Ish Limed. Kann Gin provokativ und skandalös sein?
Gin. Gin, Gin und wieder Gin. Gin aus Deutschland, Gin aus Spanien, Gin aus der Schweiz. Und zur Abwechslung gibt es auch aus England etwas Neues. Ish Limed ist die neue Sorte aus dem Hause der Poshmaker.
Rein englisch ist Ish-Gin allerdings nicht, obwohl man mit verschiedenen britischen Attributen zu provozieren versucht. Auch wenn man nicht mehr ganz so offensiv ist wie bei der ersten Abfüllung, die 2010 gelaunched wurde und mit den sexuellen Fantasien des Buchs 50 Shades of Grey spielen wollte. Damals sei es an der Zeit gewesen, ein paar Regeln zu brechen und die Welt des Verbotenen und Ungewöhnlichen zu betreten. ish Gin sollte der neue Fetisch der Briten werden, so war jedenfalls der Plan der Macher hinter dem Produkt. Ish steht dabei sowohl für die ach so britische Silbe (british, stylish), steht aber auch die Initialen ihrer selbstgegebenen Eigenschaften: irresistible scandalous hallmark – unwiderstehlich und skandalös als Markenzeichen.
Der perfekte Experte
Die Macher, das sind auf der einen Seite Ellie Baker, Betreiberin der Bristol Bar in Madrid und auf der anderen Seite Charles Maxwell, Betreiber von Thames Destillers Ltd. in London. Baker sah den stetig wachsenden Gin-Markt in Spanien als Möglichkeit, nicht nur in ihrer Bar Geld zu verdienen, sondern sich auch einen Teil des Gin-Kuchens sichern zu können.
Charles Maxwell scheint der perfekte Experte zu sein wenn es um verschiedene Gin-Arten geht. Eine ganze Menge sehr verschiedener und überzeugender junger Marken stammen aus der Destillerie. Unter anderem der hier bereits vorgestellte Oxley Gin, Geranium oder Fifty Pounds Gin. Maxwell gehört zur Familie mit der größten Gin-Tradition in England. Vor acht Generationen gründeten seine Vorfahren die Finsbury Destillerie, seither wird seit 1700 ununterbrochen Gin in der Familie produziert.
Ein bisschen zu viel gewollt
Nun fungiert Ish-Limed als neue Abfüllung. Ein klassischer Gin mit dem Hauch Zitrusfrucht. Der Einfachheit halber wird die Rezeptur des klassischen Gins verwendet und mit ein wenig Limette versehen, um ein frischeres Aroma zu kreieren. Auf die Frage, welche konkreten Zutaten verwendet werden und wie die Zitrusfrische in den Gin kommt, wurde leider keine Antwort gegeben und auch die Flasche verrät keine Details.
Dafür provoziert die Flasche. Leider nicht sehr subtil oder humoristisch. Das eigene Produkt wird als perverser Schlag (perverse Stroke) der Poshmaker betitelt und unter dem Pflichtsatz des verantwortungsvollen Genusses steht der „witzige“ Zusatz, dass man sich im Falle der Missachtung bitte nicht erwischen lassen soll. Nun ja.
Die Verkostung
Die grüne, bauchige Flasche ist plakativ in hellgelb bedruckt. Limette und Zitrone springen einen also direkt an. Öffnet man die Flasche, sind es eher die typischen Gin-Aromen, die sich zuerst bemerkbar machen. Wacholder, Koriander, dazu eine leichte Schärfe und etwas Frucht. Auf der Zunge überrascht Süßholz die Geschmacksnerven. Mild und leicht süß beginnt der Gin auf der Zunge, danach folgt eine leichte Frische, die entfernt an Limette erinnert, den hohen Erwartungen, die durch Verpackung und Beschreibung geweckt werden, aber nicht gerecht werden kann. Ein anständiger Gin, aber irgendwie unrund und bei weitem nicht so frisch und fruchtig wie erwartet. Wer auf der Suche nach einem sehr zitruslastigen Gin ist, wird bei anderen Herstellern besser aufgehoben sein und auch ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis vorfinden.
Kann Gin also provokant und skandalös sein? Diese Frage wird in sofern geklärt, dass Ish Limed es nicht ist, auch wenn man es gern wäre.