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Dr. Christina Jagla: Von der Apotheke zur Bar

Dr. Jagla ist Apothekerin und hat sich innerhalb kürzester Zeit als erfolgreiche Unternehmerin in der Welt flüssiger Kräuter-Rezepturen wiedergefunden. Wieso dieser Weg gar nicht so abwegig ist, wie er vielleicht klingen mag, erklärt sie MIXOLOGY ONLINE im Gespräch.  

Eigentlich stand für Dr. Christina Jagla schon von Anfang fest, dass sie irgendwann einmal das Familienrezept des Artischocken-Elixiers aus der Apotheke heraus und auf den Markt bringen will. Auch beim Namen, „Dr. Jaglas Artischocken-Elixier“, musste nicht lange überlegt werden. Im Studium der Pharmazie, dass wissen viele Menschen vielleicht nicht, dreht es sich recht viel um die Botanik. Im „Botanik und Drogenkunde“-Kurs wird angehenden Apothekern beigebracht, was für Einfluss Pflanzen auf den menschlichen Organismus haben und die genaue Wirkung, Anwendung und Zubereitung von Kräutern wird erforscht. Pharmazeuten lernen nicht nur die Qualität einschätzen, auch wird ihnen das Thema sogenannter „Packmittel“ nahegelegt. Genau dieses Wissen verwendet die Apothekerfamilie Jagla seit Jahrzehnten in ihrer Apotheke in Wuppertal. Kenner besorgen sich vor Ort das Artischocken-Elixier, das nach einem mittelalterlichen Klosterapotheken-Rezept mit 35% Vol. hergestellt wird.

Artischocken Elixier von Dr. Jagla: zum Abschluss genauso schön wie zum Anfang

Das Artischocken-Elixier spielte schon früh in Christina Jaglas Leben eine Rolle. Lachend erklärt sie, dass es schon zu Studienzeiten immer beim „Vorglühen“ mit Freunden dabei war. Ob zum Vorglühen oder als Digestif, der Kräuterbitter hat es in sich. Die Basis der Manufaktur liegt in der Pharmacopoea Germanica, einem alten Deutschen Arzneibuch. Auch heute wird das Elixier noch von Dr. Jagla und ihrem Vater hergestellt. In schonender Kaltmazeration werden die per Hand verlesenen Bitterkräuter – wie Tausendgüldenkraut, Enzian und Zitwerwurzel – langsam verarbeitet. Die Kräuter selbst sind dabei natürlich von Apothekerqualität. Das bedeutet, dass allein zwei Personen dafür angestellt sind, die Kräuter auf ihre Qualität zu überprüfen. Arzneimittelqualität ist quasi eine Stufe höher als das „Bio“-Siegel, das lediglich auf die Anbauweise hinweist und nicht auf die Qualität der Kräuter selbst. Dieser Schritt mag extrem erscheinen, auch hat die Familie Jagla kurz überlegt, ihn wegzulassen – bis sie zu dem Entschluss gekommen sind, dass gerade dieser Qualitätsanspruch ihr Produkt so besonders macht. Der Zauber von Dr. Jaglas Artischocken-Elixier besteht darin, dass er gleichzeitig Rentnern das Ende des Abendmahls versüßen kann, aber auch die Jugend zum Feiern verlockt und Restaurantgästen in Sterneküchen den perfekten Abschluss liefert. Ein kraftvoll ausbalancierter Digestif, der einen ölig-ätherischen Start bietet und dessen bitterer Abgang ein wunderbares Ende (oder Anfang!) des Abends signalisiert.

Das Elixier aus der braunen Flasche

Barflys werden sich kaum über das Branding wundern, Apothekerflaschen sind inzwischen in Backboards gang und gäbe. Bei Dr. Jagla jedoch macht es tatsächlich Sinn und während der Kommunikation wird stark drauf geachtet, dass es sich hier letztendlich um einen Kräuterbitter handelt und nicht um Heilmittel aus der Apotheke. Deshalb darf Christina Jagla zum Beispiel auf Pressefotos keinen Apothekerkittel tragen. Denn da sie zu einem Heilberuf gehört, ist es ihr nach deutschem Recht verboten, in einem Kittel zu werben. Kurioserweise dürfen Menschen, die nicht Apotheker sind, das sehr wohl.

Um die Verbindung zur Apotheke zu kommunizieren, war von Anfang an klar, dass das Elixier in Apothekerflaschen aus Braunglas zum Verkauf stehen wird. Das Packagingkonzept hat sie nicht im Alleingang entwickelt, auch in dieser Hinsicht ist die Familienbeziehung stark: Jagla saß viele Stunden mit ihrem Vater (der sich der 70 nähert) zusammen, um das Konzept bis auf das kleinste Detail genau zu planen. Auch wurden Kunden mit eingebunden, die das Produkt seit Jahre kennen und lieben. So wurde ganz organisch und Schritt für Schritt das bestmöglichste und tatsächlich sehr anschauliche Packaging entwickelt.

Persönlich genießt Christina Jagla das Artischocken Elixier am liebsten pur, auf Eis. Wem das nicht genug ist, oder wer noch andere Möglichkeiten sucht, dem sei mit den zwei unten stehenden Rezepten geholfen. Christof Reichert aus dem Barteam des demnächst öffnenden Hotel Provocateur Berlin hat sich des Elixiers angenommen und einen wunderbaren „Basischen Gemüse-Aperitif“ sowie den „Artischocken-Ginseng-Highball“ kreiert. Das darin ebenfalls enthaltene Golfers Ginseng-Elixier hat übrigens auch eine schöne Geschichte: Ein Kunde wandte sich vor mehreren Jahren an die Familie Jagla, als langjähriger Fan des Artischocken Elixiers wünschte er sich einen Trunk, der ihm als Hobbygolfer noch ein bisschen Power verleihen sollte. Somit wurde das Ginseng-Elixier in die Welt gerufen, da die Ginsengwurzel für ihre kraftgebende Eigenschaften bekannt ist.

Von der Zukunft der Kräuter

Langsam soll erweitert werden, die Markteinführung mit gleich zwei Produkten ist auch nicht „ohne”. Überrascht war Christina Jagla vor allem davon, dass sich nicht nur Endverbraucher, sondern auch gleich Händler und Gastronomen schnell auf ihre Elixiere gestürzt haben. Bedacht will sie ihr Unternehmen jetzt wachsen sehen, Ende diesen Jahres ist der Launch eines Wermut geplant. Wir freuen uns darauf, hautnah mitzuerleben, was die Wuppertaler Apothekenfamilie in der Zukunft noch mit Kräutern zaubern wird.

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Credits

Foto: Foto via Dr. Jagla

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