Melloch Bar: New Wave trifft auf High Spirits
Die 8mm Bar ist ein Stück Berliner Geschichte. Wegen der Musik, nicht wegen der Drinks. In der Schwestern-Location Melloch Bar soll das genau umgekehrt sein. Hier setzen die Betreiber auf eine ausgesuchte Cocktail-Karte mit Eigenkreationen sowie Klassikern. Musik gibt es natürlich auch.
Zwischen Kollwitz- und Winskiez, wo sich Prenzlberg-Muttis und Yuppies im Bioladen die Mandelmilch in die Hand geben und es im Bäcker nebenan (sehr wohl noch) Filterkaffee anstatt Latte Art gibt, liegt auf der Greifswalder Straße der Eingang in eine Welt, in der all dies keine Rolle spielt.
Verspiegelte Fensterscheiben säumen die Front, ein schwarzweißes Schild bittet um nachbarschaftliches Verhalten trotz Nachtleben. Auffällig sieht anders aus. Innen: Schummriges Licht, eine hölzerne Bar mit schlichten Hockern und eine schmale Treppe, die in den Raucherbereich mit gemütlichen Sofas führt. „Ich liebe diese Tapete“, sagt Tatsiana Baiko, und deutet auf die Wand hinter dem Tresen: grauweiße Ornamente, die feingliedrig in einander verwoben sind. Ein paar wenige Schwarzweißfotografien hängen an den Wänden sowie ausgesuchte großformatige Bilder.
Melloch Bar und die Liebe zur Musik
Zusammen mit Alexus Remzi „Olli“ Konuk und ihrem Chef-Bartender Andrew Jigalin betreibt die Belarussin die Melloch Bar. Ganz unbekannt sind sie in der Szene nicht: „Olli“ (ein Spitzname aus vergangenen Zeiten, dessen Geschichte hier wahrscheinlich den Platz sprengen würde) hat mit der 8mm Bar auf der Schönhauser Allee Anfang der Nullerjahre ein Stück Berlin-Geschichte geschrieben und ein Mekka für Indie-Rock und New Wave geschaffen – ein Musiklabel für die lokale Untergrundszene dazu. „Musik ist das, was alles hier zusammenhält, auch wenn wir uns in der Melloch Bar auf die Getränke konzentrieren“, erzählt er. „Es ist uns wichtig, verschiedene Menschen anzusprechen und so auch einen Teil zur Nachbarschaft beizutragen, gleichzeitig wollten wir auch etwas Neues für uns machen.“
So schlossen sie kurzerhand die NeuBar, die wie die 8mm Bar mehr Richtung Musikkneipe ging. Aber eben, ganz ohne Musik geht es in der Melloch Bar nicht – so wurde sie nach dem eigenen Hauslikör benannt , dem „Melloch – Halb & Halb“, dessen Namensgeber wiederum ein Lied der deutschen Psychedelic-/New Wave-Band The Blue Angel Lounge (natürlich beim 8mm Label erschienen) ist.
Zwischen Melloch Bar und 8mm
Der Anfang Vierzigjährige Konuk ist in Amerika aufgewachsen, und das – dank seiner deutschen Mutter – zweisprachig. Schon als Kind besuchte er oft die BRD. In den 1990er Jahren folgte dann der Umzug nach Berlin, „Das sah damals natürlich ganz anders aus, und wir haben mit der 8mm Bar eine Lücke gefüllt, denn irgendwo wollten die Leute nach Konzerten im Knaack oder im Magnet noch einen trinken gehen.“
Mediaspree lässt grüßen, und so ist der Halbamerikaner auch mit der Zeit gegangen – allerdings nicht ohne den Punk zu verlieren. „Wir sind alle mit viel Liebe und Leidenschaft dabei“, sagt Baiko, die studierte Diplompsychologin arbeitet ebenfalls noch in der 8mm Bar und soll perspektivisch die Melloch Bar managen. Auch ihren Barchef Andrew Jigalin kennen sie von dort, „allerdings war er da ziemlich unterfordert“.
Ein Glücksfall, denn der Australier hat eine schöne, übersichtlich Karte mit einer guten Mischung aus Klassikern und Signatures erstellt, die sich an saisonalen Produkten orientiert. „Ich habe bereits als Teenager in Bars ausgeholfen“, erzählt er. Vor acht Jahren fing er an, professionell als Mixologe in Melbourne zu arbeiten und kam vor über vier Jahren nach Berlin. Neben Klassikern wie Old Fashioned oder einem Gin Basil Smash (der spritzig und intensiv zugleich nicht nur lauere Abende erfrischt) finden sich unter ihnen Kreationen wie „High Tea“ (ein auf Earl Grey basierender Martini-Gin-Drink – unbedingt bestellen), Rauschendes namens „Trinke meine Blutkirsche“, eine Mixtur aus verschiedenen Cherrysorten und leichter Zitrusnote, oder auch „Synthesizer“, ein Rum-Absinth-Drink.
Mehr Obst, mehr selber machen.
Ausgewählte Weine und Biere lassen sich ebenfalls auf der Karte finden. Und auch hier arbeiten sie mit lokalen Produzenten und Händlern zusammen, wie der Berliner Berg Brauerei. Preislich liegen die Drinks von Jigalin zwischen 8 – 12 Euro – noch günstig, bedenkt man die Lage und den Boom, die Craft-Drinks in den letzen Jahren erlebt haben.
„2018 möchten wir mehr Obstbrände im Sortiment haben, die wir selber machen“, erzählt Konuk. „Große Mengen können wir nicht machen, aber für die Gäste und uns sollte es reichen.“ Weitere Zukunftspläne haben die drei vorerst nicht und lassen lieber alles auf sich zu kommen. Zu recht, denn die Cocktails von Jigalin sprechen für sich, und in der kleinen Melloch Bar spielt Zeit ohnehin keine Rolle – ein bisschen 1920er Jahre, ein bisschen Omas Retro-Chic gepaart mit ein wenig Ostalgie, ohne überladen zu sein. Ein Ort, der – wenn einmal gefunden – wieder aufgesucht wird.
Credits
Foto: Foto via Melloch Bar.