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Inventur

Inventur am 25. September 2022 – Mangel an Kohlensäure & Roe vs. Wade in der US-Gastronomie

Es wird immer ernster: Heute in genau zwei Wochen gehen die MIXOLOGY Bar Awards 2023 über die Bühne. Am Abend des Sonntages, 9. Oktober, erwarten wir an die 350 Gäste im Berliner Grand Hyatt, um einen lange herbeigesehnten Moment zu zelebrieren: Die Übergabe unserer „Oscars der Barbranche“ in 14 Kategorien und somit in ihrem ursprünglichen, prä-pandemischen Format. Ein Großteil des Kartenkontingents ist bereits vergriffen, aber es gibt noch Resttickets: Dieser Link führt (via einer Weiterleitung) in den Ticket-Bereich. Und somit steigen wir ein in die News dieser Woche.

Deutscher Getränkeindustrie fehlt es an Kohlensäure

Wie so viele Branchen kommt auch die Getränkeindustrie durch Rohstoffknappheit in die Bredouille. Warnende Stimmen insbesondere unter Bier- und Mineralwasserherstellern berichten nun von einem Mangel an Kohlensäure, wie die Zeit berichtet. Viele Hersteller machen sich Sorgen, ob sie ihre Produktion weiter gewährleisten können. Kohlensäure wird in der gesamten Ernährungsindustrie für Produktions- und Verpackungsprozesse benötigt, aber auch in der Gastronomie, um etwa Bier aus den Fässern zu zapfen. Sie entsteht durch die Reaktion von Kohlendioxid (CO₂) und Wasser. Das benötigte CO₂ komme dabei vor allem aus der Düngemittelindustrie, wo es als Nebenprodukt anfällt. Deren energieintensive Produktionsprozesse würde jedoch zurückgefahren, seit die Gaspreise gestiegen sind, was somit weniger Düngemittel somit weniger Kohlendioxid und damit auch weniger Kohlensäure bedeutet.

Roe vs. Wade und die Gastronomie in den USA

Unser Must-Read dieser Inventur stammt von Daily SevenFifty, und er beleuchtet ein Problem, das sich spezifisch auf die USA bezieht. Dort wurde mit der Annullierung des Urteils Roe vs. Wade die Abtreibung in vielen Bundesstaaten verboten bzw. unter Strafe gestellt. Es ist für sich genommen schon erschütternd, unter welchen Bedingungen in der Gastronomie in den USA gearbeitet wird, wie der Bericht eindrucksvoll wiedergibt. Aber ganz besonders trifft das Urteil Frauen aus der Gastronomie. In einem Sektor mit einem Beschäftigtenanteil von 70 Prozent Frauen erhält nicht einmal ein Drittel der Beschäftigten vom Arbeitgeber bezahlte Gesundheitsleistungen, weniger als die Hälfte bekommt bezahlten Krankenurlaub. Keine Versicherung, kein Urlaub, kein fairer Lohn – für viele eine Situation, in der eine Schwangerschaft existenzbedrohend wird.

Gleichzeitig konzentriert sich das Dossier aber auf die große Solidarität innerhalb der Barszene und vor allem der weiblichen Bartenderinnen und Barbetreiberinnen. Es geht dabei um Wege, wie Unternehmer:innen ihre Angestellten unterstützen bis hin zur politischen Entscheidung, welche Produkte im Backboard stehen. „Ich habe großartige neue Marken entdeckt, die von Frauen geführt werden”, wird etwa die mehrfache Bar-Betreiberin Jill Cockson zitiert. „Und wir knüpfen engere Beziehungen zu lokalen Unternehmen. Ich möchte die lokale Wirtschaft unterstützen, aber ich möchte keine lokalen Arschlöcher unterstützen. Der einzige Grund, warum man schweigen muss, ist, wenn man sich in seinem Geschäftsplan geirrt hat oder der Industrie ausgeliefert ist. Wenn man einen Raum mit Integrität will, muss man einen Geschäftsplan entwickeln, der mit dieser Integrität Geld verdienen kann.“ Lesenswert.

Grill Royal-Macher:innen mit einem neuen Hotel

Mit dem Grill Royal zog vor fast 20 Jahren eine neue Form von Glam-und-Kunst-Gastronomie in großem Stil in Berlin ein. Das „Celebrity-Steakhaus“ erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, und die Macher:innen Stephan Landwehr, Moritz Estermann und Victoria Eliasdottir haben viele zahlreiche gastronomische Spuren in der Hauptstadt hinterlassen, wie etwa das Sterne-prämierte Restaurant Kin Dee. Nun folgt ein weiteres Kapitel: das Château Royal. Dabei handelt es sich um ein 93 Zimmer großes Hotel in der Nähe der Promenade Unter den Linden, in der Berliner Altbau-Chic mit modernem Interieur und zeitgenössischer Kunst kombiniert wird. Bei dem Wort „Chateau“ denkt man natürlich in erster Linie an das berühmte Chateau Marmont in Los Angeles, und es wäre bei diesen Betreiber:innen kein Wunder, wenn das auch so gewollt ist. Mit einer eigenen Bar und einer eigenen Weinbar kommt natürlich auch dem Genuss eine zentrale Rolle zu. Die FAZ hat einen ersten Einblick.

Prognosen für den alkoholfreien Markt

Welcher Markt ist – gemessen am Volumen – der führende im Bereich alkoholfreier Produkte? Richtig, anhand der Fragestellung könnte man es schon erahnen: Deutschland. Der Absatz von alkoholfreien und alkoholarmen Produkten ist hierzulande mehr als dreimal so hoch wie der des nächstgrößten Marktes Spanien. Sowohl Deutschland als auch Spanien verzeichneten im Jahr 2021 einen Mengenzuwachs von etwa +2 Prozent. Gleichzeitig findet die größere Innovation in dem Segment in kleineren, dynamischen Märkten wie den USA, Großbritannien, Frankreich und Australien statt, wie das Marktforschungsunternehmen The IWSR mitteilt. Diese Märkte verzeichneten alle ein zweistelliges Wachstum des alkoholfreien Volumens in den Jahren 2020-2021, und das Institut führt fünf diese Gründe an, welche Trends und Entwicklungen dieses Wachstum noch prägen werden.

Credits

Foto: everettovrk – stock.adobe.com

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