Inventur am 8. September 2024 – Hype-Cocktail bei den US-Open & Thriller um Tequila
Ein paar Inspirationen für einen Cocktail gefällig, oder auch mal eine längere Hintergrundgeschichte für einen Drink? Wer es noch nicht weiß, seit Juni versenden wir einen eigenständigen Cocktail-Newsletter. Einmal monatlich (jeweils am ersten Dienstag des Monats) präsentieren wir fünf Drinks aus unserer Datenbank, von Klassikern bis hin zu modernen Signatures – oder auch mal der perfekten Weinschorle. Hier geht es zur Anmeldung. Und hier geht es nun weiter mit der wöchentlichen Inventur.
Crossroads in London schließt überraschend
Erst im vergangenen Monat veröffentlichten Bart Miedeksza und Valentino Girotto, die Betreiber der Londoner Bar Crossroads, ihr Buch Bubbles, das sich der Karbonisierung von Drinks widmet. Nun überraschten die beiden mit einer weiteren Meldung: Ihr Bar im Stadtteil Newington Green wurde mit sofortiger Wirkung geschlossen, wie The Spirits Business berichtet. Liest man das Statement dazu, liegt aber der Verdacht nahe, dass aber sie es waren, die überrascht wurden. „Schweren Herzens müssen wir mitteilen, dass wir aufgefordert wurden, die Räumlichkeiten mit sofortiger Wirkung zu räumen und die Bar am Mittwoch schließen mussten“, werden die beiden zitiert. „Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber wir wurden von dieser Entscheidung überrascht und sind deshalb diese Woche von der Karte von Newington Green verschwunden, ohne dass wir Ihnen (und uns) die Gelegenheit gegeben haben, uns zu verabschieden.“
Grey Goose und der Honey Deuce
In New York finden gerade die US-Open statt, das vierte und letzte Tennis Grand Slam-Turnier des Jahres. So weit, so allgemein bekannt. Was man vielleicht weniger weiß: Es gibt dort einen Cocktail, der millionenfach verkauft wird. Richtig gelesen: millionenfach. Der Drink nennt sich Honey Deuce und wurde bereits vor Jahren von Bartender Nick Mautone für Grey Goose erfunden, einem Sponsor des Turnieres. Der Drink besteht aus Grey Goose, Limonade und Chambord und ist garniert mit drei Kugeln aus Honigmelone auf einen Cocktailspieß, die Tennisbälle darstellen sollen. Wenn das Turnier am heutigen Sonntag endet, wird der Cocktail über zehn Millionen Mal vor Ort auf der Anlage verkauft worden sein – zum Preis von 23 US-Dollar. CNN erklärt das Phänomen, während Food & Wine einen tieferen Rückblick liefert, wie die US Open den Tennissport „zum aufregendsten Sport im Alkoholgeschäft“ machten. Advantage Grey Goose!
Dave Arnold über seine neue Bar Contra
Wir bleiben im Big Apple. Im dortigen Cocktail-Universum sowie auf Instagram hat man es schon eine Weile bemerkt: Dave Arnold hat wieder eine aktivere Rolle eingenommen. Und das nicht nur, weil es ihm offenbar unmöglich ist, auf keinem Foto eine goofy Grimasse zu schneiden. Sondern mit der Bar Contra, die er seit einigen Monaten mit den beiden Köchen Hauske Valtierra und Jeremiah Stone in New York betreibt. Im Interview auf Punch erklärt der Verfasser von Liquid Intelligence, wie er es sieht, dass Techniken wie Klarifizierung, Arbeiten mit Säuren oder Karbonisierung, für die sein Buch ein der zentrale Baustein ihrer Verbreitung war, nun zum Standardprogramm einer modernen Bar gehören, und natürlich, was es bei seinem neuen Projekt zu erwarten gibt. Für Arnold teilt vor allem die Coronapandemie die Szene in ein Davor und Danach, aber ganz der progressive Denker, unternimmt er keinen nostalgischen Blick zurück, sondern erklärt, was war und was er jetzt macht; und dass auch er sich an die Zeit der instagramable Drinks anpassen muss. Natürlich ohne aromatische Abstriche zu machen.
Der Wirtschaftsthriller um Tequila
Eine absolute Empfehlung vor allem für Leser:innen, die sich dafür interessieren, welche politischen Wogen gerade durch die Tequila Welt schwappen, ist diese Reportage auf SevenFiftyDaily. Denn weiterhin spaltet die kleine Phrase „ohne Zusatzstoffe“ nicht nur die Gemüter, sondern steht im Zentrum von etwas, das man schon einen „alkoholischen Wirtschaftsthriller“ nennen könnte. Nach wie vor hat die mächtige mexikanische Tequila-Regulierungsbehörde, der Consejo Regulador de Tequila (CRT), keine eigene Richtlinie hervorgebracht, sondern verbietet die Bezeichnung, worauf viele kleine Produzent:innen mit erheblichem finanziellen Mehraufwand Etiketten ändern lassen müssen. Grover and Scarlet Sanschagrin, die Gründer von Tequila Matchmaker und der The Additive Free Alliance, die eine Plattform für transparente Produzenten sein will, leben nach einer Razzia in ihrem Firmensitz wieder in den USA, denn laut ihrem Anwalt seien sie in Mexiko „nicht mehr sicher“. Aber wie gesagt, unbedingt selbst lesen.
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