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Inventur

Inventur am 19. Mai 2024 – Was ist ein Gonster & Michelin-Stern für Taco-Imbiss

Willkommen zur Inventur an diesem Sonntag, die wir sportiv einleiten wollen. Denn mit dem gestrigen Samstag ist die (zumindest temporäre) Wachablöse im deutschen Fußball komplett, Bayer Leverkusen entrinnt seinem Fluch des „Vizekusen“ und wird deutscher Fußballmeister der Herren. Bei den Frauen ist die Welt für das entthronte Bayern München noch in Ordnung, denn hier wurde auch vor dem (heutigen) letzten Spieltag der Titel bereits eingefahren. Insgesamt wartet noch einiges an Sport auf uns in den kommenden Wochen, bekanntermaßen beginnt die Fußball-Europameisterschaft der Männer am 14. Juni in Deutschland, im Juli folgen dann die Olympischen Spiele in Paris. Heißt vermutlich: viel Fan-Ansturm, viel Übertragungen und viele Menschen in Fußballtrikots. Wie wappnet man sich als Bar? Mitmachen, wenn die Kugel rollt, oder lieber (ver)schließen? Meinungen darüber sind per Mail an [email protected] willkommen. Und wir flanken somit in die weiteren Meldungen der Woche.

Das Death & Co. Imperium

Vor wenigen Wochen hatten wir auf unserer Website ein Porträt über Sam Ross, das davon handelt, dass seine beiden bekannten Kreationen Paper Plane und Penicillin zwar fast 20 Jahre alt sind, er selbst aber erst 41 Jahre alt ist, sprich die Cocktails ein Phänomen einer Zeit waren, in der vieles noch auf eine Art und Weise möglich war, wie heute nicht mehr ist. Aus genau jener Ära stammt auch das Death & Co, eine der einflussreichsten Bars weltweit. Sie wurde 2006 u.a. vom damals 24-jährigen David Kaplan mitgegründet, der die Geschicke des Bar-Imperiums nach wie vor leitet, das mittlerweile Außenstellen in Denver, Washington D.C, Los Angeles und (in Kürze) Seattle betreibt. Der Autor Jordan Michelman blickt in seinem Text für das Punch Magazine weder verklärt auf die beinahe zwei Jahrzehnte des Bestehens der Gruppe, die heute auch Barware und RTD-Drinks vertreibt, noch unterstellt er ihr eine Art Sellout. Vielmehr nimmt er in dem großartigen Text mit auf eine Zeitreise zwischen Cocktail-Renaissance und TikTok-Zeitalter, und erklärt, wie es eine Bar schafft, immer das zu sein, was sie primär sein sollte: ein Ort der Begegnung. Pflichtlektüre.

Der Gonster oder Billie Irish

Gelayerte Drinks? Kennen wir. Gibt es schon seit mehreren hundert Jahren und hießen früher Pousse Café. Gelayertes Guinness mit Monster Energy Drink? Kennen wir nicht. Gibt es aber, und es hat – wie könnte es anders sein – einen kleinen veritablen Trend auf TikTok. Der eigentliche Fachterminus ist Gonster als eine Kombination der beiden Produkte, manchmal wird er auch Billie Irish genannt. Auf Vinepair geht der Autor Aaron Goldfarb der Frage nach, wann der Drink tatsächlich entstanden ist, wie und auf welche Weise er viral ging – und natürlich, wie er schmeckt und ob er tatsächlich das Zeug zum Sommerhit hat im Sinne von Aperol Spritz. Letzteres glauben wir nicht, auch wenn der Drink – das geben wir zu – optisch durchaus beeindruckt.

Almave: Tequila jetzt auch alkoholfrei

Böse Zungen würden behaupten: Da der frühere Formel 1-Dauersieger Lewis Hamilton zum Statisten degradiert wurde durch den nunmehrigen Formel 1-Dauersieger Max Verstappen, hat er Zeit, sich anderen Dingen zu widmen. Wir sind aber keine bösen Zungen, sondern glauben dem Briten einfach, wenn er Food & Wine erklärt, dass er Tequila immer schon mochte, aber nach einer Alternative gesucht hat, die es ihm erlaubt, „24 Stunden am Tag einen klaren Kopf zu bewahren“. Einen besseren Kopf wiederum als Iván Saldaña hätte er nicht finden können, um diese Idee wahr werden zu lassen. „Almave“ lautet das Ergebnis, ein alkoholfreies Agavendestillat, das natürlich nicht Tequila genannt werden darf, da es keinen Alkohol enthält (und das in Deutschland noch nicht erhältlich ist). „Unser Verfahren spiegelt die traditionelle Herstellung wider, wobei wir auf die Gärung verzichten. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, so viel Geschmack wie möglich aus der Agave zu extrahieren, damit der endgültige Geschmack und das Mundgefühl dem von Tequila ähneln.” An der Entwicklung war übrigens ein gewisser Hendrik Giersiepen beteiligt …

Michelin Stern für Taco-Imbiss

Wir bleiben in Mexiko, wo in diesem Jahr erstmals der Michelin Guide Mexiko vergeben wurde. Als Überraschung ging dabei ein Stern an den Taco-Imbiss Califa de León in Mexiko-Stadt, wie mehrere Medien, u.a. CNN, berichteten. Nur knapp zehn Quadratmeter misst die Bude, in Arturo Rivera Martínez und Team ihre Tacos auf Plastikteller zaubern. Seit zwanzig Jahren leitet Martínez die Geschicke, und offenbar liegt das Geheimnis des Erfolges in der Simplizität. Es gibt nur vier Varianten von Tacos sowie eine rote und eine grüne Sauce. „Diese Taqueria ist zwar sehr karg und bietet gerade genug Platz für eine Handvoll Gäste, die an der Theke stehen, aber ihre Kreation, der Gaonera-Taco, ist außergewöhnlich“, heißt es auf der Website von Michelin. Gaonera ist wiederum eine Hommage an einen mexikanischen Stierkämpfer, den Imbiss selbst gibt es an der Stelle bereits seit 1968. Ein weiterer Gästeansturm und Platzmangel scheint mit der Auszeichnung jedenfalls garantiert. Das erste Street-Food-Lokal mit einem Stern ist das Califa de León jedoch nicht, diese Ehre ging 2016 an den Stand von Chan Hon Meng in Singapur.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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