Karussell der Nacht XXII
Die Ständige Vertretung bekommt neue Herren, auch ansonsten tut sich etwas in Berlin und Düsseldorf. Außerdem: an vielen Ecken und Enden brodelt es. Ein Blick auf die aktuellen Personalien der Barbranche, ebenso ein Ausblick auf einen stürmischen Herbst.
Interessant ist es definitiv: Gar nicht einmal so viele wichtige aktuelle Jobwechseln gibt es derzeit an deutschsprachigen Tresen. Jedenfalls solange man nur jene betrachtet, die bereits spruchreif sind. Gleichzeitig haben wir in der Recherche zur aktuellen Ausgabe des Karussell aber mit einigen sehr namhaften Akteuren gesprochen, die kurz vor einer neuen Herausforderung stehen. Wir freuen uns also auf einen stürmischen Herbst in der Barszene, schauen aber vorher noch auf diejenigen, die das Sommerloch stopfen. Etwa in die Ständige Vertretung oder aber nach Charlottenburg.
Kersten Wruck: Zurück nach Berlin
Die Berliner Barflys dürfen sich auf die Rückkehr eines altbekannten Gesichts an die Spree freuen: „Nach nun mehr als einem Jahr Hotellerie in Mecklenburg Vorpommern zieht es mich wieder in die Hauptstadt und freie Gastronomie zurück“, erklärt Kersten Wruck mit Blick auf die hinter ihm liegenden Tätigkeiten u.a. im Strandhotel Dünenmeer in Dierhagen an der Ostsee. Wruck freut sich über die Erfahrungen, die für ihn neu und lehrreich waren, denn „ich konnte einiges über Wein und Hosting in der Hotellerie lernen. Auch mit einem Restaurant, einer Küche und Patisserie direkt zusammenzuarbeiten, hat die Zeit dort für mich entscheidend geprägt und bereichert.“
Für den Neuanfang in Berlin tut sich Wruck nun mit einem früheren Weggefährten zusammen – er unterstützt Konstantin Hennrich bei der Eröffnung von dessen erstem Barprojekt Stairs (siehe MIXOLOGY 2/2017). „Wir kennen uns gut, wissen, wie der jeweils andere arbeitet und wir haben auch die gleich Vorstellung davon, wie Drinks funktionieren“, freut sich Wruck auf die kommende gemeinsame Zeit mit seinem früheren Chapel-Kollegen, mit dem er nun in der Uhlandstraße hinterm Brett stehen wird. „Ich bin sehr gespannt, wie wir uns in der Zwischenzeit entwickelt haben!“
Ständige Vertretung: Es weht ein frischer Wind
Eine echte gastronomische Institution Berlins, die Ständige Vertretung am Schiffbauerdamm, bekommt dieser Tage eine echte Frischzellenkur: Niemand geringeres als Jan Bubinger und Jörn Brinkmann sind die neuen Betreiber der fast schon legendären rheinischen Gastronomie Ständige Vertretung. Die beiden neuen Inhaber der Ständigen Vertretung sind in der Barszene bestens bekannt: Bubinger (32) blickt u.a. auf Etappen in der Berliner Alto Bar und der Marlene Bar zurück, Brinkmann (38) zeichnete als F&B Manager im Hotel de Rome Berlin und im Four Seasons Costa Rica bereits für hochkarätige Hotelgastronomie verantwortlich. Zuletzt jedoch waren die beiden vor allem durch ihre Tätigkeiten für Campari (als Bezirksleiter Berlin bzw. Verkausleiter Deutschland) in aller Munde, bevor es jetzt in die Ständige Vertretung ging.
Trotz ihres Hintergrunds in gehobener Hotellerie und Cocktailkultur beruhigen die beiden schon jetzt, was die Zukunft der Ständigen Vertretung angeht: „Die ‚StäV‘ bleibt die ‚StäV‘“, meint Brinkmann mit Blick darauf, dass das Duo zwar plant, kleine neue Akzente setzen zu wollen. Insgesamt wolle mann aber natürlich an der bewährten Idee einer ur-rheinischen Exklave festhalten. Es dürfte also weiterhin jede Menge Gaffel Kölsch gezapft werden in der Ständigen Vertretung.
Capella Bar, die nächste: Thorsten Feth und Matthias Schulz wandern ab
Die Tage für die Capella Bar im Breidenbacher Hof zu Düsseldorf waren schon einmal heiterer: Nachdem in den vergangenen Monaten mit Stephan Körner, Carsten Möller und zuletzt Marc Hermann bereits ein guter Teil des eingespielten Teams zu neuen Herausforderungen aufgebrochen war, gehen nun auch Bar Manager Thorsten Feth und Bartender Matthias Schulz gemeinsam „rüber“ in die vielfach gelobte Düsseldorfer Institution LiQ Bar, wo u.a. schon Christoph Henkel, David Rippen und Sebastian Schneider gewirkt haben.
„Der Grund für den Wechsel ist, dass wir uns wieder mehr um unser Herzblut kümmern wollen“, leitet Feth ein, nämlich „geile und anspruchsvolle Drink mit Top-Service in einem entspannten Ambiente – aber eben ohne Hotel-Chi-Chi und mixologisces Gehabe.“ Der 40-jährige Barmeister, der auf Stationen z.B. in der Frankfurter Luna Bar und der Bristol Bar zurückblicken kann, nimmt seinen 25-jährigen, kreuzfahrtschifferprobten Bartender Matthias Schulz (zuletzt Finalist bei der Made in GSA Competition 2017 in Wien) mit an die neue Wirkungsstätte. Und im Breidenbacher Hof? Wir werden sehen…
Michael Heimberg: Ausgehefnert
Erst einmal gar keinen Shaker mehr in die Hand nehmen wird künftig Michael Heimberg, der die Berliner Hefner Bar nach rund sechs Jahren verlässt, die er seit dem Abschied von Nico Krznar als Barchef geleitet hat. „Ich habe die Möglichkeit bekommen für ein halbes Jahr im Wendland auf einem nicht mehr bewirtschafteten Bauernhof meiner Schwester unterzukommen“, führt der 35-Jährige an. „Nach 10 Jahren Vollzeitgastronomie und einem ernsten Krankheitsfall in der Familie konnten wir dieses Angebot nicht ausschlagen.“
Die Geschicke der Hefner Bar legt Heimberg nun in die Hände von Markus Müller „Markus hat in Tübingen das Bartista seit der Eröffnung aufgebaut und ist jetzt in Berlin angekommen“, drückt er sein Vertrauen gegenüber dem Nachfolger aus. Ob Heimberg selbst nach seinem Sabbatical überhaupt in die Gastronomie zurückkehren wird, lässt er zum jetzigen Zeitpunkt offen: „Das kann und will ich jetzt noch nicht sagen.“ Wir wünschen von Herzen gute Erholung.
Einige freie Stellen sind schon besetzt, es gibt aber auch noch offene: So sucht beispielsweise Barchef Arash Ghassemi Verstärkung für sein Team in der Schöneberger Green Door, die derzeit wieder in neuem Glanz erstrahlt und viel Aufmerksamkeit aus der Szene bekommt. Oder gelüstet es nach Seeluft? In dem Fall wäre vielleicht die vakante Stelle auf der Rooftop-Bar des Atlantic Hotel Kiel der geeignete Platz. Der dortige Barchef Ravi Silva sucht zur Verstärkung seines Teams einen Bartender in Vollzeit – Traumblick über die Kieler Förde inklusive.
[Slideshow]
[/Slideshow]
Credits
Foto: Foto via Tim Klöcker.
Wolfgang Arlt
ein Genuss für jung und alt