Marrakesh Mule: der in die Irre führt
Der Name ist irreführend, denn streng genommen ist der Marrakesh Mule gar kein Highball, sondern eher ein Sour oder Fizz. Das ändert nichts an der unheimlichen aromatischen Dichte des erfrischenden Cocktails. Da verwundert es nicht, dass er schon seit vielen Jahren die Barflys in „Minga“ verzückt.
Seien wir ehrlich: Mules in all ihren Varianten sind wahrscheinlich die beliebtesten Drinks der letzten Monate. Ginger Beer als Filler funktioniert mit einer Vielzahl an Spirituosen. Und würden nicht so viele Bars ihre Ingwerlimonade selbst herstellen, wäre der Filler des Jahres auf lange Zeit vergeben.
Dabei muss ein Drink gar nicht mit einer großen Menge der scharfen Limo aufgefüllt werden. Oft reicht auch ein kleiner Spritzer, um einem Cocktail einen gewissen aromatischen Kick zu verpassen, ihn abzurunden oder ihn etwas spannender zu machen.
Im Marrakesh Mule spielt er eher die letztere Rolle. Streng genommen ist der Cocktail kein Highball, sondern eher ein Sour mit einem kleinen Schuss Ginger Beer.
Urheber des Drinks ist das „Team Mötri“: Der als Mixologe des Jahres nominierte Dietmar Petri, kreativer Kopf hinter der Bar Les Fleurs du Mal im Münchner Schumanns und sein Kollege Johannes Möhring, mit dem er bereits vor einigen Jahren im Cortiina Hotel gemeinsame Sache an der Bar machte.
Münchner Klassiker
Aus dieser Zeit stammt auch der Marrakesh Mule. Petri erinnert sich nicht ganz genau, ob es 2009 oder 2010 war. Ist ja auch nicht weiter entscheidend. Viel interessanter ist, dass sich der Cocktail durch mehrere Kollegen, die mit den beiden zusammengearbeitet haben, in München verbreitet hat und mittlerweile beinahe ein lokaler Klassiker ist. Petri erinnert sich an die Entstehung des Drinks: „Damals gab es an der Cortiina Bar am Sonntag immer die Tea Time. Dort zelebrierten wir die klassische Teestunde mit ungewöhnlichen und ausgewählten Teesorten. Viele davon kauften wir direkt am Viktualienmarkt bei einem Teespezialisten. Da wir alle den Tee sehr mochten, entschieden wir irgendwann, einen Drink damit zu machen, der auf unsere nächste Karte sollte.“
Nach einigen Experimenten einigte man sich schließlich auf den Marrakesh Mule. So wie die Stadt in Marokko für eine riesige Auswahl an Kräutern und Gewürzen steht, finden sich auch im Drink eine Vielzahl an verschiedenen Aromen.
Viele der Kollegen, die vor einigen Jahren mit Petri und Möhring zusammen arbeiteten, blieben der Bar treu und sind mittlerweile hinter anderen Tresen in leitender Position tätig. Nicht selten haben sie auch den Marrakesh Mule mit in die neue Bar genommen, und nicht ganz ohne Stolz berichtet Petri, dass er in allen Bars, in denen er serviert wurde, zu den bestverkauften Drinks gehört und – soweit ihm es ihm bekannt ist – er noch überall auf der Karte steht. Nicht selten schafft der Drink es auch auf die häufig wechselnde Karte des Fleurs du Mal. „Und jedes Mal ist er einer der meistverkauften Drinks.“ Ein erfrischender und exotischer Drink, der sicherlich auch außerhalb Münchens das Potenzial hat, auf der ein oder anderen Karte zu landen.