Inventur am 24. September – Murray Stenson gestorben & erstmals World’s 50 Best Hotels gekürt
Im letzten Jahr haben unsere MIXOLOGY Bar Awards nach einem zweijährigen, digitalen Exil wieder in gewohnter Form stattgefunden: Als echte Gala mit Gästen und in den gewohnten 14 Kategorien, in denen die Oscars der Barszene vergeben werden. Kommt uns vor, als wäre es erst gestern gewesen, trotzdem aber ist es bald wieder so weit: Am Sonntag, dem 8. Oktober, werden die Bar Awards im Berliner Moa verliehen. Für die Preisverleihung sind noch Resttickets vorhanden. Denn entgegen einem vielfach vorherrschenden Glauben, ist der Abend nicht ausschließlich für Nominierte und Sponsoren reserviert – sondern auch Gästen zugänglich, die diesen Abend hautnah miterleben wollen. Dann heißt es aber schnell sein: Nur noch bis zum 26. September, also dem Dienstag, ist der Ticket-Shop geöffnet. Und hatten wir es eigentlich schon erwähnt: Durch den Abend wird das Moderatoren-Duo Gabriel Daun und Nils Wrage führen. Stimmung ist also garantiert. Und somit widmen wir uns wie gewohnt der Inventur der abgelaufenen Woche.
World’s 50 Best kürt erstmals Hotels
Was es bereits für Restaurants und Bars gibt, gibt es nun auch für Hotels: Die 50 Best-Gruppe hat 2023 erstmals auch die „World’s 50 Best Hotels“ gewählt. Laut eigenen Angaben beruht die Rangliste auf den Nominierungen von knapp 600 anonymen Reisejournalist:innen, Hoteliers und Luxusreisenden aus aller Welt, und der erste erste Platz geht dabei an Italien: Es ist das Passalacqua am Comer See, der frühere Wohnsitz des Komponisten Vincenzo Bellini (der wiederum nichts mit der Namensgebung des Bellini Cocktails zu tun ist, dieser ist nach dem Maler Giovanni Bellini benannt), das gerade mal 24 Zimmer zählt. Auf den Plätzen zwei bis vier landen mit dem Rosewood Hong Kong, dem Four Seasons Bangkok und dem The Upper House (ebenfalls Hong Kong) drei Vertreter aus dem asiatischen Raum. In fast schon bewährter World’s 50 Best-Manier gibt es für den deutschsprachigen Raum wenig zu bestellen, als einziger Vertreter landete das Badrutt’s Palace aus dem Schweizer Luxus-Winterskiort St. Moritz auf Platz 43. Hier geht es zur vollständigen Liste.
Die Barwelt trauert: Murray Stenson gestorben
Die digitalen Beileidsbekundungen vor allem aus der US-Barszene machen deutlich, welchen Stellenwert dieser Bartender in den USA hatte: Die Barwelt trauert um Murray Stenson, der vor wenigen Tagen im Alter von 74 Jahren verstorben ist. Bekannt ist Stenson vor allem für die Wiederbelebung des Last Word, dem er während seiner Periode im Zig Zag Café in Seattle zu neuem Ruhm verholfen hat, wo auch mit dem Trident Cocktail für Rekordabsätze von Cynar gesorgt wurde. Weitere Stationen des klandestinen Bartenders, der als Mentor vieler prägender US-Bartender gilt, lauten Queen City Grill, Kaname, Vittles, Elysian oder Il Bistro. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt, aber Stenson hatte in den letzten Jahren laut diesem umfangreichen Porträt in der Seattle Times immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Auch Jeffrey Morgenthaler würdigt Stenson in einem Post als einen seiner Mentoren.
Milk Punch: einfach mal Milchpulver nehmen
Milk Punch ist nach wie vor im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Die geklärten Drinks erfreuen sich großer Beliebtheit, beim Gast durch den transparenten Anblick und die geschmeidige Konsistenz, bei den Bars durch ihre Haltbarkeit und Planbarkeit. Wermutstropfen: die langwierige Herstellung, denn die Methode, den Alkohol durch eine Kombination aus Zitrusfrucht und Milch zu filtern, benötigt vor allem Zeit. Bartender Daniel Villa aus dem Supperland in Charlotte hat laut Punch Magazine eine weitere Variante für die Herstellung: dehydriertes Milchpulver. „Einige moderne Küchen verwenden es, um Saucen mit brauner Butter wie Beurre Noisette zu verfeinern”, wird er zitiert. Die Anwendung macht laut Villa Zitrusfrüchte oder andere Säuren überflüssig, die beim „Aufbrechen“ der Milch eine Rolle spielen und sie in festen Bestandteil und flüssige Molke trennen. Selbst wenn sie rehydriert wird, braucht die Milch keine Säure, um sich wieder zu zersetzen, vor allem, wenn sie mit Alkohol in Kontakt kommt. Die Proteine verklumpen von selbst und bilden so ein Filterbett, das das Getränk klärt. Er sei gespannt, wie andere Bartender:innen den Prozess interpretieren, so Villa.
Musiker Chris Stapleton launcht Traveller Whiskey
Und ehe wir uns versehen, ist es fast eine komplette US-Inventur geworden! Denn zugegeben haben wir in der Mixology-Redaktion eine kleine Vorliebe für Country-Musik. Damit meinen wir nicht den quietschigen Neopop-Country, sondern den zeitlosen Country; also dem, der alt oder neu sein kann, aber in dem es darum geht, verloren an einem Punkt seines Lebens zu stehen und auf die dark road back oder die long road ahead – oder beides – zu blicken. Der Partner ist weg, die Liebe für immer verloren, die Welt grau und gemein und voller Menschen, die sich für den Schein verstellen oder für das Sein abbuckeln und sich gerade mal über Wasser halten können. Das Pferd ist vielleicht auch noch tot. Und natürlich ist der Whiskey leer. Oder nicht weit weg.
Wie kamen wir nochmal darauf? Ach ja: Countrysänger Chris Stapleton wird mit Buffalo Trace seinen eigenen Whiskey lancieren. Dieser wird Traveller Whiskey heißen, benannt nach dem Erfolgsalbum des Musikers, dessen größter Hit eigentlich „Tennessee Whiskey“ lautet. Aber Stapleton stammt selbst aus Kentucky und hat laut VinePair mit dem Master Distiller von Buffalo Trace, Harlen Wheatley, ordentlich verkostet, bis die Mischung von Traveller Whiskey feststand. Dessen Launch soll Anfang 2024 erfolgen.
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