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Inventur 10. November 2019

Inventur am 31. Oktober 2021 – BlockBar als NFT-Börse für Spirituosen & „Draught Relief“ in UK

Was darf es denn bei Ihnen sein, Halloween oder Diá de Muertos, der Tag der Toten? Ersteres wird am 31. Oktober begangen, zweiterer am 1. November. Beide Bräuche mögen auch verwandt sein, der Diá de Muertos ist jedoch keine mexikanische Version von Halloween, wie teilweise immer noch geglaubt wird. Der Tag der Toten kommt nämlich wesentlich bunter und lebensbejahender daher als die anglo-amerikanische Variante, die sich das christliche Fest Allerheiligen so einverleibt hat wie der Weihnachtsmann das Christkind.

Halloween wiederum hat seinen Ursprung in Irland, wo sich der Legende nach am 31. Oktober, Samhain genannt, die Toten auf die Suche nach den Lebenden machten, die im nächsten Jahr sterben sollten. Zur Abschreckung drehten die Menschen also den Spieß um und verkleideten sich selbst mit furchterregenden Kostümen. Beim Diá de Muertos hingegen gedenkt man den toten Vorfahren über einen Zeitraum von drei Tagen in Form von Festumzügen, Partys und – dem vermutlich stärksten Wiedererkennungsmerkmal – Totenköpfen in sämtlichen Varianten. Was beide Feste neben ihrer Verbindung zum Reich der Toten ebenfalls gemeinsam haben mögen: Sie unterliegen einer zunehmenden Verkitschung, bei der es vor allem um Kostüme, Konsum und Kommerz geht. Nichtsdestotrotz: Vielleicht werden wir uns auch die eine oder andere Paloma oder Buttermilch Margarita gönnen. Und nun zu den weiteren Themen der vergangenen Woche:

Die Vielfalt der Agave

Bleiben wir doch gleich in Mexiko: Das Imbibe Magazine widmet sich in seinem A Beginner’s Guide to Agave Spirits der mexikanischen Spirituosenlandschaft. Diese ist nach wie vor vom weiterhin rasanten Wachstum von Tequila und Mezcal geprägt – der Beitrag widmet sich aber gerade auch den weniger bekannten Gattungen wie Raicilla oder Bacanora – oder einfach agavenbasierten Spirituosen, die gewisse Produktionsparameter nicht erfüllen (oder erfüllen wollen) und sich daher den bekannten Kategorien entziehen.

„Ich bin begeistert von dem, was auf dem Markt erhältlich ist und was noch kommen wird – wir kratzen bei den Agaven-Spirituosen noch lange nicht an der Oberfläche”, wird etwa Arik Torren in dem Bericht zitiert, der seit 2009 Mezcal in die USA importiert „Das Schöne daran ist, wie hoch die Vielfalt und die Kreativität sind. Mexiko ist ein erstaunlicher Ort.“

BlockBar als NFT-Börse für Luxusspirituosen

Betrachtet man den aktuellen NFT-Hype (Non-Fungible Token) war es letztlich nur eine Frage der Zeit: Vor wenigen Tagen launchte mit BlockBar eine Börse, auf der Luxusspirituosen gehandelt werden, wie das Punch Magazine berichtet. Das Prinzip: Besondere Abfüllungen werden an einem Ort gelagert – in diesem Fall in einem speziellen Warehouse in Singapur – und werden als NFTs gehandelt. Den Anfang machten fünfzehn NFTs, die jeweils eine seltene Flasche 1973 Glenfiddich repräsentieren, einen 46 Jahre alten Single Malt Scotch, der 21 Jahre lang in einem Armagnac-Fass gelagert wurde. Zu einem Preis von 18.000 US-Dollar (oder 4,7 Äther) pro Stück wurden die Flaschen vorgestellt – und waren am nächsten Tag allesamt verkauft.

Diese Lagerung der Flaschen garantiert Authentizität und schützt vor – natürlich keine Seltenheit bei historischen Abfüllungen – Betrug oder Verfall. Den meisten Käufern wird es auch nicht um den Schluck seltenen Whisky gehen, sondern um Investition, Nervenkitzel und nicht zuletzt Profit. Alle Transaktionen werden in der Ethereum-Blockchain aufgeführt, sodass sie bis zur Marke zurückverfolgt werden können. „Jeder will coole Sachen besitzen. Aber es gibt keinen Grund mehr, sie im Regal zu lagern”, so Sam Falic, Co-Founder von BlockBar. „Das wirkt so antiquiert.“

TikTok und Alkohol: Da kommt noch was

Da die Nutzung von sozialen Medien während der Covid-19-Lockdowns global weiterhin in die Höhe schoss, hat sich auch TikTok zu einer Plattform entwickelt, die ihre Nutzerbasis erweitert und diversifiziert hat. So ist sie nicht zuletzt zunehmend auch zur Informationsquelle für Alkohol geworden, wie The IWSR berichtet; denn lange Zeit als Netzwerk für Minderjährige bezeichnet, werden auch die TikTok-User älter und erreichen das Alter, um legal Alkohol zu trinken.

Für fünf der untersuchten Märkte (Brasilien, Japan, Spanien, Großbritannien und Frankreich) schätzt The IWSR, dass die Plattform seit August 2020 rund 37 Millionen neue Nutzer aus der alkoholkonsumierenden Bevölkerung im legalen Alter hinzugewonnen hat, wobei der Anstieg in Brasilien, Spanien und Japan besonders hoch ausfällt. In Brasilien zum Beispiel hat sich die TikTok-Nutzerbasis fast verdoppelt und macht nun mehr als die Hälfte der alkoholkonsumierenden Bevölkerung im legalen Alter aus. Auch in Deutschland ist die Zahl um etwa ein Drittel angestiegen. Das bringt wiederum mit sich, dass TikTok vielfach als Informationsquelle auch für den Wein- und Spirituosenkauf wird.

Eine Einbahnstraße ist es laut dem Bericht jedoch nicht: Nach wie vor zählen Freunde, Familie und Kolleg:innen häufig zur wichtigsten Instanz, wenn es um Empfehlungen für Alkohol geht. Alle Zahlen im einzelnen aufzuführen ginge an dieser Stelle zu weit – am besten selbst den Bericht lesen, der definitiv ein wenig in die Zukunft blicken lässt.

Billigeres Bier: „Draught Relief“ für Großbritannien

Das Englische ist manchmal wie gemacht für Begriffe, die Dinge auf den Punkt bringen können wie es nur diese Sprache vermag. „Draught Relief“ ist so ein Begriff, der sich, wie auch der Spiegel berichtet, am ehesten als “Entlastung für Gezapftes“ übersetzen lässt. Mit dem so genannten Paket nämlich senkt die Regierung in Großbritannien die Abgaben auf Fassbier, Cider und Schaumwein. Der Durchschnittspreis für ein Pint Bier sinke um 3 Pence, Finanzminister Rishi Sunak spricht von einer „langfristigen Investition in die britischen Pubs“, die „seit Jahrhunderten die Heimat des britischen Gesellschaftslebens“ seien.

Zudem wurde eine geplante Steuererhöhung für Bier, Whisky, Wein und Cider gestoppt. Wobei die Alkoholsteuer in Großbritannien ohnehin zu den höchsten überhaupt zählt, was auch regelmäßig für Unmut sorgt – und weswegen auch die neuen Ankündigungen durchaus nicht immer nur Jubelstürme auslösen, wie etwa in der The Spirits Business zu lesen ist, die erste Reaktionen aus der Industrie gesammelt hat. Zudem soll die auch Steuer auf Getränke mit mehr Alkoholgehalt steigen. Wenn man hier zwischen den Zeilen lesen möchte, könnte man meinen: Die britische Regierung will, dass ihre Bevölkerung mehr leichtalkoholische Getränke zu sich nimmt.

Credits

Foto: Everett Collection - shutterstock.com

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