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Royal Bermuda Yacht Club

Endlich auf dem Radar: der Royal Bermuda Yacht Club

Der Royal Bermuda Yacht Club ist einer dieser vielen, vielen Cocktails, die eigentlich das Zeug zum absoluten Publikumsliebling haben. Dennoch bleibt er ein Insider. Das ist schade, aber irgendwie auch erklärbar – macht den Drink aber keinen Deut schlechter.

Als MIXOLOGY das letzte Mal (im Jahre 2012) über den Royal Bermuda Yacht Club Cocktail geschrieben hat, hieß es noch, der Drink friste ein „eher unscheinbares Dasein“. Das ist zwar mittlerweile nicht mehr in vollem Umfang richtig – falsch ist es aber ebenfalls nicht.

Heute findet man den Royal Bermuda Yacht Club durchaus auf der einen oder anderen Cocktailkarte. Manche Fachleute behaupten sogar, er sei im Laufe der Jahre zu einem der sogenannten „Bartenders’ Handshakes“ geworden – also einer jener Cocktails, mit denen sich Barleute untereinander zu erkennen und außerdem zu verstehen geben, dass man diesen und jenen unbekannteren, aber tollen Drink kennt. Inzwischen dürfte er abseits davon auch dem einen oder anderen Genießer ein Begriff sein.

Der Royal Bermuda Yacht Club: ein klassischer Käpt’n ohne eigenes Schiff

Gleichzeitig ist der Royal Bermuda Yacht Club aber noch immer meilenweit davon entfernt, ein berühmter Drink zu sein. Wen wundert es? Ob die immer mal wieder bemühte Beschreibung, der Cocktail sei ein mit zwei Likören erweiterter Daiquiri, stimmt oder nicht (eine Frage, die zu weit in den Definitions-Diskurs führen würde), sei dahingestellt. Fest steht hingegen: Es gibt einfach im wahrsten Sinne des Wortes zahllose Drinks, die nach einem weiter gefassten Sour-Prinzip funktionieren – manche von ihnen sind bekannter oder werden es mit der Zeit; andere eben nicht. 

Royal Bermuda Yacht Club

Zutaten

6 cl Barbados Rum (z.B. Mount Gay)
3 cl Limettensaft
1,5 cl Falernum
1 B L Triple Sec
2 Dashes Angostura Bitters

Ist zu viel »Royal« am Ende abschreckend?

Dass dem Royal Bermuda Yacht Club Cocktail tendenziell noch immer eher letzteres beschieden ist, liegt natürlich auch an den Umständen seiner Entstehung. Ersonnen wurde er offenbar irgendwann in den späten 1930er Jahren in der Bar des gleichnamigen privaten Segelclubs, der wiederum 1844 in Hamilton, der Hauptstadt der Bermudas, gegründet worden war. 

Nun sind private Yacht-Vereine ohnehin nicht dafür bekannt, mit ihren Moden und Vorlieben auf eine große, breite Masse abzufärben. Und wenn doch (wie im Laufe der Cocktailhistorie oft geschehen) etwas von den Eliten in den Mainstream schwappt, dann eher via London, Detroit, Philadelphia, New York, Paris oder vielleicht auch Havanna – aber nicht, wenn der Ursprungsort ein britisches Überseegebiet ist, in dem ein paar Tausend Menschen leben.

Am Anfang war der Daiquiri näher dran

Die Kollegen von Bar-Vademecum verweisen auf die erste schriftliche Fixierung des Drinks im Jahre 1940 durch Crosby Gaige, der ihn im Zusammenhang mit dem Segelclub und einer gewissen „Mrs. Mabon“ erwähnt: „3 parts Barbados Rum, 1 part Lime Juice, ½ part Falernum or Sugar Syrup, Dash of Cointreau or Brandy“, steht da geschrieben. 

Interessant ist vor allem, dass hier sowohl Falernum (als Zuckerersatz) als auch der Orangenlikör noch fakultativ sind für den Royal Bermuda Yacht Club. Also tatsächlich eine deutliche Daiquiri-Nähe, wenn nicht geschrieben stünde, dass der Orangenlikör durch Brandy ersetzt werden könne. Die Erklärung dafür wird mit Blick auf die Historie höchstwahrscheinlich sein, dass hochwertige Orangenliköre schon immer in vielen Fällen auf Weinbränden basieren.

Wie Trader Vic den Royal Bermuda Yacht Club etabliert hat 

Richtig festgezurrt wurde das Rezept in der heute landläufigen Form ein paar Jahre später durch die Tiki-Legende Trader Vic. In seinem „Bartender’s Guide“ von 1947/48 formuliert er Cointreau und Falernum als obligatorisch und ordnet ihn so ganz klar seinem Schema bzw. der Herangehensweise der frühen Tiki-Ära unter: Rum und Säurequelle, gepaart mit würzenden Süßungsmitteln; vom Grundgerüst her ein Punch, aber mit höherem Alkoholgehalt. Und gerade, weil der Royal Bermuda Yacht Club mit Falernum und Bitterorangenlikör zwei der absoluten Proto-Zutaten der Tiki-Zeit verlangt, passt diese Zuordnung doch wesentlich besser als die Sichtweise eines erweiterten Daiquiri. 

Eine Ergänzung, die quasi aus unseren hauseigenen MIXOLOGY-Reihen kam, war die Zugabe von ein bis zwei Dashes Aromatic Bitters. Diese macht gerade beim Blick aus der Tiki-Ecke durchaus Sinn, spielen doch Bitters (und Absinth) in den frühen und klassischen Tiki-Rezepturen meist eine wichtige Rolle. Zudem fügt sich das Geschmacksprofil des Cocktail Bitters ohnehin ganz hervorragend in das würzig-tropische Zusammenspiel aus Rum und den zwei Likören. So kann man mit dem frisch-crispen und gleichzeitig hochkomplexen Royal Bermuda Yacht Club ganz wunderbar in See stechen. Schmeckt aber auch an Land. Und dank des Internets wird es auch nicht mehr vergessen.

Credits

Foto: ©Sarah Swantje Fischer

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