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Joscha Henningsen – Mit Bacardi in die Welt

Er ist der Brand Ambassador für die „French Brands“ bei Bacardi. Nicht weiter aufregend. Aber Joscha Henningsen ist vor allem eine vielseitige Persönlichkeit: Schauspieler, Bartender und Gründer einer Agentur, die Personen coacht, um deren Inhalte besser zu transportieren. MIXOLOGY ONLINE hat mit dem Hamburger gesprochen.

„Ich bin ein Fan der Arroganz, aber nicht von willkürlicher. Sie muss auf differenziertem Denken aufgebaut sein“, so sein kraftvolles Statement, wenn Henningsen über Bartender spricht. Aber schnell holt er sich wieder ein. „Ich bin selbst ein schlechtes Beispiel. Auch ich bin mal Pauschalurteilen hinterhergelaufen. Als die Meinungsmacher es cool fanden, dass Vodka oder Bacardi uncool sind, bin ich dem blind gefolgt, ohne das zu hinterfragen. Dann kam das Angebot von Bacardi und ich habe mir das alles einmal genauer angesehen und nachgedacht. Nicht lange danach habe ich im Herbst 2013 angefangen für Bacardi zu arbeiten“, gesteht der 29-Jährige Hamburger und halbe Niederländer.

Geld und Gedanken

Bevor jetzt wieder das übliche Lamento beginnt: Ja, er macht es wegen des Geldes. Nicht anders als Bartender, die Geld für Drinks verlangen, oder sich nach Wettbewerben an eine Marke binden. Aber er ist auch von den Produkten überzeugt. Sein Portfolio umfasst die französischen Marken des Hauses. Bei genauerer Betrachtung hat Henningsen natürlich Recht. St. Germain, Noilly Prat oder Grey Goose sind Produkte mit Tradition oder Reputation.

Er ist ein Mensch, dem man im Gespräch beim Denken zusehen kann. Keine schnellen Antworten werden ausgespuckt, sondern der zu erörternde Gegenstand wird gedanklich umkreist, sodass man schon das Gefühl hat, er schweife ab, um dann ganz plötzlich mit einem zentralen Gedanken auf den Punkt zu kommen. Diese Methode wirkt ein wenig wie bei einem Raubvogel, der nach einer Zeit suchend plötzlich zum Angriff im Sturzflug ansetzt. Oder wie bei einem Schauspieler, der sich langsam seiner Rolle durch ständiges Probieren annähert. Henningsen ist Schauspieler.

Bar und Theater

Als Schauspieler liebt er natürlich die Kommunikation – und so kommt er auch mit der Bar in Berührung. Ihn fasziniert schon immer das Spiel der Nacht, die Bühne des Gegentages. „Du kannst auch in einer Eckkneipe die beste Nacht deines Lebens haben, ganz ohne Mixologen-Nerdbeglückungen. Einfach, weil die Menschen und deren Gespräche faszinierend waren“, so Henningsen. Das habe ihn an der Bar immer am meisten in den Bann gezogen und er erkennt darin auch Parallelen zur Schauspielerei, zu einer gelungenen Aufführung. Seinen Schliff als Bartender hat er in der Bar Luba Luft bekommen.

„Bei Benjamin Braun habe ich viel gelernt, später habe ich dann selbst das Team übernommen“, erinnert er sich. Nach seiner Ausbildung zum Schauspieler 2011 folgten zwei turbulente Jahre. „Ich habe quasi durchgespielt und war am Wochenende noch in der Luba Luft. Das hat mich geschlaucht. Aber ich habe auch gemerkt, dass sich die Balance wieder in Richtung Bar verschieben sollte“, hat er seine Situation analysiert. Da kam das Angebot von Bacardi gerade im richtigen Augenblick.

Weil ihm Kommunikation so wichtig ist, hat er eine Coaching-Agentur gegründet. Dort bereitet er Bartender auf ihre Auftritte bei Messen, Wettbewerben oder Vorträge vor. Henningsen schwärmt: „Es gibt bei so vielen Bartendern tolle kreative Inhalte, aber die wollen auch optimal aufbereitet an den Mann gebracht werden. Darum kümmere ich mich beim Coaching.“

Hamburger und Ohrfeigen

Es darf nicht verwundern, wenn der Hanseat Jörg Meyer als Einflusspersönlichkeit nennt. „Das Gesamtpaket seiner Konzepte ist beeindruckend. Sie sind einfach und greifbar. Stell Dir vor, Hamburgs Bars wären eine Bühne, dann wäre Meyer der große Schauspieler“, singt er eine wahre Eloge auf den Impresario.

Man glaubt es ihm, auch wenn man bedenkt, dass die beiden immer wieder gemeinsam an Projekten von Bacardi arbeiten. Eine andere wegweisende Idee ist für ihn die Brooklyn Burger Bar, also hervorragende Drinks mit guten Burgern zu kombinieren. „Das hat einen richtigen Trend ausgelöst“, sagt er. Ansonsten habe Hamburg, was seine Barkultur betreffe, auch manchmal eine Ohrfeige verdient es sei teilweise „ein lahmer Verein“.

Wenn er privat unterwegs ist, geht er gerne in seine Stammkneipe Familieneck und dann allein in ein kleines Kino oder ins Theater. Oder er besucht seine Freundin in Berlin und seine Lieblingstränke, die Bar am Steinplatz.
Henningsen liebt die Kombination aus Trinken und Essen. „Aperitifs in jeder Form, ob Wein, Schaumwein oder Dry Martinis sind meine Sache. Nicht zu trocken, ich will noch den Wermut schmecken“, verrät er.

Amsterdam und Derbheiten

Henningsen ist nie richtig aus Hamburg weggekommen. „Wenn ich ehrlich bin, dann war ich dazu wohl zu feige. Ich bin hier fest verankert und gut vernetzt. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Aber durch die vielen Reisen für Bacardi wurde mir da in letzter Zeit etwas der Druck genommen.“ Das wäre jetzt die Gelegenheit gewesen zur Arroganz, mit der Antwort, dass man aus Hamburg nicht weggehen müsse, schließlich komme die Welt ja in die Stadt. Aber einen Sehnsuchtsort gibt es für ihn dennoch. „Amsterdam fasziniert mich, diese Stadt hat einen ganz eigenen Auftritt.“ Für den Schauspieler treten eben auch Städte auf.

Henningsens Lieblingsautor ist William Shakespeare „ich mag an seiner Sprache die Derbheit, gepaart mit sanften Tönen“. Fast so wie der Junge aus Altona.

Comments (1)

  • Pedro

    Joscha ist der Beste. Ein toller Typ, ein Hamburger Gold-Junge! Cheers

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