sämtliche Lokale geschlossen, teilte der zuständige Tourismusminister mit. Die betroffenen Spots sind besonders populär bei Deutschen (Palma) und Briten (Magaluf) und gelten als Hotspots der klischeehaften „Ballermann“-Kultur. Für die dortigen Gastronomen dürfte dieser erneute Shutdown ein niederschmetterndes Signal sein.
Berliner Clubs: Hilfe ausgerechnet von der CDU gefordert
Überraschungen gibt es immer wieder. So tat sich im Lauf der Woche in Berlin ausgerechnet die CDU mit einem Konzept zur Beihilfe und Unterstützung der rund 140 geschlossenen Berliner Nachtclubs und Discotheken hervor. Generell gelten die Christdemokraten nicht gerade als eine Partei, die sich für Belange der Clubkultur interessiert, der haushaltspolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, Christian Goiny, widmet sich aber genau diesem Thema.
In einem ersten Vorschlag fordert er eine Lösung, die auch Verantwortung von den Vermietern fordert. Demnach sollten die Verpächter von Clubflächen für die Dauer der Schließung auf 50% der Miete verzichten, für die dann noch offene Miethälfte soll das Land Berlin aufkommen. „Gewagt“ sei der Vorschlag, so etwa die Berliner Zeitung, weil die Regelung erstmals auch die privaten Vermieter in die Pflicht nähme. Die anteiligen Zahlungen seitens der Berliner Verwaltung wiederum seien durch den genehmigten Nachtragshaushalt bereits möglich, heißt es weiter. Für Nachtclubs, die sich häufig an extrem begehrten Lagen befinden, ist die Miete oft der mit Abstand größte Posten an Fixkosten. Noch immer sind Clubs und Discotheken nicht nur in Berlin komplett geschlossen, manche Branchenkenner prognostizieren düster, ein „Reboot“ könnte erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 möglich sein.
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