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Inventur am 17. November 2019

Inventur am 9. Januar 2022 – Omikron auf dem Vormarsch & der Dry January lässt grüßen

Mit etwas Ironie könnte man sagen: Die Omikron-Variante ist für die Delta-Variante das, was der Gin & Tonic für den Moscow Mule war – eines löst das andere schlagartig ab. Alles andere als lustig ist das natürlich für die Gastronomie, die durch die Omikron-Welle wieder mit harten Rückschlägen fertig werden muss – und nun von Bundesgesundheitsminister Lauterbach auch noch als „Problembereich“ bezeichnet wurde. Hier sitze man schließlich ohne Masken „über Stunden“. Offenbar liegt bereits ein Entwurf in der Schublade, der vorsieht, dass der Besuch von Gastronomien für Geimpfte und Genesene bundesweit nur noch mit tagesaktuellem Test oder einer Booster-Impfung möglich sein wird. Nach einem kurzem Aufatmen Ende letzten Jahres ist somit klar, dass Bars und Restaurants weiterhin schwer um jeden Gast kämpfen müssen.

Darf es aber vielleicht etwas Abwechslung zum vorherrschenden Virus-Thema sein? Dann empfehlen wir unseren MIXOLOGY Podcast, dessen zweite Episode seit heute abrufbar ist. In dieser Folge sprechen unser Chefredakteur Nils Wrage und Bar-Tausendsassa Gabriel Daun mit Armin Zimmermann, unseren Leser:innen vermutlich bestes bekannt als versierter, fast einzigartig akribischer Cocktail-Historiker. Sie finden die neue Episode hier bei uns oder selbstverständlich bei Spotify und Apple Podcasts – ab heute übrigens gibt es jeden zweiten Sonntag eine neue Folge.

Und somit tauchen wir ab in die News der ausklingenden Woche – die wir ein wenig in den Fokus des „Dry January“ gestellt haben.

Konsum von No- und Low-ABV-Drinks steigt weiterhin stark

Das Thema passt hervorragend in den immer populärer werdenden „trockenen“ Monat, in dem aus gesundheitlichen oder anderen Gründen zunehmend auf Alkohol verzichtet wird: In einer britischen Umfrage gaben 32% der Befragten an, dass sie mittlerweile „häufig“ oder „manchmal“ zu alkoholfreien oder leichtalkoholhaltigen Getränken greifen würden, wie The Spirits Business berichtet. Die ausführende Portman Group mag das Gremium für soziale Verantwortung und die Regulierungsbehörde für die Kennzeichnung, Verpackung und Werbung für Alkohol in Großbritannien sein, nichtsdestotrotz überraschen die Zahlen kaum. Alkoholfreie Drinks waren bereits vor der Pandemie ein Trendthema und sind dadurch noch gewachsen. Laut des Analyse-Instituts The IWSR wird der Gesamtkonsum von alkoholarmen und alkoholfreien Produkten bis 2024 voraussichtlich um 31 % steigen, zumindest in den 10 Ländern, die mehr als 75 % des weltweiten Konsums dieser Produkte ausmachen – darunter auch Deutschland.

Kontrolliertes Trinken besser als völlige Abstinenz?

Alkoholsucht ist eine Krankheit, und alkoholfreie Getränke und Produkte zielen nicht zuletzt darauf ab, hier Alternativen zu bieten, damit Betroffene in sozial geselligen Momenten nicht bloß mit einer Apfelschorle dasitzen. Lange Zeit galt die Regel, dass nur völlige alkoholische Abstinenz und rigoroser Verzicht Alkoholkranken helfen könne, von ihrer Sucht loszukommen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung widmet nun einen ausführlichen Bericht der Therapieform des „Kontrollierten Trinkens“. Gemeint ist damit, wie der Name erahnen lässt, dass nicht völliger Verzicht und das damit häufig verbundene Gefühl des Scheiterns beim ersten Tropfen der einzig gangbare Weg sei, sondern dass auch ein moderaterer Umgang möglich sein könnte. So ganz neu ist das Thema gar nicht, bereits in den 1970ern gab es erste zaghafte Untersuchungen dazu, aber erst jetzt erfährt das Thema auch wissenschaftliche Anerkennung. Ein lesenswerter Artikel zu einem brisanten Thema.

Rausch ohne Kater

Ein synthetischer Stoff, der die positiven Effekte von Alkohol imitiert und zu Cocktails und Longdrinks vermixt werden kann, der aber völlig alkoholfrei ist: Seit 15 Jahren arbeitet der britische Neuropsychopharmakologe David Nutt an einem Traum namens „Alcarelle“, mit dem er den Kater abschaffen will – nicht jedoch den Rausch.

Im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel erklärt er, wie es dazu kam und wie er seine bahnbrechende Erfindung bis 2025 endgültig hinbekommen will. Ein echter Nutt-Job, sozusagen. (Hinweis: Das Interview befindet sich hinter der Paywall.)

Neue alkoholfreie Produkte von Bacardí und Kate Perry

Zum Schluss unserer Inventur noch zwei unterschiedliche Launches im alkoholfreien Bereich: Wie u.a. Beverage Daily berichtet, bringt Bacardí mit „Palette“ nun seine eigene No-ABV-Range auf den Markt. Entwickelt wurden die beiden Produkte Palette Roots und Palette Bold mit Bartendern in Amsterdam und sollen im Januar in Bars in Paris, London und Amsterdam ausgerollt werden. Neben den beiden alkoholfreien Martini-„Surrogaten“ Aperitivo Vibrante und Floreale ist Palette nun die erste, eigenständige alkoholfreie Range des Spirituosenriesen.

Ein weiterer Launch kommt aus der Kategorie „Trinken mit Celebritys“ – und es ist diesmal kein Tequila. Gerade der alkoholfreie Bereich eignet sich natürlich für prominente Namen, ins gesundheitsbewusste Getränke-Business einzusteigen – so wie nun die Sängerin Kate Perry, die mit dem Produzenten Amass die Linie „De Soi“ auf den Markt bringt. „Als kreativer Profi und vielbeschäftigte Mutter war ich auf der Suche nach einem köstlichen und sprudelnden Fertiggetränk, das mir am Morgen und in langen Nächten nicht im Weg steht“, beschreibt Perry. Das Sortiment umfasst zum Start die drei Varianten Golden Hour, Champignon Dreams und Purple Lune und schlägt mit 25 US-Dollar je Flasche (750 ml) zu Buche.

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

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