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Die Inventur, der wöchentliche News-Rückblick

Inventur am 6. August 2023 – Extra Filthy Martinis & quadratische Coupetten

Und schon ist die Woche wieder rum – und auch der Monat Juli. Diese Woche war auch eine besondere, da wir am Montag und Dienstag unsere Long List der „MIXOLOGY Bar Awards 2024“ veröffentlicht haben. Hier geht es nochmal zu der Nominierten in den Kategorien „Orte“ und hier in den Kategorien „Personen & Dinge“, die am 8. Oktober in Berlin vergeben werden. Wer hat sie versäumt? Dann am besten unseren wöchentlichen Newsletter abonnieren. Diesen haben wir vor Kurzem im überarbeiteten Design gelauncht, zusätzlich haben wir ihn mit neuen Rubriken wie Neuigkeiten aus der Branche, Jobs für Bartender:innen oder auch Memes versehen. Gerne weitersagen. Und somit geht es rein in die Inventur … und wir starten Dirrrty.

Extra Filthy: Der Dirty Martini in allen Varianten

Es scheint vor allem ein Phänomen des anglo-amerikanischen Raums zu sein: die Popularität des Dirty Martini, also des mit einem Anteil Olivenlake gerührten Martinis. Wobei: Bei Olivenlake macht das Phänomen schon lange nicht halt. Robert Simonson, immer eine gute Adresse für Bartexte aller Art, hat der aktuellen Entwicklung für Vinepair nachgespürt und kommt zum Schluss, dass die Abwandlungen des Dirty Martini die nächste Stufe erreicht haben. Diese heißen „Extra Dirty“, „Filthy“, „Friday Night Dirty“ oder „Extra Filthy“, je nach Menge der Olivenlake, die zugesetzt wird und den Drink bis hin zu einer 50-50-Version mit der Spirituose werden lässt, zusätzlich beschreibt er etwa den Dirty Gibson, der wiederum die Flüssigkeit von Perlzwiebeln beinhaltet oder beide einfach kombiniert. Aus deutschen Bars kennt man diesen in englischsprachigen Medien doch schon seit Längerem immer wieder beschriebenen Hype nicht unbedingt, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Vorauszahlung für Reservierungen

Ein Phänomen, das von New York bis Berlin jedoch gleich ist, ist das Problem der No-Shows, also von Gästen, die trotz Reservierung nicht erscheinen und einem Restaurant durch ihr Fernbleiben Einnahmen kosten. Denn während das für viele Konsument:innen nach wie wenig auf dem moralischen Radius ist (oder aber es sie einfach nicht kümmert), können reservierte Tische nicht einfach von einer Minute auf die nächste neu besetzt werden. Bei Eater dokumentiert man sich das Entgegenwirken gegen diese Unart nun unter der bezeichnenden Headline „The Rise of the Reservation Fee“. Laut Daten der App OpenTable lassen 28 Prozent der Amerikaner gelegentlich ihre Reservierungen sausen, ein Wert, den man getrost für Länder übernehmen kann. Restaurants in den USA versuchen, Gäste mit Gebühren von 25 bis 50 Dollar für das Nichterscheinen zu belangen, oder aber verlangen Anzahlungen, die Rückbuchungen verhindern, bei denen Kunden eine Abbuchung als betrügerisch einstufen, um dann von ihrer Bank die Abbuchung rückerstattet zu bekommen, was bei No-Show-Gebühren häufiger vorkommt als bei Reservierungsgebühren. Das alles wird ja auch hierzulande immer stärker diskutiert. Bei Bars war das Thema vor allem zu Zeiten der Coronapandemie präsent, wo in Zeiten von Mindestabstand jeder gebuchte Platz, der nicht erschien, ins Kontor schlug; für Restaurants und Bar-Restaurants ist es weiterhin ein brisantes Thema, denn nach wie vor ist die Akzeptanz der Bevölkerung dieser Methode gegenüber gering.

Die quadratische Coupette

Wir schreiben in der Inventur nicht allzu oft von Gläsern, vielleicht, weil wir sie als gesetzt betrachten, vielleicht, weil sich selten etwas Neues tut, sondern bestenfalls das Gleiche in neuem Gewand, sprich neuem Design, auftaucht. In den letzten Jahren ist aber tatsächlich ein neues Glas aufgetaucht, die quadratische, mit horizontalen Seiten versehene und nicht abgerundete Coupette. Das Punch Magazine weiß auch, warum: „Die meisten Cocktailgläser sind auf Funktion ausgelegt. Sie basieren oft auf klassischen Stilen – wie Collins- und Old-Fashioned-Gläsern -, die für bestimmte Getränketypen geeignet sind, und während bestimmte Gläser mit Farbe, Textur und Details spielen können, spielen wir selten mit der Form. Das derzeit beliebteste Glas im Internet, das quadratische Coupe, ist dagegen ein Statement ohne klaren Zweck. Es ist eine auffällige visuelle Anomalie in einer Welt voller runder, schalenförmiger Gläser und vampirhafter, V-förmiger Martini-Gläser. Genau deshalb taucht es in den sozialen Medien auf, wo der Nutzen zweitrangig und der Stil alles ist.“ Wir finden: Ein großer Icebube sieht auch in dieser Coupette bescheuert aus.

Rückblick auf den Bar Convent Brooklyn 2023

Der Bar Convent Berlin ist, wie alle wissen und der Name schon sagt, in Berlin entstanden. In New York ist der Bar Convent erst seit 2018 beheimatet, wovon ein guter Teil von der Coronapandemie verschluckt wurde. Vor wenigen Wochen aber hat der New Yorker Ableger wieder in stattgefunden, mit 4.500 Besucher:innen und knapp 200 Ausstellern mittlerweile, und für Alcohol Professor hat sich Pamela Vachon, eine ehemalige Bartenderin, umgesehen – und positives gefunden. „Die fortschreitende Professionalisierung der Getränkeindustrie hängt davon ab, dass Bartender, Getränkehersteller und Einzelhändler verstehen, dass sie die Kunden nicht nur bedienen, sondern sie auch erziehen. Sie formen Geschmäcker, statt ihnen zu folgen. Und der Bar Convent Brooklyn ist der Ort, an dem sie sich weiterbilden können“, schreibt sie. In dem Text schwingt eine schöne und unschuldige Begeisterung für die Veranstaltung mit, während hierzulande die Debatten nicht verstummen wollen, ob der Umzug von der Station Berlin in das Messegelände ein Vor- oder ein Nachteil für die Atmosphäre der Messe sei, eine Frage, auf die es scheinbar so viele unterschiedliche Meinungen gibt wie Lady Gaga Outfits in Schrank hat. Wir sagen: Müsste eigentlich nicht mehr sein.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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