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Lamm Bar Berlin Prenzlauer Berg | Mixology - Magazin für Barkultur

Auf dem Prenzlauer Berg. Wo Wolf und Lamm sich gute Nacht sagen.

Die Lamm Bar ist der neueste Hügel im Prenzlauer Gebirge. Feine Drinks und nette Leute, so haben wir gehört. Wir waren dort, um uns von dem Gerücht zu überzeugen.

Ganz oben auf der Barkarte, als ersten Posten, gibt es in der Lamm Bar in Berlin-Prenzlauer Berg einen Cocktail, der „Dr. Jürgen Bach“ heißt. Der promovierte Drink auf Rum-Basis hat genau wie die anderen Drinks eine Geschichte: Dr. Bach ist von der Industrie- und Handelskammer. Er ist eine Hommage an die letzte Hürde, die die zwei Eigentümer vor der Eröffnung ihrer neuen Bar zu nehmen hatten.

Die letzte, aber auf jeden Fall nicht die erste: Seit März 2018 sind die beiden Gastronomen in der Immobilie und haben in neun Monaten akribischer Umbauarbeit aus einem Loch eine der liebevollsten Trinkstätten nördlich des S-Bahn-Rings geschliffen.

Franke hat noch einen anderen Laden, Krass böser Wolf heißt der, und man hofft, dass die Lamm Bar nicht dem Erzfeind zum Opfer fallen wird. Hannes Lautenschlager hingegen arbeitet seinerseits außerdem als Barchef in einem sehr bekannten Techno-Club am Übergang zwischen Kreuzberg und Friedrichshain, dessen Kommunikationspolitik es nicht zulässt, dass der Name genannt werden darf. Mit dieser Doppelbelastung ist es umso erstaunlicher, dass die Lamm Bar zu einem so durchdachten Ort geworden ist.

Lamm Bar Berlin Prenzlauer Berg | Mixology - Magazin für Barkultur
Lamm Bar Berlin Prenzlauer Berg | Mixology - Magazin für Barkultur
Lamm Bar Berlin Prenzlauer Berg | Mixology - Magazin für Barkultur

»Ich will, dass hier Menschen herkommen, aufeinandertreffen und sich kennenlernen. Wir haben Stammgäste, die weit über 60 sind, ebenso junge Leute aus der Nachbarschaft. Und die kommen hier ins Gespräch.«

Lamm Bar: Von der Ruine zur Oase in neun Monaten

„Wir wollten nicht noch eine Berliner Bar machen, die sich ein paar alte Möbel zusammenklaubt. Die Lamm Bar sollte eine klare Linie haben“, erklärt Lautenschlager. Das ist auf raffinierte Weise gelungen. Denn auf den ersten Blick sieht alles nach dem typischen Berliner Patina-Schick aus. Doch schaut man genauer hin, wird klar: Hier ist kein Stuhlbein zufällig.

Grüne Polstermöbel, warmes, dunkelgelbes Licht, Gusseiserne Schiebetür zum Raucherraum: Das Design des Interieurs spricht eine Sprache und wirkt wie ein Ganzes. Dazu passt auch, dass sich die Bar, egal wo man sich befindet, klein und gemütlich anfühlt. Ob auf der Terrasse, die selbst schon groß genug für eine Bar wäre, im Gastraum oder im dunklen Fumoir – hier finden viele Leute Platz, aber es bleibt familiär.

„Das ist für mich, was eine Bar ausmacht“, erzählt Lautenschlager. „Ich will, dass hier Menschen herkommen, aufeinandertreffen und sich kennenlernen. Wir haben Stammgäste, die weit über 60 sind, ebenso junge Leute aus der Nachbarschaft. Und die kommen hier ins Gespräch.“

Lamm Bar Berlin Prenzlauer Berg | Mixology - Magazin für Barkultur
Lieblingsort von Johann Lautenschlager und Dustin Franke. | ©Marie Springer
Lamma Bar in Berlin

Banana Split

Zutaten

5cl Banana Milk-Washed Rum
2cl Limettensaft
2cl Zuckersirup
1 Dash Bitter Truth Chocolate Bitters

Offensichtlich wohnt in dem freundlichen Bartender das Understatement

Es ist ein Ort, der eben auch von einer Jugend geprägt ist, die sich aufmacht, erwachsen zu werden. So ist das Interieur zwar einerseits deutlich angelehnt an das Industrial-Design dieses berühmten Techno-Clubs, der immer Pate steht, wenn irgendwer über Industrial-Schick redet, dessen Namen wir aber immer noch nicht nennen dürfen.

Andererseits ist es ruhiger, wärmer und freundlicher. Beständiger vielleicht. „Wir haben viel um eine Handschrift gekämpft in diesen neun Monaten. Am Ende ist kein Kompromiss herausgekommen, sondern etwas Ganzes und Eigenes“, konstatiert Lautenschlager, diesmal nicht ganz ohne Stolz.

Es ist schwierig, solche Worte aus ihm herauszubekommen, denn offensichtlich wohnt in dem freundlichen Bartender das Understatement. „Naja, wir versuchen unser Bestes“, erklärt er zum Beispiel, wenn man ihn auf die raffinierte Karte anspricht. Oder auch: „Ich dachte, MIXOLOGY schreibt nur über die besten Bars!?“

»Einer redet so lange über die neuesten Premium-Produkte, bis der Gast allem zustimmt, nur um seine Ruhe zu haben. Die Nächste probiert es mit aktivem Zuhören.«

Auf ein Lämmchen in die Lamm Bar?

Nun ist es gar nicht so einfach, in einer Bar gute, aufwendige Cocktails anzubieten und trotzdem ein gemischtes Publikum anzuziehen. Denn gute Cocktails kosten nunmal ihr Geld. Die meisten Barchefs erzählen dann viel darüber, dass sie den Gast abholen wollen. Sie möchten vermitteln und dem Neu-Gast den Einstieg möglichst bequem machen.

Dafür gibt es verschiedene Methoden. Der eine redet so lange über die neuesten Premium-Produkte, bis der Gast allem zustimmt, nur um seine Ruhe zu haben. Die Nächste probiert es mit aktivem Zuhören: „Bitter und trocken finde ich schön, deshalb mag ich den Aperol Spritz ja so gerne!“. Dann weiß die Bartenderin: Knallsüß und rot muss der Drink sein, da lässt sich was machen. Wieder andere setzen den Gast vor ein Meer aus Nosing-Gläsern und lassen einmal durchs Backboard verkosten. Geht vielleicht auch.

Die schönste Methode ist allerdings: der halbe Drink. Bekannt auch durch den Hamburger The Chug Club ist das Nicht-Cocktail-Nicht-Shot-Format eines, das auch dem nicht ganz so standfesten Berufstrinker die Chance gibt, mehr als, sagen wir: zwei Drinks von der Karte zu probieren. Für gerade einmal 4 Euro gibt es hier die so genannten „Lämmchen“, die im Gegensatz zu den ausgewachsenen Lämmern in kleinen Tumblern eine ausgewogene Genussmenge an den Gast bringen und – vor allem – immer Raum für das nächste Lämmchen lassen.

Lamm Bar Berlin Prenzlauer Berg | Mixology - Magazin für Barkultur
Eine klare Linie fährt die Lamm Bar auch beim Interieur | ©Marie Springer

Lamm Bar

Wisbyer Str. 1
10439 Berlin

Mo-Sa ab 18 Uhr

Und dann und dann und dann …

Aber was ist denn nun drin in den Gläsern? Nun, es ist eine Menge „infused“ und „milkwashed“, aber nie um zu protzen. Da gibt es zum Beispiel den Banana-Split, einen Drink mit bananenmilch-filtriertem Rum und Chocolate Bitters, der leicht und cremig zugleich daherkommt. Oder die „Jurke“, mit Spreewald-Gurke und Islay Whiskey. Vor dem Heimweg außerdem unbedingt noch einen Shot vom Hausschnaps: Die „Bärbel“.

Aus Litschi-infused Vodka. Oder den „vegetarischen“ Lamm Shot: Ein Apfelsaft vom Hof der Familie Lautenschlager. Und dann ist vielleicht doch noch Zeit für einen weiteren Gurkendrink: Die „Hippie Gurke“ auf Gin-Basis. Und dann, ganz zum Schluss vielleicht noch einen „Lam(m)borghini“, ein Negroni-Twist mit Birnenbrand, auch vom eigenen Hof. Und dann… Ach, am besten hingehen und probieren. Wirklich. Es lohnt sich.

Credits

Foto: Marie Springer / Lamm Bar

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