Markus Basset, unser Mann im Savoy: Bosel und die Beaufort Bar
Die D-A-CH-Region hat man im Haus am „Strand“ nun durch. Nach dem Deutschen Maxim Schulte und Jason-Candid Knüsel aus der Schweiz steht nun Markus Basset am Shaker im Savoy. Der 28-Jährige, halb Österreicher, halb Franzose, leitet die dortige Beaufort Bar. In gewissen Sportarten würde man diesen Karriereweg einen „Arbeitssieg“ nennen. Denn „Bosel“, wie seine Freunde den Sunnyboy nennen, ist kein Gewächs der internationalen Hotelketten. Seine Erfahrung an der Hotel-Bar gehen auf das Innsbrucker Adlers zurück. Trotz High Volume-Ausrichtung, vor allem an Spritz und Highballs, holte er erste Competition-Preise in die Rooftop-Location nahe dem Bahnhof der Tiroler Hauptstadt.
Auch seine erste britische Wirkungsstätte mauserte sich nicht zuletzt aufgrund der Drinks zu einem Place to be. Der Bestseller im Fallow am Haymarket sorgte für Aufmerksamkeit, die Basset letztlich im zweiten Anlauf zu seinem Traumjob führte. „Es gibt für alles eine Zeit und einen Ort“, ist ein Fazit im Gespräch mit MIXOLOGY-Autor Roland Graf. Bosels Moment ist jetzt. In London.
MIXOLOGY: Im Savoy zu arbeiten ist ein Traum für viele Barkeeper. Wie bist Du letztlich dort gelandet?
Markus Basset: Im Savoy zu arbeiten war schon immer mein Traum und einer der Hauptgründe, warum ich mich für einen Umzug nach London entschieden habe. Meine Reise begann mit der Idee, in diesem ikonischen Hotel zu arbeiten und Teil seiner reichen Geschichte zu sein – besonders, da wir dieses Jahr unser 135-jähriges Jubiläum feiern. Es ist wirklich ein Segen, Teil dieser Reise zu sein. Ich bin 2021 nach London gezogen, also fast schon nach COVID-19, aber in der Stadt waren Lockdowns und Ausgangssperren noch immer in Kraft. Als ich angekommen bin, habe ich mich an den damaligen Chefbarkeeper der Beaufort Bar, Elon Soddu (Amaro Bar und Kurator der „Low & No ABV“-Bar am BCB, Anm. d. Red.) gewandt und ihn um eine Arbeitsmöglichkeit gebeten. Obwohl ich als Bartender ausgewählt wurde, war meine Bewerbung nicht erfolgreich. Da mein Englisch nicht besonders gut war, beschloss ich, Sprach-Unterricht zu nehmen, während ich auf die Wiedereröffnung von Bars und Restaurants gewartet habe. Während dieser Zeit habe ich London erkundet und die RTD-Take-away von mehreren Bars genossen. Eines Tages bin ich an der vorherigen Kwānt-Filiale in der Heddon Street vorbeigekommen und habe meinen Lebenslauf beim Pop-up des Fallow abgegeben. Das Fallow erwies sich für mich als unerwartete Reise. Ich habe mich einem kleinen Pop-up mit viel Energie und großen Plänen angeschlossen. Es war eine äußerst prägende Erfahrung, die es mir ermöglicht hat, meine Kreativität zu entwickeln, meine Führungsqualitäten zu stärken und mich innerhalb der Branche zu vernetzen.
MIXOLOGY: Wie ging es dann weiter, Bosel?
Markus Basset: Nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren bei Fallow wurde ich vom stellvertretenden F&B-Direktor des Savoy angesprochen. Nach sechs Vorstellungsgesprächen und einem letzten erfolgreichen Gespräch mit dem Geschäftsführer des Hotels wurde ich als neuer Manager der Beaufort Bar eingestellt. Ich habe immer an meinen Traum geglaubt und hart dafür gearbeitet, ihn zu verwirklichen. Auf meinem Weg habe ich gelernt, dass es für jeden Lebensbereich eine Zeit und einen Ort gibt – als ich die Leitung der Beaufort Bar übernommen habe, wurde mir das so richtig klar.
»Die American Bar steht für Erbe und Tradition, während die Beaufort Bar Innovation und Modernität symbolisiert.«
— Markus Basset
MIXOLOGY: Erik Lorincz hat einmal von der Arbeitsuniform geschwärmt, die er während seiner Zeit als Chefbarkeeper entworfen hat. Welche Details machen das Savoy für Dich einzigartig?
Markus Basset: Das Savoy ist ein magischer Ort mit einem reichen Erbe, das auch in modernen Luxuszeiten, 135 Jahre später, noch aktuell ist. Die Geschichte hier ist lebendig und ein Teil davon zu sein, ist ein einzigartiges Erlebnis. Es gibt so viele kleine Details, die dazu beitragen, wie maßgefertigte Gläser und sorgfältig zusammengestellte Gästeerlebnisse. Jedes kleine Detail ist wichtig und alles dreht sich letztlich darum, unseren Gästen ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten.
MIXOLOGY: Hotelbars haben ihre spezielle Kundschaft. Wer ist der klassische Beaufort-Gast?
Markus Basset: Hotelbars sind aufgrund der Vielfalt der Charaktere, die durch die Tür kommen, einzigartig. Wir haben eine tolle Mischung von Gästen und sind stolz darauf, eine treue Kundschaft aus London aufgebaut zu haben, die den multikulturellen Einfluss der Stadt widerspiegelt. Zu unseren Gästen zählen sowohl die Musik- und Kunstbranche und lokale Unternehmen, als auch traditionelle Hotelgäste und Touristen, die einen Hauch von Luxus suchen. Es ist wunderbar zu sehen, wie unser moderner Ansatz für Live-Unterhaltung von einem breiten Altersspektrum angenommen wird.
MIXOLOGY: Wie gewährleisten ihr dabei die klare Unterscheidung zwischen der American Bar und der Beaufort Bar?
Markus Basset: Stimmt, es ist ziemlich einzigartig, zwei großartige Bars im Savoy zu haben und unseren Gästen so die Möglichkeit zu bieten, völlig unterschiedliche Konzepte kennenzulernen. Die American Bar und die Beaufort Bar teilen sich zwar das gleiche Dach, aber die American Bar steht für Erbe und Tradition, während die Beaufort Bar für Innovation und Modernität steht. In Bezug auf Inneneinrichtung und Ambiente sind die beiden Bars völlig unterschiedlich – die American Bar ist hell und freundlich und damit auch die perfekte Tagesbar, während die Beaufort Bar dunkel und glamourös ist, mit viel Gold und einem einzigartigen Art-déco-Design. Sie ist bekannt für Innovation, Musik, Kunst und Mode. Vor Kurzem haben wir in Zusammenarbeit mit unserem Musikpartner Molto Music wieder unser Angebot an Live-Unterhaltung erweitert; es wurden einzigartige Sounds mit Resident-DJs, hochkarätigen Acts und Live-Jazz geschaffen.
»Ich glaube, dass die Kluft zwischen London und anderen Bar-Destinationen in Europa nicht mehr so groß ist wie zu Beginn meiner Karriere in Österreich. Meiner Meinung nach liegt der Hauptunterschied eher in den Verbrauchergewohnheiten.«
— Markus Basset
MIXOLOGY: Gibt es in London Trends, die uns auf dem Kontinent vielleicht nicht so bewusst sind? Was trinken die Leute derzeit bei euch?
Markus Basset: Ich glaube, dass die Kluft zwischen London und anderen Bar-Destinationen in Europa nicht mehr so groß ist wie zu Beginn meiner Karriere in Österreich. Meiner Meinung nach liegt der Hauptunterschied eher in den Verbrauchergewohnheiten – die Gäste bestimmen ja, was sich verkauft und was nicht. Obwohl beispielsweise ein klassischer Dry Martini nichts Neues ist, dominiert er in London immer noch und bleibt unter den fünf meistverkauften Getränken. Ein Trend, der zu wachsen scheint, ist aber die Beliebtheit würziger Drinks.
MIXOLOGY: Gutes Stichwort! Dein Oyster Shell Martini wurde zu einem Markenzeichen des Fallow. Magst Du die Geschichte dahinter erzählen?
Markus Basset: Gern. Die Geschichte des Oyster Shell Martini begann vor drei Jahren mit der Idee, einen maßgeschneiderten Cocktail zu kreieren, der das Nachhaltigkeitsethos des Fallow widerspiegeln sollte. Ursprünglich war er als Algen-Pickle konzipiert, basierend auf dem Konzept eines Gibson, inspiriert von einem Felsenpool – einem lebhaften kleinen Ökosystem im Meer. Als das Fallow vom Pop-up-Standort an den festen Standort am Haymarket umzog, begannen wir, Austernschalen aufzubewahren, um die Wände zu dekorieren. Als der Umzug abgeschlossen war, brauchten wir die Schalen nicht mehr und hatten Tonnen davon übrig. Da wurde die Idee geboren: Warum sie nicht in einem Martini verwenden? Nach vielen Stunden Forschung und Entwicklung und zahlreichen Tests entwickelten wir das ultimative Rezept, einen mineralreichen Martini aus Austernschalen, mit einer würzigen Note durch Jalapeño-Salzlake.
MIXOLOGY: Danke, lieber Markus, und bis bald in London!
Credits
Foto: The Savoy