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Linie Aquavit auf der Buchmesse in Frnkfurt / Gastland Norwegen / Interview Christer Olsen

„Wir haben Deutschland zu unserem internationalen Fokusmarkt erklärt.“ Christer Olsen von Linie Aquavit im Interview.

Aqua What? Schwarze Mützen mit diesem markanten Slogan tauchen seit geraumer Zeit auf Bartender-Bildern in den Sozialen Medien auf. Verantwortlich dafür ist das norwegische Unternehmen Arcus, das Deutschland und der Welt die nordische Spirituose Aquavit näherbringen möchte. Wir trafen Christer Olsen, den Verantwortlichen für den deutschen Markt, auf der Frankfurter Buchmesse – wo passenderweise Norwegen dieses Jahr Gastland war.

MIXOLOGY: Christer, wie kamst Du zur Spirituose? Und konkret zu Aquavit?

Christer Olsen: Vor Arcus waren meine Stationen in der Einzelhandels- und Lebensmittelbranche. Ich war unter anderem dafür verantwortlich, ein neues Supermarkt-Konzept für die Handelskette Rimi zu entwickeln und einzuführen. Dieses Wissen hilft mir unter anderem heute in der Arbeit für Arcus. Ich bin jetzt seit fünf Jahren bei Arcus und betreue ganz konkret den deutschen Markt.

»Aquavit wird auch immer mehr durch die ganze Bundesrepublik in Cocktails und Mixed Drinks getrunken.«

— Christer Olsen

MIXOLOGY: Sprechen wir gleich über Deutschland. Aquavit und Deutschland: Passt das? Bisher war das ja eher ein norddeutsches Phänomen …

Christer Olsen: Aquavit passt zu Deutschland. Es passt sogar so gut, dass wir Deutschland zu unserem internationalen Fokusmarkt erklärt haben. Wir wollen hier wachsen. Gemeinsam mit den Bartendern, die häufig bereits Kontakt hatten mit der Tradition und Geschichte unserer Marken. Entsprechend ist der Zugang bereits da. Und selbst die, denen unsere nordische Spirituose noch nicht bekannt ist, entdecken schnell, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten von Aquavit in Cocktails sind. Aquavit wird auch immer mehr durch die ganze Bundesrepublik in Cocktails und Mixed Drinks getrunken.

MIXOLOGY: Erkläre bitte uns und unseren Lesern, welchen Status Aquavit in Norwegen hat.

Christer Olsen: Aquavit ist die Nationalspirituose von Norwegen, Schweden und Dänemark. Manche sprechen ja auch scherzend vom „Gin des Nordens“, wenn es um Aquavit geht. Es gibt ungereiften und gereiften Aquavit. Der in Deutschland bekannteste gereifte Aquavit ist Linie Aquavit. Linie steht konkret für den Äquator, den die Fässer in der Reifephase überqueren. Das ist damit auch ein Gattungsbegriff. In Norwegen wirst du verschiedene Marken finden, die den Begriff verwenden. Unser Lysholm Linie Aquavit ist natürlich die international bekannteste Marke. Wir wollen auch mit diesem unserem Flaggschiff die gesamte Kategorie als solche sichtbar machen.

MIXOLOGY: Wenn ich kein Vorwissen zu Aquavit habe: Wie soll ich Aquavit trinken?

Christer Olsen: Wer Spirituosen gerne pur genießt, dem empfehlen wir Linie Aquavit in Tulip- oder Whiskygläsern einfach pur bei Zimmertemperatur zu trinken. Eine wirklich einfache Kombination, die super funktioniert, ist Linie mit Ginger Ale. Das ist eine schöne Kombination von fruchtigen und kräutrigen Aromen. Gereifte Sorten kann man selbstverständlich auch wie einen Whisky genießen. Und in Cocktails brilliert Aquavit ebenfalls, wie die Rezepte von bekannten Bartendern wie Alex Kratena oder des diesjährigen Competition-Gewinners Marcus Schill Jansson zeigen.

MIXOLOGY: Der bekannte Cocktail-Historiker Dave Wondrich prophezeite bereits vor Jahren das große Comeback des Kümmel. Ist das jetzt mit Aquavit soweit? Wie nahe liegen der klassische, deutsche Kümmel und der norwegische Aquavit beieinander?

Christer Olsen: Kümmel steht für die deutsche Tradition und bewegt sich von der Stärke her zwischen 30 und 38% Vol. Was Aquavit von einer Kümmel-Spirituose unterscheidet, ist, dass neben Kümmel auch Dill die dominierende botanische Zutat sein kann. Darüber hinaus muss Aquavit einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5% Vol. haben. Und die DNA des nordischen Aquavit ist, dass er im Grunde genommen wie ein Gin hergestellt wird, nur dass Kümmel oder Dill an Stelle von Wacholder die Basisnote stellen. Andere Kräuter und Gewürze, die Eingang finden, sind zum Beispiel Koriander, Fenchel, Nelke oder Zimt. Jede Marke hat da ihr eigenes Geheimrezept. Und was Wondrich anbetrifft – ich glaube, er hat Recht!

»Lysholm No. 52 ist das jüngste Produkt in unserem Portfolio. Ein Aquavit, den wir speziell für Mixologen entwickelt haben.«

— Christer Olsen

MIXOLOGY: Eure bekannteste Marke ist Linie. Es gibt sie mittlerweile in mehreren Varianten. Welche sind das?

Christer Olsen: Ja, Lysholm Linie Aquavit ist unsere international bekannteste Marke. Er wird wie alle norwegischen Aquavits auf Kartoffelbasis hergestellt. Er legt in ehemaligen Sherry-Fässern die berühmte Reifereise über den Äquator zurück. Wir haben mittlerweile auch zwei weitere Varianten, Double Cask Port und Double Cask Madeira, im Programm. Diese werden jeweils zusätzliche zwölf Monate an Land ausgebaut. Und schließlich gibt es noch eine seit 2011 hergestellte Christmas Edition mit würzigeren Aromen.

MIXOLOGY: In Deutschland vertreibt ihr außerdem Opland und Aalborg. Wie unterscheiden sich diese Produkte von Linie?

Christer Olsen: Aalborg ist der bekannteste dänische Aquavit. Bei Aalborg Jubilæums Akvavit und Aalborg Dild Akvavit ist Dill stätt Kümmel die Basisnote. Es gibt in diesen zwei Produkten gar kein Kümmel. Aalborg bringt also einen ganz spannenden, eigenen Charakter mit. Die Farbe bekommt Aalborg Jubilæum von einem Extrakt aus amerikanischer Weißeiche. Opland wiederum steht im Norwegischen für „Hochland“. Und von dort kommt er auch her. Er ist eine der bekanntesten norwegischen Marken mit komplett eigenständiger Rezeptur. Der reguläre Opland Aquavit reift mindestens zwei Jahre in ehemaligen Oloroso-Sherryfässern. Die Varianten Opland Edel Port und Madeira reifen in zwei Stufen insgesamt fünf Jahre in ehemaligen Port- und Madeirafässern. In einer Blindverkostung könnten diese Qualitäten fast als Whisky durchgehen. Außerdem gibt es noch eine weitere Qualität: den Lysholm No. 52. Das ist das jüngste Produkt in unserem Portfolio. Ein Aquavit, den wir speziell für Mixologen entwickelt haben. Er wird auf Basis von elf Botanicals wie Ingwer, Bitterorangenschalen oder Sternanis hergestellt und durchläuft keine Fassreifung. Das verleiht ihm einen sehr attraktiven Mix-Charakter.

MIXOLOGY: In den Vereinigten Staaten ist die jährliche Aquavit Week entstanden. Wieso gerade dort?

Christer Olsen: In Portland, Oregon, befindet sich eine starke Barkultur, die gerne mit Neuigkeiten experimentiert. Sonst gibt es in anderen nördlichen Staaten sehr viele skandinavische Auswanderer. Tatsächlich leben dort mittlerweile ungefähr so viele Menschen mit norwegischen Wurzeln wie in Norwegen selbst. Diese Auswanderer haben natürlich ihre Traditionen mitgenommen. Mit dem Boom der Cocktail- und Getränkekultur gerät Aquavit eben noch stärker in den Fokus, da es eine so vielfältige Spirituose ist. Wir zelebrieren das mittlerweile auch hier. Von 10. bis 17. November werden in Bars in ganz Deutschland Aquavit Cocktails serviert. Gleichzeitig werden mit jedem Drink durch Spenden Organisationen unterstützt, die uns als Branche oder Gesellschaft weiterbringen. Dieses Jahr geht von jedem verkauften Aquavit-Drink ein Betrag an das P(our) Symposium, das sich wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit widmet.

MIXOLOGY: Christer, danke für das Gespräch.

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