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Karussell der Nacht X

Panta rhei – der Schnee taut, das Karussell der Nacht dreht sich. In zehnter Ausgabe mit dem neuen Markenbotschafter Mario Kappes.Außerdem mit dabei: die ebenfalls neuen Markenbotschafter Steffen Zimmermann und Dennis Wolf, die weltreisende Bartenderin Gönke Hansen, Joscha Henningsen, die neue Barcrew im Münchener Roomers und der Rückkehr einer Club-Ikone.

Die Berliner Nacht und ihre Hedonisten feiern die Wiedereröffnung der Kultstätte King Size Bar! In alter Location an der Friedrichstraße soll der 2015 aufgrund von Lärmbeschwerden eingestellte Betrieb spätestens im März wieder anlaufen. Und zwar mit alter Besetzung: Roman Vardijan als Barchef und der begnadete Frank Künster an der Tür. Wie lange das gut geht, bleibt offen. Allein schon, da die Hausnummer 112b mittelfristig weg-gentrifiziert werden soll.

Steffen Zimmermann: Vom Raclette zu Rutte

Schließen wird eine andere Institution der hauptstädtischen Barlandschaft: Die Raclette. Im Zuge von Sanierungsmaßnahmen des gesamten Hauses muss die Bar weichen. Ein letzter Tanz ist Ostersamstag. „Es bricht mir das Herz“, trauert Steffen Zimmermann, wenn er daran denkt. „Aber“, holt er Luft, „das Timing passt.“ Denn bereits seit Mitte Februar ist er als Brand Ambassador für die niederländischen Gins und Genever aus der Rutte-Brennerei beim Hamburger Vertrieb Borco vereidigt. Eine Rolle, mit der sich sofort anfreundete, als er die Brennerei in Dordrecht besuchte. „Ich hab mich sofort in das Produkt verliebt. Außerdem freue ich mich sehr auf das Team bei Borco und Sven Sudeck als meinen Chef“, lacht Steffen.

Wohin es mit Rutte in der Republik gehen soll, lotet man gerade noch aus. Einer der Gründe, die Position zu übernehmen, sei schließlich auch gewesen, keine Fußstapfen füllen zu müssen, sondern selbst ein Bild der Marke zu finden, reflektiert Steffen, und betont: „Ich werde als Brand Ambassador nicht das machen, was ich aus Sicht eines Barbetreiber selbst immer doof fand.“ Bis er am 1. April damit so richtig anfängt und die geschmiedeten Pläne in Taten umsetzt, freut er sich aber erst einmal noch über jeden, der samstags auf einen Drink beim ihm in seiner geliebten Raclette vorbeischaut.

Dennis Wolf: Mit der Fledermaus auf Kurs Nord

Wie Steffen Zimmermann wird auch Barkollege Dennis Wolf Markenbotschafter, und zwar für die Fledermaus-Marke Bacardi. „So, wie auch der Tresen immer ein wenig mein Bühnenersatz war“, grinst Dennis, „geisterte die Rolle als Brand Ambassador, oder im meinem jetzigen Falle ‘Trade Ambassador’, schon lange als Traumjob umher.“ Vor allem, da die neue Aufgabe im Wesentlichen aus Reden, Präsentieren und Schulen bestünde, also allem was der Berliner ohnehin gerne macht, wie er sagt.

Insgesamt ist diese neue Position dem ständigen Umstrukturieren der letzten Monate bei Bacardis D-A-CH-Unit und dem Ausscheiden von Karim Fadl entwachsen. „Deutschland wird aufgeteilt in Nord und Süd“, erklärt Dennis die Situation und lässt verlauten, dass er sich die Rolle für die Bundesrepublik mit einem noch nicht offiziell bekannten Kollegen teilen wird. „Wo genau die Grenze verlaufen wird, machen wir dann untereinander aus. Das hängt ja auch ein wenig von unseren individuellen Netzwerken ab.“ Fest steht dafür, dass er als Trade Ambassador-Nord seiner Heimat an der Spree treu bleibt und prinzipiell ein Ansprechpartner für das gesamte Bacardi-Portfolio sein möchte, obwohl das Augenmerk hauptsächlich den Premium-Marken Bacardi, Grey Goose, Bombay, Dewar’s und Patron gilt. Außerdem werden künftig Österreich und die Schweiz vom aktuellen eidgenössischen Markenbotschafter, Hasan Sivrikaya, zusammen betreut.

Joscha Henningsen: Noch mehr eigene Agentur 

Und Apropos Heimat an der Spree. Der Hamburger Joscha Henningsen, hierzulande bisher vor allem Bacardis Gesicht der French Brands wie Grey Goose und St. Germain, zieht mit neuer Aufgabe in die Hauptstadt. Denn nach etwas mehr als zweieinhalb Jahren als Brand Ambassador verrät er nun: „Wir beenden die Zusammenarbeit bezüglich der klassischen Markenbotschaftertätigkeit und gehen verstärkt zu dem über, was wir auch bereits vorher primär geleistet haben: Kreativsupport und Consulting mit starker On-Trade und Advocacykompetenz.“

Soll heißen, mit seiner bereits vor einem Jahr gegründeten Agentur About Brand Communication vertritt Joscha die Marken ab März zwar weiterhin, aber natürlich auch Kunden außerhalb des Bacardi-Universums. Als nächstes großes Projekt, sagt er, „steht derzeit aber erst einmal der Umzug samt Büro nach Berlin an.“

Mario Kappes: Ein weinendes und ein lachendes Auge

Der dritte Bartender, der aktuell in die Zunft der Markenbotschafter wechselt, ist Mario Kappes. Denn was bereits kurz vor Weihnachten wie Blitzeis über den Social Media-Äther zog, wird nun tatsächlich Realität: Der Le Lion-Barchef wechselt zum familiengeführten Spirituosenunternehmen Borco.

„Es ist nicht einfach für mich, das Le Lion zu verlassen“, schickt Mario schweren Herzens vorweg, „als ich im September 2007 anfing, für Jörg Meyer und Rainer Wendt zu arbeiten, wusste ich noch nicht, was mich erwartet. Jetzt, achteinhalb Jahre später, habe ich als angestellter Barmann wohl so ziemlich alles erreicht, was man in diesem Land und in dieser Branche erreichen kann.“

So stehen unterm Strich weit mehr als 1.700 Nächte hinter dem Tresen des Löwen, unzählige Drinks, die Auszeichnungen als Gastgeber und Mixologe des Jahres 2015 bei den MIXOLOGY BAR AWARDS und wie so oft leider zu wenige Momente mit Frau und Familie. „Jetzt ist hoffentlich ein bisschen Zeit für Wiedergutmachung“, sagt Mario versöhnlich, wenn er an seine neue Rolle ab dem 1. April denkt, „ich freue mich wirklich riesig darauf, als Brand Ambassador unter anderem für die Marken Dalmore und Carpano in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München zuständig zu sein und so viele Kollegen in diesen Städten in Zukunft regelmäßig zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen.“

Ganz ohne Wehmut wird er Mitte März seinen Rührlöffel aber doch nicht beiseite legen können. Schließlich sei die Arbeit im Löwen das beste gewesen, was ihm hätte passieren können, betont Mario und bedankt sich im gleichen Atemzug bei Jörg und Rainer dafür, „dass ihr mich habt werden lassen, was ich heute bin.“ „Nun“, schmunzelt Mario, „werde ich in Zukunft in der Rathausstraße 3 stehen und klingeln mit der Hoffnung, eingelassen zu werden in die Höhle des Löwen.“

Gönke Hansen: Genau da, wo sie sein sollte

Das Visum zur Einreise hat kürzlich auch Gönke Hansen gelöst, allerdings für Australien. Denn nach ihrer Ausbildung in Berlin, Station auf dem Kreuzfahrtschiff Columbus 2 und zuletzt der Onyx Bar in Zürich, packte die geborene Husumerin ihren einen Koffer wieder und landete nach Stop-Over und Stippvisite in Hongkongs Ozone Bar in Sydney. „Der Wunsch weiterzuziehen, war schon immer ein Teil meiner Lebenseinstellung“, schwärmt die junge Barfee, „die Neugier auf andere Orte und Kulturen hat mich immer wieder aus meiner Komfortzone raus in die Welt getrieben.“

Jetzt, am gänzlich anderen Ende des Planeten, „bin ich genau da, wo ich sein sollte“, freudestrahlt sie. Und wie es der Zufall so will, fand Gönke mit dem Eau de Vie auch gleich einen neuen Tresen als australische Heimat. „Es ist eine Institution in der australischen Barszene! Ich schlage mich jetzt durch neue Rezepturen, Servicestandards, den häufigen Gebrauch von flüssigem Stickstoff und ein ganz anderes Gästeklientel. Danach falle ich tot ins Bett.“ Nur, um am nächsten Tag im Apartment direkt am berühmten Bondi Beach wieder aufzuwachen. Es ihr australischer Traum von „ganz weit weg sein“. „Sich selbst Träume zu erfüllen ist eines der besten Gefühle überhaupt“, weiß die 25-jährige.

Ob sie zurück kommt, hingegen noch nicht. Auch, wenn sie Freunde und Familie vermisst. „Ich bin gespannt, wie es im Eau de Vie weitergeht und hoffe, ein fester Teil des Teams zu werden“, sagt Gönke, „bis dahin warte ich auf mein Paket von zu Hause mit all meinen Barbüchern und Barutensilien!“ Und natürlich auf gern gesehenen Besuch aus der alten Heimat am neuen Tresen.

Dietmar Petri und Johannes Möhring: Das Team im Münchener Roomers

In neuen Gefilden werden zum Sommer auch Dietmar Petri und Johannes Möhring zu finden sein. Die zwei Münchener Bartender verlassen das Schumann’s, beziehungsweise Les Fleurs du Mal, um das Steuer in der Bar der Isar-Dependance der Roomers Hotels zu übernehmen. „Eine neue Herausforderung, die ich so bis dato auch nicht kannte“, berichtet Dietmar Petri. Zwar habe er bereits einige Neueröffnungen mitgemacht, „allerdings weder in diesem Ausmaß noch in dieser Position. Ich denke, ich bin ein recht passabler Barmann, doch ob ich ein guter Barmanager sein werde, wird sich noch rausstellen“, schmunzelt er.

Sein „Wohnzimmer“ verlässt er zwar mit etwas schwerem Herzen, aber auch den besten Erinnerungen und viel Dankbarkeit, wohlwissend, dass er die Bar in gute Hände überlässt. So kümmert sich nun Henning Neufeld um die Geschicke des langen Nussbaum-Tresens am Odeonplatz, während sich Johannes und Dietmar „jetzt gleichermaßen auf die neuen Aufgaben im Roomers München, wie auf den ersten Besuch im Les Fleurs du Mal als Gäste freuen.“

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Dennis Wolf via Van Hagen Gönke Hansen Johannes Möhring und Dietmar Petri Joscha Henningsen Steffen Zimmermann Mario Kappes

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AUF SUCHE

Die letzten Zeilen dieser Ausgabe unseres Karussells der Nacht möchten wir gerne denjenigen ans Herz legen, die es weitertreibt. Denn sollten Sie auf der Suche nach einer beruflichen Veränderung sein, gerne Bier trinken und andere davon begeistern wollen, wäre vielleicht die Rolle als Brand Ambassador Germany der Brooklyn Brewery etwas für Sie. Andernfalls sucht aber auch die Kölner Bar Shepheard klassische Verstärkung hinterm Tresen sowie einen Projektleiter für Caterings.

Wenn sich das Karussell der Nacht für Sie bereits gedreht haben sollte oder Sie Tipps und Vorschläge für aktuelle Personalwechsel der flüssigen Szene haben, freuen wir uns jederzeit über Informationen an: [email protected]

Credits

Foto: Straßen via Shutterstock.

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