Inventur am 5. Mai 2019 – Schladerer mit neuem Vertrieb & ein Plädoyer für Pastis
Herzlich willkommen an diesem Sonntagnachmittag. Die erste Maiwoche liegt hinter uns. Mit ihr die 1. Mai-Demo in Berlin und auch die Saisoneröffnung mancher Freibäder.
Auch die Saison der MIXOLOGY BAR AWARDS 2020 nimmt gerade richtig Fahrt auf: Momentan läuft die Nominierung durch den Jury-Beirat aus mehreren hundert Fachleuten der deutschsprachigen Länder. Ergebnis dieser Nominierungen, die noch bis kommenden Freitag läuft, ist die Long List der Awards, die am 6. Oktober 2019 in die entsprechenden Hände wandern.
Zuvor aber freuen wir uns sehr auf die nahende Made in GSA Competition in ihrem hoffentlich viel Glück verheißenden siebten Jahr. Am 27. Mai 2019 ist es in den Redaktionsräumlichkeiten des MIXOLOGY-Verlags so weit. Die Spannung steigt, aber wir bewahren „Contenance mit Pastis“, Wettbewerben in anderen Ländern und Themen aus der Bar- und Getränkeszene. Haben Sie viel Spaß beim Lesen!
Schladerer und die Other Guys: neuer Vertrieb im Schwarzwald
Die seit 1844 existente Familien-Brennerei Schladerer hat sich im Zuge einer allgemeinen Neuausrichtung ihrer unternehmerischen Aktivitäten auch für eine neue Vertriebslösung entschieden. Ende April haben die Alfred Schladerer Hausbrennerei und die Schwarze & Schlichte Markenvertrieb GmbH & Co KG ihre langjährige wie „vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit“ beendet. Damit holt die süddeutsche Brennerei wichtige Funktionen zurück ins Haus und wird den nationalen Handel ab sofort mit einem internen Vertriebsteam betreuen. Das Mandat für die Gastronomie konnte sich die Vertriebsagentur Other Guys sichern. Mit einer eigenen Vertriebsstruktur will das von Philipp Schladerer in sechster Generation geführte Unternehmen die Zusammenarbeit mit seinen Handelspartnern in Zukunft noch enger gestalten. „Parallel dazu wird uns die Mannschaft von Other Guys dabei unterstützen, unsere Präsenz in der Gastronomie weiter auszubauen und neue Produkte erfolgreich zu platzieren“, sagt Geschäftsführer Philipp Schladerer.
Moët Hennessy Assemblage Schweiz geht in die zweite Runde
Nach dem Erfolg der ersten Austragung unter dem Titel „Cocktail Collective“ lädt Moët Hennessy Schweiz in diesem Jahr zu einer Wiederholung des Wettbewerbes, der am 20. Mai 2019 unter dem neuen Titel „Moët Hennessy Assemblage Schweiz“ läuft. Die Spirituosenhersteller Hennessy, Belvedere, Glenmorangie und Ardbeg laden die talentiertesten Bartender der Schweiz dazu ein. Die in insgesamt 23 Ländern ausgetragene MH Assemblage will begabten Bartendern würdigen und zudem ihre Weiterbildung mit zwei hochrangigen Masterclasses fördern. Die Anmeldung zur MH Assemblage Schweiz findet sich auf der Website und kann noch bis zum 10. Mai 2019 vorgenommen werden. Am Abend zuvor, 9. Mai 2019, wird Armin Azadpour, Betreiber des Hunky Dory in Frankfurt und Vertreter der MH Assemblage in Deutschland, in der Zürcher Widder Bar zu Gast sein. Azadpour wird aus seinem beruflichen Nähkästchen plaudern und seine Erfahrungen, die er bereits bei Moët Hennessy über die europäische Initiative von MH Assemblage gesammelt hat, unter Beweis stellen.
Die Wahrheit liegt im Wein?
Früher war alles besser, sagt man. Sind auch die Weine schlechter als früher? „Die Weine sind besser als früher – obwohl oder weil sie stärker geworden sind“, resümiert Lars Reichardt im Süddeutsche Zeitung Magazin. Viele Weiß- und Rotweine seien nun stärker als noch vor zehn oder 15 Jahren. Eine Entwicklung, die mit dem Klimawandel sowie mit den erweiterten Kenntnissen im Weinbau zu tun hat und die gesamte Weinbranche seit Jahren beschäftigt. Die heißen Sommer der vergangenen Jahre zeigen ihre Auswirkung auf die Landwirtschaft und somit auch auf den Weinbau. Winzer sind infolge der Hitze und des Anstiegs des Zuckergehalts in den Trauben oft zu einer früheren Ernte gezwungen. Auch der Anbau bestimmter Traubensorten in ehemals ungeeigneten Regionen und Lagen sei eine Folge wie Möglichkeit der vergangenen Hitzesommermonate. Warum sich aber manche Winzer dagegen sträuben, den höheren Alkoholgehalt auch am Etikett zu versehen, ist vor allem eine Frage des Geschmacks. Gerade in Zeiten der gesundheitsbewussten Fitness- und „drink less, but better“-Bewegung. Und dann wäre da ja noch die Sache mit dem Wein, die wir letzte Woche an dieser Stelle besprochen hatten…
Pastis und der ausgetreckte Mittelfinger
Zugegeben: Speisen oder Gewürze und Kräuter sowie deren Vitalität in Spirituosen kommen am besten in ihrer Ursprungsumgebung zur Geltung. Ein Limoncello schmeckt am besten an der Amalfiküste. Packt man ihn zuhause aus, fehlen die Gerüche, die Menschen und ihre Sprache, das Licht oder die Stimmung, die seine Wirkung unterstreichen. Auch eine Piña Colada erfährt ihre Wertschätzung oft und erst in karibischen Gefilden. Und Pastis ist Pastis ist Pastis. Nicht Absinth, obwohl des Pastis‘ Geburtsstunde nach dem Absinth-Verbot in Anlehnung an diesen zu schlagen begonnen hat. Er ist auch kein Ouzo und schon gar nicht Sambuca. Pastis ist eine südfranzösische Spirituose mit Anis und einer gehörigen Portion Lebensgefühl. „Pastis ist ein ausgestreckter Mittelfinger in die Fratze vernetzter Geschäftigkeit“, schreibt Hannes Schrader in seiner Getränkekolumne als Plädoyer für das typisch südfranzösische Getränk in Verbindung mit der dort vorherrschenden Lebensstimmung. Nicht zuletzt wegen seiner -zigfachen Kräuterzusätze wirke Pastis wie Medizin, die schmeckt. In diesem Sinne: À votre santé!
„Extemporye“: Kyrö und das Glücksrad
Die finnische Kyrö Distillery Company sorgte mit ihrer zweiten und ungewöhnlichen Extemporye Bar-Competition mit dem Fokus auf spontane Drink-Kreationen mit roggenbasierten Kyrö-Spirituosen für Herausforderungen unter den Finalisten. Jene mussten gehöriges Improvisationsgeschick und Spontanität an den Tag legen. Die Kyrö-Flotte mit Brand Ambassador Max Sabato, Head Distiller Kalle und Head of Sales Mikko tauchte nämlich überraschend in den Bars der Teilnehmer auf, ließ ein Glücksrad den jeweiligen Cocktail entscheiden und die Finalisten mit zugewiesenen Paten aus dem ausgeschiedenen Teilnehmerkreis einen Spirituosen-Einkauf vermeintlich für den Gegner tätigen, der schlussendlich doch für die Finalisten selbst sein sollte. „Wie schon in der Vorrunde bewiesen die Bartender auch im Finale absolutes Können, komplett improvisierte und grandiose Drinks zu kreieren. Wir von Kyrö bedanken uns wirklich bei allen, die dieses Jahr dabei waren“, sagte Max Sabato. Die Extemporye-Gewinner Kai Runge (Jaz Hotel Stuttgart), Toomas Laur (SonderBar Dresden), Marian Willfahrt (Chelsea Piers Düsseldorf), Linda Le (Kawenzmann Bamberg) und Marcel Braun (Guts&Glory Karlsruhe) dürfen sich nun über eine Reise zur Kyrö Destillerie im finnischen Isokyrö freuen.