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Rain

Regenschauer nach Gummibären: Joe Schofield und sein „Rain“-Cocktail

Nach dem „Tippling Club“ und der „American Bar“ im Savoy kehrt Joe Schofield heim nach Manchester. Er bringt schlechtes Wetter mit. Genauer gesagt einen Drink, der an Regenschauer erinnert. Oder an „Petrichor“ – wenn man Joe Schofield ist.

In Deutschland hat man sich allmählich daran gewöhnt, dass auch Kreisstädte hervorragende Mixologen beherbergen. Wenn allerdings ein weltbekannter Bar-Tender nach Stationen wie London („The Zetter Townhouse“ und „American Bar“/The Savoy) und Singapur („Tippling Club“) in Manchester landet, raschelt es selbst im Cocktail-Land Großbritannien im Blätterwald.

Seit August überschlagen sich die Blätter und Websites (so das technisch geht) von Lancashire mit den News über Joe Schofields neue Wirkungsstätte, die im März eröffnen soll.

„Sensorium“ übersiedelt mit nach Manchester

Immerhin ging die vorletzte Barkarte „Dreams & Desires“, die er mit Chef Ryan Clift in Singapur kreiert hatte, durch so ziemlich alle Bartender-Smartphones dieser Welt. Gummibären, die auf die Drinks einstimmen, standen hinter der ersten „essbaren Cocktailkarte“.

Dass es nicht die von Bully Herbig beworbenen, fruchtigen Erdbeer- und Apfel-Gummis waren, sondern die Gäste etwa Benzin (im „Supercar“) oder Blut und Kümmel („Revenge“) zu schmecken bekamen, verstand sich von selbst. Denn der Tippling Club, die Kombination aus Sternerestaurant und Bar, verwischt seit jeher die Grenzen zwischen Küche und Tresen.

Hervorgegangen ist aus der Zusammenarbeit mit Clift aber das neue Label, unter dem Schofield auftritt: „Sensorium“ steht dabei für Drinks, die mehrere Sinne ansprechen. Für die Heimkehr nach Manchester wird dieses Label im Ansatz eine Rolle spielen, doch der 29-Jährige geht es in der Heimat ein wenig altmodischer an: „Schofield‘s“ heißt die neue Bar wie eine gute Stammkneipe, und das liegt unter anderem daran, dass auch sein Bruder nach Lancashire übersiedelt. Daniel Schofield werkte bislang in der „Coupette“ in London, ebenfalls eine erste Adresse.

Joe Schofield Manchester

Regen-Schnuppern gegen das Heimweh nach Manchester

Für das Duo ist die nordwestenglische Stadt aber vertrautes Terrain: „Mit 16 Jahren zapfte ich meine ersten Pints“, so Joe Schofield, der aus dem 40 Minuten von Manchester entfernten Rossendale stammt. Statt beim Kunstgeschichte-Studium blieb er im „Liars Club“ hängen, ehe es dann via Australien nach London ging. Der Rest ist britische Bar-Geschichte. Und zwar eine mit Pointe.

Als im Tippling Club die ersten zwölf Sensorium-Drinks entwickelt wurden, ließ man sie den Gast anhand von Parfüm-Stäbchen auswählen, wie man sie auch aus Parfümerien oder dem Duty Free-Shop kennt. „Es ging uns darum, Erinnerungen nur über den Geruchssinn auszulösen.” Wobei der persönliche Favorit von Joe Schofield in diesem Dutzend immer „Regen“ (rain) war. „Technisch heißt dieses Aroma „Petrichor“ und ich liebte den Geruch, vielleicht weil ich aus Manchester komme, wo es ja immer regnet“. Denn der Duft erinnert exakt an die dampfende Erde nach einem Platzregen.

Inwendiger Niederschlag für die „Rainy City“

Nun also kommt dieser Heimweh-Drink (und -Duft) zurück nach Manchester. Dazu muss man wissen, dass die 500.000-Einwohner-Stadt den Beinamen „rainy city“ trägt – auch wenn man mit 152 Regentagen im Jahr landesweit nur die fünft-„nasseste“ Stadt darstellt.

„Ich glaube, dass sie ihn hier lieben werden“, meint der Neo-Barchef daher zuversichtlich. Zumal der Drink nicht nur mit einem Rote-Bete-Vodka – „das Gemüse besitzt dem Petrichor ähnliche Komponenten“ – den Niederschlag über Manchester zitiert. Er bringt sogar eine kleine, grimmig-graue Regenwolke als Garnitur mit, die aus einer aufwendigen Thermomix-Siphon-Mikrowellen-Dehydrator-Kombi-Anwendung entsteht. Die essbare Wolke macht die Illusion des „Rain“ perfekt: Dieser Niederschlag befeuchtet die Bargäste nämlich von innen.

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