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Das Ende vom Lied: Laphroaig Project

Rauchiger Whisky, viel Chartreuse, wenig Schnickschnack. Der Laphroaig Project trifft voll ins Schwarze. Der Cocktail von Owen Westman liest sich wie die Wunschliste eines Bartenders und schmeckt ein bisschen wie das Küsschen einer Großmutter: rauchig und süß.

Der Last Word ist derzeit in Mode. Mal mit Rye, mal mit Mezcal, Hauptsache ein Getränk für Bartender und solche, die so trinken. Das heisst: große Aromen, ausfallend komplex und außergewöhnlich geistreich getauft. So ist es nicht unüblich dieser Tage, die Grundspirituose hier nahezu beliebig auszuwechseln, um dann den Begriff ‘Last Word’ in die zur Spirituose passenden Sprache zu übersetzen; het laatste woord, la ultima palabra, wieder viel gelernt. Auch wenn einige nach diesem Muster entstandene Kreationen etwas an Vorsätzlichkeit und Rafinesse vermissen lassen, so gibt es auch Perlen, bei denen durch sehr kleine Anpassungen an das Last Word-Schema komplett neue Drinks entstehen. Etwas, das nicht wie ein Twist von ‘nem Twist schmeckt, sondern in Erinnerung bleibt.

SCHWANENSEE AUF DEM RUGBY-FELD

Es geht heute um das “Laphroaig Project”, das Owen Westman 2008 in San Francisco “betreut” hat. Liest man das Rezept, so sieht das tatsächlich einfach nach einem Last Word aus, mit rauchigem Whisky, grüner wie auch gelber Chartreuse und Peach Bitters. Das ist zwar schon eine Ansage, vor allem wenn man sich vorstellt, wie der Gast von 2008 mit vermutlich keiner der Zutaten außer dem Zitrussaft etwas anzufangen wusste, und viele Bars in der Verwendung von zwei verschiedenen Chartreusen wohl an die Grenzen ihres Sortiments stießen. Fast wohl ein zweiter Trident-Test!

Heute macht das Rezept nicht ganz den gleichen Eindruck, aber bei genauer Beobachtung zeigt sich, dass Westman das Spiel mit den Mengenverhältnissen meisterhaft beherrscht und so eben mehr schafft als bloß einen Twist. So geht der Anteil der Chartreuse bedeutsam hoch, die Spirituose runter, so dass dem Whisky Raum gelassen wird, die Fruchtigkeit unter seinem Torfmantel zu entfalten. Der Scotch steht immer noch Vordergrund, aber er zeigt sich von einer neuen Seite: Statt an einsame Klippen am Meer in Schottland denkt man fast schon an eine Tiki-Strandbar, ob all der tropischen Aromen wie Ananas und Mango, die hier zum Vorschein treten.

Einer von Westmans Gästen sah sich daher zu folgender Beschreibung getrieben: “Grazil und doch schlagkräftig, wie eine Mannschaft von Rugby-Spielern, die den Schwanensee aufführen”.

TORF IN DER WASSERPFEIFE

Westman erinnert sich, wie eine amerikanische Zeitung berichtete, dass ihm das Rezept im Traume durch eine höhere Macht übermittelt worden sei. Wie es dazu kam, darauf kann er sich jedoch keinen Reim machen – denn die Entwicklung des Rezepts war harte Arbeit!

Am Anfang stand die Idee eines geräucherten Peach Bitters, welche Westman schlaflose Nächte bereitete: Nichts schien zu funktionieren, und als er sich dabei ertappte, einen Bong mit Torf und Bitters zu befüllen, wusste er, dass er auf dem Holzweg war. “Schlussendlich ging es in die Hose und schmeckte miserabel. Ich habe versucht, damit ein Remake von einem Last Word zu machen. Das Resultat war geschmacklich ebenso schlimm, also habe ich alles über Bord geworfen und einfach meinen liebsten rauchigen Whisky rein gemacht – und bamm!” Danach mussten die Mengenverhältnisse austariert werden, und die gelbe Chartreuse gesellte sich dazu, um die Süße anzupassen.

Während dieser Phase erkundigte sich ein Arbeitskollege bei Westman nach dem Fortschritt seines kleinen “Laphroaig Projects” – und der Name hielt sich.

Credits

Foto: Cocktail via Shutterstock. Post: Tim Klöcker.

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