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Inventur am 30. Mai 2021 – Diageo mit Umstrukturierung & De Kuyper mit neuem Vertriebsnetz

Prost und hereinspaziert zur letzten „Inventur“ im Wonnemonat, dem gefühlt kältesten Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Für die Bars und Restaurants, die nun landauf, landab wieder aufsperren, bedeutete das vor allem, dass die Kellner sicherlich die eine oder andere Sonderschicht aus Deckenverteilen, Heizstrahleranschalten und Sonnenschirmentwässern einlegen durften, um überhaupt ein paar Gäste empfangen zu können. Wünschen wir uns also vor allem für sie wärmere Tage in der nächsten Zeit.

Und was ist die Woche sonst noch so passiert in Sachen Bars und Drinks? Schauen wir uns die Nachrichten der letzten Tage an, die diesmal sehr Business-lastig sind. Gleich zwei große Spirituosenhersteller kündigten im Lauf der Woche – sehr unterschiedliche – Veränderungen in Deutschland an.

Diageo entlässt sein gesamtes Außendienst-Team

Die Meldung machte am Mittwoch die Runde: Wie mehrere Fachmedien übereinstimmend berichteten, hat die deutsche Niederlassung des weltgrößten Spirituosenkonzerns Diageo ihre komplette Außendienst-Truppe entlassen. Der Stellenabbau betrifft demnach sowohl den On-Trade als auch den Einzelhandel, insgesamt seien über 75 Diageo-Mitarbeiter entlassen worden. Nach aktuellen Informationen von MIXOLOGY bleiben die Markenbotschafter als Schnittstelle zur Barszene jedoch an Bord.

Einer Firmensprecherin zufolge will Diageo seine Außendienstaktivitäten zukünftig über externe Anbieter steuern anstatt mit einem festen, eigenen Team zu arbeiten. Über den Umstand, dass durch diesen Schritt mutmaßlich primär Kosten gesenkt werden sollen, entstand in der Barszene in den Sozialen Medien an einigen Stellen eine hitzige Debatte. Diageo hatte sich im Lauf der letzten rund zehn Jahre ein sehr engmaschiges Netz an Sales-Representatives aufgebaut und hervorragende Kontakte zur Gastronomie entwickelt. Ein offizielles Statement zur Lage gab es von dem Unternehmen nicht.

Nomad Hotel in London eröffnet

Nach Ablegern in Los Angeles und Las Vegas ist der Schritt nach Europa jetzt offiziell erfolgt: Das Nomad Hotel aus New York City hat seinen Londoner Schwesterbetrieb eröffnet – nach sage und schreibe vier Jahren Bauzeit, wie das britische Class Magazine erwähnt. Gäste finden das Nomad London ab sofort im Stadtteil Covent Garden.

Das Nomad aus New York ist eine der größten Bar-Erfolgsgeschichten des letzten Jahrzehnts. Die Bar aus der Konzeptfeder von Leo Robitschek steht seit sieben Jahren ununterbrochen in der Liste der World’s 50 Best Bars und wurde im selben Ranking zweifach als beste Bar Nordamerikas prämiert. Auch in den beiden Bars des Londoner Hauses setzt man mit dem Führungsdou aus Davide Segat und Liana Oster auf zwei Schwergewichte. Zum Team gehört übrigens auch Jason Knüsel, seines Zeichens u.a. ehemaliger Mitarbeiter der legendären Widder Bar in Zürich und früherer Nominierter der MIXOLOGY Bar Awards.

De Kuyper diversifiziert sein deutsches Vertriebsnetz

In Deutschland stehen die Zeichen des niederländischen Likörgiganten De Kuyper auf Veränderung, Diversifikation und eine klare Fokussierung in Richtung der hochwertigen Gastronomie. Wie Mitte der Woche bekanntgegeben wurde, fahren die Holländer auf dem hiesigen Markt ab sofort mit einem dreigleisigen Vertrieb.

So werden u.a. die etablierten Bar-Liköre Cherry Heering und Mandarine Napoléon künftig über die Hawesko-Tochter Volume Spirits distribuiert, während die Vertriebsfirma Tender Spirits von Joerg Meyer (Le Lion, Hamburg) die Range an Gins und Genevern der Rutte-Destillerie sowie die Likörmarken Muyu, Dutch Cacao, Bébo und Acqua Bianca vertreiben soll. De Kuyper widmet damit sein Augenmerk ganz klar einer prominenten Positionierung seiner Premiummarken in Bars und Restaurants, wie CEO Mark de Witte erklärt. Das Haupt-Portfolio unter eigenem Namen wird auch weiterhin wie gewohnt vom deutschen Partner Beam Suntory bedient.

Reboot macht Personalmangel im Gastgewerbe deutlich

Auch das Gute hat seine Schattenseiten: Die allmähliche Wiedereröffnung der Gastronomie, oft als „Reboot“ bezeichnet, freut zwar die Branche, verdeutlicht aber ein den Wirten und Hoteliers bereits altbekanntes Problem: den Fachkräftemangel. Dazu veröffentlichte die Tagesschau diese Woche einen umfangreicheren Beitrag.

Dem Artikel zufolge zeige sich nun mit Nachdruck, dass der Mangel an qualifiziertem Personal im Gastgewerbe durch die Corona-Krise noch einmal verstärkt worden sei. Kein Wunder: Schließlich haben sich hunderttausende Beschäftigte aus der Gastronomie im Lauf von Krise und Lockdown einen Arbeitsplatz in einer anderen Branche gesucht – viele von ihnen offenbar dauerhaft. Laut dem Dehoga-Bundesverband sei die Zahl der Arbeitnehmer im Gastgewerbe 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 325.000 gesunken. Dass der Dehoga und seine extrem arbeitgeberfreundlichen Positionen allerdings auch schon in den vorigen Jahren dafür gesorgt haben, die Attraktivität gastronomischer Berufe trotz vermeintlicher Krisenfestigkeit nicht gerade zu steigern, erlauben wir uns wiederum einfach mal anzumerken.

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

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