Karussell der Nacht IX
Panta rhei – auch 2016. Tatjana Friedrich, Marcel Baumann und der Bartender Roger Breitenegger: gleich drei neue Markenbotschafter bereichern die Nacht. Zwei andere Tresenkünstler hingegen möchten der dunklen Tageszeit künftig zumindest beruflich den Rücken kehren. Willkommen zur neuen, neunten Ausgabe.
Wir beginnen mit einem Deal aus Österreich. Denn zum 29. Januar dieses Jahres übernimmt die Schlumberger Aktiengesellschaft 100 Prozent der Anteile an der Salzburger Mozart-Destillerie von BeamSuntory und beruft im gleichen Zug auch den ehemaligen Mozart-CEO Florian F. Iro in die eigene Geschäftsführung. Iro, der im vergangen Jahr als selbstständiger Consultant für die Spirituosenbranche tätig war, verantwortet künftig wieder die Geschicke der Schokoladen-Brennerei sowie den Export weiterer Schlumberger-Marken.
AUF LOS: CORDULA LANGER WIRD BARCHEFIN
Viel Verantwortung trägt ab Februar auch Cordula „Cordi“ Langer. Die Berliner Barfee mit leuchtend rotem Haar übernimmt dann nämlich die Leitung des Kleinods Bryk-Bar als deren Barchefin. Eine Aufgabe, auf die sie sich schon riesig freut, wie sie uns verriet. „Es wird auf jeden Fall weiterhin experimentell sein“, beschreibt es Cordula hochmotiviert. „Wir arbeiten viel mit Schäumen, Smoking Gun und Cloche, hausgemachten Zutaten sowie besonderen Dekorationen.“ Das sei schließlich auch das Image der Bar. Und so werden auch weiterhin einige eher unkonventionelle Kreationen auf der Karte zu finden sein, auch wenn diese fortan vielleicht etwas „entspannter für die Gaumen der Gäste“ ausbalanciert werden, wie sie erklärt.
Insgesamt sehe es Cordula nun als Hauptaufgabe, „die Bryk” im Stadtteil Prenzlauer Berg zu einem festen Leuchtturm der Berliner Barlandschaft aufzubauen. „Wir wollen so richtig durchstarten. Und dafür ich habe ein großartiges Team an meiner Seite, mit dem ich das umsetzten kann, was ich mir vorstelle“, so Cordula. Nicht mehr zu diesem Team gehört ab Februar Frank Grosser. Der bisherige Barchef verlässt die Bryk-Bar zum 31. Januar.
VON DER ELBE AN DEN MAIN: FRANK THELEN IM ROOMERS
Einen Abgang und Neuanfang gab es auch bei Frank Thelen nach ungefähr einem halben Jahr im Hamburger Le Lion. Denn von der Hansestadt zieht es ihn in die hessische Bankenmetropole Frankfurt und hinter den Tresen des Bar-Schwergewichts Roomers. „Ich bin zur Zeit als Chef de Bar angestellt, somit direkt dem Management unterstellt und versuche, die Geschicke der Bar im operativen Bereich nach besten Gewissen zu gestalten“, erklärt er seine neue Aufgabe.
Die Motive für diesen Wechsel seien dabei sowohl privater, als auch beruflicher Natur gewesen. „Zum einen“, beginnt Frank aufzuzählen, „aufgrund der Nähe zu meiner eigentlichen Heimat Köln und meiner Familie. Zum anderen auch aufgrund der Möglichkeit, in einem so tollen und talentierten Team zu arbeiten, von denen ich die meisten schon sehr lange kenne und als meine Freunde bezeichnen darf.“ Darüber hinaus sei das Angebot vor allem langfristig betrachtet der richtige Schritt gewesen. Die Unternehmensgruppe macht in diesem Jahr einen gewaltigen Sprung und wächst mit neuen Häusern in Baden Baden, München und Berlin. „Es war also auch perspektivisch eine unheimlich reizbare Angelegenheit mit enormem Entwicklungspotenzial“, wie er freudestrahlend anfügt.
AUS FRANKREICH: TATJANA FRIEDRICH FÜR LILLET
Mit Frank Thelen wechselte auch Lebensgefährtin Tatjana Friedrich Job und Wohnsitz und ist nach der flüssigen Leitung in der Eröffnungsphase des Hamburger Mash seit Januar nun für Pernod Ricard Deutschland und den französischen Wein-Aperitif Lillet als Markenbotschafterin tätig. Eine nationale Stelle, die in dieser Ausrichtung zum ersten Mal besetzt wurde. „Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe als Brand Ambassador für Lillet und werde sie mit viel Leidenschaft angehen“, erklärt die 30-jährige. „Dabei liegen mir die Vermittlung von Wissen rund um das Produkt sowie seine unheimlich breit gefächerten Einsatzmöglichkeiten besonders am Herzen.“ So arbeite sie künftig selbst auch an kalten sowie heißen Cocktails auf Basis des Aperitifs und lässt ihre zehnjährige Erfahrung als Bartenderin an den verschiedensten Tresen gern ergänzend zu ihrer neuen strategischen und kommunikativen Rolle einfließen.
AUF ALTONA: ROGER BREITENEGGER BEI GIN SUL
Ebenfalls in den Stand der Markenbotschafter reiht sich seit Jahresbeginn der gebürtige Wiener und Wahl-Berliner Roger Breitenegger ein und dockt in Hamburg bei der Altonaer Spirituosen Manufaktur an. Mit einem großen persönlichen Faible für Craft-Spirituosen und Bier steht er bereits seit längerem auf freier Basis im Dienst von Gin Sul und machte sich den letzten zwei Jahren vor allem mit diversen Pop-Up-Bars wie dem „Tu Salud“ und dem „The Tape Over“ in der Berliner Nacht einen Namen. Jetzt werde er für die kleine Hamburger Destillerie zunächst den nationalen Vertrieb aufbauen und für Gin Sul auch den Sprung in seine alte Heimat Österreich vorantreiben, wie er uns verriet. „Roger brennt mit Leib und Seele für Gin Sul und passt auch gerade wegen seiner herzlichen Art perfekt in unsere deutsch-portugiesische Familie“, freut sich nicht zuletzt auch Gin Sul-Gründer Stephan Garbe über den Zuwachs.
AUS AGAVE: MARCEL BAUMANN „WIRD“ PATRÓN
Als Dritter in dieser Runde ging Marcel Baumann aus der Bartender-Gilde in die Industrie. So steht der Inhaber der Bar- und Baristaschule Barwerk in Hamburg seit Mitte Januar offiziell als Brand Ambassador für Patrón Tequila in Lohn und Brot. Im Namen der Agave verantwortet und repräsentiert er die in Deutschland vom Minderheitseigentümer Bacardi vertriebene Marke in Deutschland und der Schweiz, leitet Schulungen und bringt der Barwelt künftig Añjeo, Blanco und Reposado näher.
Mit dieser Aufgabe folgt Marcel Baumann auf den Frankfurter Mathias Noori, der bereits im vergangenen Herbst zurück ans Brett wechselte und seither als Gastgeber im The Kinly in der Mainstadt zu finden ist.
AUF WIEDERSEHEN: LENNART HAACK UND RICHARD DÜHRKOHP
Der Nacht den Rücken gekehrt hat hingegen Lennart Haack. Nach vielen Jahren und nächtlichen Schichten hinter den Bars des Kempinski Atlantic, der Berliner Bellini Lounge und des Felix, nach einer Station als Barchef in der Schöneberger Bar Salut!, einem Tête-à-Tête mit der Pariser Barwelt und der Leitung der Berliner Institution Bar am Lützowplatz, nähert sich der Hamburger Lennart Haack dem Tresen ab sofort nur noch von der trinkenden Seite. Als von vielen geschätzter, modester Kollege verließ er unlängst den Barzirkus, um fortan eine Position im väterlichen Textil-Großhandel zu bekleiden.
Und damit ist er nicht er nicht allein. Denn auch der Hamburger Richard „Richi“ Dührkohp hat sich von der allabendlichen Bühne verabschiedet. „Mein jetzt 15-jähriges gastronomisches Jubiläum habe ich als Anlass genommen, etwas zu verändern“, resümiert er seine Laufbahn mit Positionen vom Intercontinental Hotel in Hamburg, der Yakshi Bar, Coast, Clouds sowie Heaven’s Nest, und er ergänzt: „Ich fing an, mich zu fragen, ob ich mir vorstellen könnte, mit 50 noch nachts hinter dem Tresen zu stehen und musste dies mit einem klaren ‚Nein‘ beantworten.“ Außerdem habe er schon immer den Wunsch gehabt, sich selbstständig zu machen und einen weitestgehend normalbürgerlichen Tagesablauf zu haben. „Ich weiß, selbständig bedeutet ‘selbst und ständig’“, räumt er ein und ist sich der neuen Herausforderung völlig bewusst. „Aber der Businessplan steht, jetzt fehlt nur noch die Location.“
Es wird ein Café. Kein gewöhnliches, sondern vielmehr ein Waffel-Café-Konzept. Kaffee höchster Güte, teiggebackene kulinarische Besonderheiten und, je nach Location, eventuell auch eine Theke, über die hin und wieder ein Aperitif in der „Waffelmanufaktur“ wandert. Schließlich betreibt Richard darüber hinaus auch weiterhin ein Cocktail Catering und wird sich bei Gelegenheit als Gastbartender hinter den Tresen stellen, um nicht alles zu verlernen, wie er lachend verspricht: „Ich liebe die Bar schließlich. Sie wird immer ein Teil von mir bleiben und ich möchte diese Erfahrungen nicht missen.“ Dennoch freut er sich nun auf den neuen Lebensabschnitt. „Und bis es soweit ist“ stahlt Richi, „verbringe ich viel Zeit mit meiner zehnjährigen Tochter, was uns beiden wirklich gut tut. Denn freie Zeit war eher Fehlanzeige in den letzten Jahren.“
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Cordula Langer Florian Iro Frank Thelen by Dado Daniel Dominik Roger Breitenegger Tatjana Friedrich[/Slideshow]
AUF SUCHE
Die letzten Zeilen dieser Ausgabe unseres Karussells der Nacht möchten wir gern denjenigen ans Herz legen, die es weitertreibt. Denn sollten Sie auf der Suche nach einer beruflichen Veränderung sein, das Handwerk als Barista beherrschen und ebenso freundlichen Service, wäre vielleicht das Münchener Café Patolli eine Adresse für Sie! Andernfalls sucht zudem das neu-eröffnende Hamburger Luxushotel The Fontenay ein komplettes Barteam fürs Opening im Herbst.
Wenn sich das Karussell der Nacht für Sie bereits gedreht haben sollte, Sie Tipps und Vorschläge für aktuelle Personalwechsel der flüssigen Szene haben, freuen wir uns jederzeit über Informationen an: [email protected]
Credits
Foto: Straßen via Shutterstock