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Josef Highball Bar Wien

Gestatten, Josef: Wiens erste Highball-Bar

Die Betreiber der Josef Bar, Andrea Hörzer und Philipp M. Ernst, haben in einem Keller neben dem Stammhaus die erste Highball-Bar Wiens eröffnet. Wir haben die Josef Highball Bar besucht und uns vom Konzept überzeugen lassen.

Ein wenig ist Wiens neue Highball-Bar auch eine real gewordene Reportage. Wir schreiben das jetzt lieber gleich am Anfang: Just zum Erscheinungstermin der MIXOLOGY Ausgabe 4/2019 entschieden sich Andrea Hörzer und ihr Partner im Leben und am Tresen, Philipp M. Ernst, beim Nachbarlokal zuzugreifen.

In der Titelgeschichte besagter Ausgabe ging es um die Renaissance des Highballs. Die klugen Worte und technischen Tipps von Ober-Boilerman Joerg Meyer – „du kannst jeden Klassiker als Highball servieren“ – kamen ebenso zur rechten Zeit wie Dino Zippes Stuttgarter Inspiration in Sachen Barfood im jüngst zugesperrten The Purple Room. „Würstel gehören ohnehin zu Wien und Hot Dogs waren perfekt“, verweist Andrea Hörzer darauf, dass sich heute die „Eitrige Deluxe“ ebenso wie der „Wiener Wahnsinn“ (zu je 9 Euro) im Brötchen befinden.

Der leichte Entwurf von hoerzer.ernst

Ort des Geschehens ist die „Josef Highball Bar“, die man nicht nur des Namens wegen als Kellerversion der „Josef Bar“ in der Sterngasse sehen könnte. Allein, das hier ist erstens ein anderes Haus und zweitens historischer Boden – wenn auch schwankender: Denn bis Ende September sorgte hier das „Stehachterl“ für Partynächte, die von Caipirinha für vier Euro und ähnlichen Offerten befeuert wurden. Das Gewölbe nebenan hatte aber seinen besonderen Reiz, immerhin ist es gut doppelt so groß wie die Josef selbst. Und vor allem bot es eine – im Original tatsächlich weiße – Leinwand für die gestalterischen Ambitionen von hoerzer.ernst (wir schreiben das mal so, als wären sie Architekten).

Wie auch in der Josef findet sich eine Hommage an den Großvater dieses Namens, in diesem Fall der Lüster. „Er hat oben wegen seiner Höhe nie gepasst“, so Philipp M. Ernst. Nun macht er das Blattwerk, das sich von der Visitenkarte bis zum Toilettenspiegel als „Key visual“ durchzieht, sichtbar. Es sind aber auch Fundstücke dabei, die das Pärchen etwa in Palma de Mallorca aufgestöbert hat. Die beiden Ästheten unter den Barbetreibern des 1. Wiener Bezirks kann man nach solchen Adressen immer fragen. „Ich finde Schnittblumen gehören in eine Bar“, macht etwa Andrea Hörzer wie zur Bestätigung klar. Der Weg in den Wiener Highball-Himmel führt treppab auch zu einem Baum, der allerdings nicht wirklich blüht. Die üppigen Callas und Paradiesvogelblumen aber verströmen ihren wirklichen Duft.

Josef Highball Bar Wien
Zeitloses Interior trifft auf prunkvolle Goldelemente und Fundstücke

Schnittblumen im Pleasure-Dome

Andreas Gewächshaus soll allerdings nicht in die Irre führen: „Tropical, nicht Tiki“ ist das Motto. Denn die Leichtigkeit eines Urlaubs schwebt wie ein vorwitziges CO2-Bläschen durch alle Drinks der Josef Highball Bar. „Es soll leger zugehen, wir schicken in dieser Bar alles mit Kohlensäure“, übersetzt Philipp M. Ernst das Grundgefühl in bartechnische Vokabel. Die Partnerschaft mit Fentimans bringt dabei auch ungewöhnliche Geschmäcker in die Tumbler, etwa beim „Will you Cherry me“. Apfel-Brombeer-Limo statt Tonic und Ginger Ale funktioniert in diesem Fall aber hervorragend, die Kirschtönung wird so auch optisch intensiviert. Dieser Drink, den man etwas „girlie“ nennen kann, zeigt aber auch, wie man mit Highballs die Bar weiterentwickelt. „Am meisten wird Gin und ‚fruchtig‘ als Trinkvorliebe angegeben“, plaudert der Barchef aus der Schule.

Dass das nicht immer Limetten heißen soll, ist klar, doch was sonst? Dieser Cocktail gibt die Antwort darauf, und wie etwa beim „Saffroni Sbagliato“ (14,50 Euro wegen Verwendung von Champagner) hilft die Leichtigkeit sogar, den originalen Bauplan des Drinks zu verstehen. Diesen gibt es auch auf der Cocktailkarte: Die Meyer’schen Eisbälle werden „in situ“ erklärt, als Alternative ein Tumbler mit klarem Eiswürfel skizziert.

Josef Bar Wien
Josef Bar Wien: Klassische Cocktails als Highball serviert

Siphon für alle in der Josef Highball Bar

Das umgekehrte Prinzip, die maximale Cocktail-Camouflage, leben die vier klaren Highballs der Karte aus. Darunter die „Clear and Sparkling Piña Colada“ (12,50 Euro), die sich in der kurzen Öffnungszeit zu einem der Renner entwickelt hat. Mit dem „Crazy Mojito“ und dem „Espresso Highball“ (der Kaffeegeist statt Espresso enthält) sorgt man für Staunen. Zehn klassische Angebote, die selbst die alte Stehachterl-Stammplatte erkennen würde, führt man schon um 8,50 bis 9,50 Euro. Denn eloquent versucht Türsteher Dragan, Urgestein der Lokalmeile namens „Bermuda-Dreieck“, den alten Gästen auch das neue Konzept nahezubringen. Auch so kommt man zu einem USP: „Das ist der, wo es keinen Spritzer (Weißwein-Schorle, Anm. d. Red.) gibt“, raunt es dann vom Kundigenmund zum Novizenohr.

Punkto Qualität kann man hier als ergrauter Bermuda-Dreieck-Ausloter sicher einiges lernen, aber bei der Quantität haben Hörzer und Ernst durchaus auch partytaugliches auf der umfangreichen Karte. Wer sich an die – nicht durch sein Verschulden kurzlebige – erste Station von Ernst in Wien erinnert, wird auch die elaborierten Punch-Bowls im „Art“ noch kennen. Sie feiern im Gewölbe ein Comeback. „Tea Time“ etwa heißt der Cocktail, der neben Gin britische Geschmäcker wie Tee, Gurke und Lime in die Tassen bringt (29 Euro). Auf der historischen Exegese Joerg Meyers ruht dann auch der „Sparkling Harvey Wallbanger“; bis zu sechs Personen erfrischt die Siphon-Flasche zu 59 Euro.

Josef Highball Bar Wien
Mehr als 12,50 € sollen die Cocktails hier nicht kosten

Josef Highball Bar, Wien

Sterngasse 3
1010 Wien Wien

Di -Sa 20 - 4 Uhr

Starke Laufleistung in der Josef Highball Bar

„Sprudelnd und nicht zu kräftig“ sind die Getränke im Einzelserve ebenfalls, die hier mit einer Unze Basisspirituose bereitetet werden. Dennoch will man bei den Signature Cocktails quasi vom Keller aus den Highball auf ein neues Level heben. So kann etwa auch ein Milk Punch zur Basis werden, solange er frisch wie der „Champagner unter den Cocktails“ – so Philipp M. Ernst über Highballs – rüberkommt. Allerdings soll das nicht für die Preise gelten, die mit wenigen Ausnahmen bei 12,50 Euro enden: „Wir hören hier preislich auf, wo wir in der Josef beginnen“, rechnet das Barduo vor.

Josef Bar Wien
Nicht nur des Namens wegen die Kellerversion der „Josef Bar“ in der Sterngasse

Doch auch wenn man von Kannibalisierung der Stammbar durch die räumliche Nähe nichts wissen will: Wie gestaltet sich das Zusammenspiel? „Einer von uns versucht immer, in der Highball Bar zu sein.“ Was sich durchaus auch bewährt, wenn die kleine Josef ausgebucht ist. Mit dem Logenplatz auf Tisch 2 hat man sogar so was wie einen „Chef’s Table“, an dem man unter anderem Neuzugang Tamás Juhász aus der Budapester „Boutiq‘Bar“ zuschauen kann. Er ist der Meister des Preppens und der Einkocherei in der Sterngasse, während der eloquente Martin Holzer die Konzeption erklärt. So bereichert das für das dritte Standbein – das dritte ist ein gut gebuchtes Cocktail-Catering – auch das Teamwork.

Die Laufleistung der „Chefleut‘“ allerdings auch. Denn Haustelefon gibt es leider keines zwischen den beiden Josefs, bedauert Philipp M. Ernst. Kommunizierende Gefäße sind die beiden Bars aber auch so schon.

Credits

Foto: ©Jean Van Luelik

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