Inventur am 22. Dezember 2019 – Dosenschaum auf dem Prüfstand & Nachtfalken heben ab
Lässt sich Schaum aus geschüttelten Dosen vermeiden? Was machen die Nighthawks in Frankfurt? Was passiert, wenn Bartender mit ihrem Storytelling übertreiben? Und warum ist das Motel Avus so besonders? Unsere Inventur hat Antworten
Die Zeit der Bierdosen ist Weihnachten nicht unbedingt, kommen doch eher Wein, besondere Schaumweine oder, in manchen Fällen, Irish Whiskey oder Hot Buttered Rum auf den Tisch.
Auszuschließen ist es natürlich, dass ein paar Dosen Bier auf dem Tisch landen. Dabei gibt es auch immer wieder Menschen, die vor dem Öffnen auf den Deckel oder die Unterseite der Dosen klopfen. Das soll die berühmte Schaumfontäne ins Gesicht vermeiden, die aus geschüttelten Dosen für böse Überraschungen sorgt.
Wissenschaftlich erwiesen ist der Erfolg dieser Technik ebenso wenig wie das Reiben von durchgerasselten Münzen an Fahrkartenautomaten. Diesen Umstand wollte eine dänische Universität nun ändern und hat den Test an tausend Bierdosen durchgeführt. Diese wurden danach auf dem Campus der Universität verteilt. Ob das Ergebnis – neben einem offenbar großen Studentenspaß – auch wissenschaftlich etwas gebracht hat, liest man am besten selbst.
Mit Guinness in das Reich der Historie
Guinness ist das vermutlich international bekannteste Bier aus Irland, mit dem berühmten Guinness Buch der Rekorde ist man auch in nicht trinkfesten Haushalten ein Begriff.
Rekordverdächtig ist auch der Mietvertrag, den Arthur Guinness einst im Jahre 1759 für seine Brauerei abschloss: Dieser läuft nämlich auf bescheidene 9.000 Jahre! Seit 260 Jahren hat die Produktionsstätte des Bier nicht den Standort gewechselt (auch wenn Guinness heute freilich auch weltweit produziert wird), nun startet das Guinness Storehouse erstmals eine Brauerei-Tour, die einen tiefen Einblick in das Reich des irischen Klassikers gibt. Erstmals dürfen Gäste in den Untergrundtunnel hinabsteigen und unterirdisch den Weg zum modernen Brewhouse 4, in dem das Bier heute in riesengroßen Sudpfannen produziert wird, zurücklegen.
Und wer keine Reise auf die grüne Insel unternehmen will oder kann, kann sich in den Festtagen ja vielleicht mit einem Black Velvet gedanklich einstimmen.
NighthawksFFM bereichert Cocktailcatering
Nichts mit Bier und nichts mit Dosen hat das neue Projekt von Sven Riebel zu tun, dem Kopf hinter dem Frankfurter Seven Swans & The Tiny Cup. Gemeinsam mit Jens Seidl hat man sich als NighthawksFFM zum Ziel gesetzt, neue Maßstäbe im Bereich des Cocktail-Caterings zu etablieren. Vornehmlich sind das zu Beginn Pre-Bottled-Cockails, die in zwei Kategorien angeboten werden, zum einen Punches als erfrischende, fruchtige Variante, zum anderen kräftigere Drinks, bei denen die Spirituose im Vordergrund steht.
Jens Seidl, Bartender aus Leidenschaft und Quereinsteiger, steht jeden Monat mit einer eigens entwickelten Cocktailkarte als Gastbartender im Tiny Cup. Mit dem nun entwickelten Konzept sollen sowohl Endverbraucher als auch Gastronomen und Firmen angesprochen werden, die sich mit den Pre-Batched-Kreationen der Nachtfalken die Arbeit erleichtern können. Kurzum: Die beiden aus einer der kleinsten Bars des Landes haben Großes vor.
Wenn Storytelling übers Ziel hinaus schießt
Wer sich auch nur ein wenig mit Cocktail-Competitions auseinandersetzt, dem wird rasch klar: Bartender müssen heute nicht nur ihr Handwerk beherrschen und einen aromatisch ausgeklügelten Drink auf den Tresen stellen – sie müssen diesen vor allem auch immer häufiger mit ausgefalleneren Geschichten untermalen, ob diese nun eine persönliche Anekdote sind oder gleich ein popkultureller Abriss. Als wäre jeder, der hinter der Bar arbeitet, ein geborener Geschichtenerzähler, Romanautor oder Stand-up-Comedian. Eine durchaus seltsame Entwicklung, bei der der Cocktail schon mal in die zweite Reihe abdriften kann.
So verwundert es nicht, dass die Geschichten immer buntere Blüten treiben, denn wer kann sie denn überprüfen? Niemand. Einen seltenen Fall von Münchhausen-Effekt gab es nun bei einem Wettbewerb in Chicago, bei dem der Vortragende vom aromatischen Einfluss seiner Großmutter aus der Dominikanischen Republik erzählte, während anwesende Familienmitglieder darüber staunten, wurde besagte Dame doch in Illinois geboren und hat den Staat laut Angaben ihres Sohnes vermutlich auch nie verlassen. Sowie ein paar andere biographische Details, die im Sinne der Sensation auf der Strecke blieben. Vielleicht ein guter Anlass, darüber nachzudenken, Cocktail-Competitions nicht zu Märchenstunden verkommen zu lassen.
Motel Avus: Eine Insel mitten in der Stadt
Wir beschließen unsere sonntägliche Inventur mit einem Beitrag, der nur am Rande mit Barkultur zu tun hat. Wohl aber mit einer besonderen Form von Gastronomie. Die Märkische Allgemeine hat sich eine Weile in einem ganz besonderen Hotel einquartiert: Dem Avus Motel in Berlin, gelegen an der gleichnamigen, heute nicht mehr aktiven Rennstrecke, der ältesten von Deutschland.
Das Avus Motel ist eine Insel, umschlossen von der meist befahrenen Autobahn Deutschlands. Hier ist ein ganz eigener Kosmos entstanden, ein Ort, der “weder zum Ankommen noch zum Wegkommen geeignet sei”. Die Schumacher-Brüder waren hier ebenso wie Matt Damon, der als Jason Bourne Bekanntschaft gemacht mit dem Rundbau, in dem man manchmal das Gefühl hat, als würden einem die Autofahrer beim Zähneputzen zusehen. Natürlich hat das Motel Avus auch gastronomisch ganz besondere Geschichten zu bieten, und wer sich für Orte abseits der Norm interessiert, ist hier genau richtig.
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