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Miad Bar Karlsruhe | Mixology — Magazin für Barkultur

Miad Bar: Lautes Flüstern in der Fächerstadt

Wer dem Grillduft des benachbarten Burgerladens folgt, landet in der wunderbaren Miad Bar. Hier haben sich Miad und Laura Ebrahimi ein besonderes, dunkles Universum geschaffen, in dem der Alltag keinen Zutritt hat. Mit einem speziellen Lichtvorhang inklusive.

Karlsruhe hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung vorzuweisen, auch barkulturell. Die furchterregende Anzahl von Baustellen verströmt bereits auf den ersten Blick ein internationales Dynamik-Niveau. Eine imposante Anzahl gastronomischer Betriebe beweist die Ausgehfreude der Bürger der verhinderten Landeshauptstadt von Baden, das in den 1950er-Jahren mit Württemberg zusammengelegt wurde. Bundesgerichtshof und Bundesverfassungsgericht stehen immer wieder im Fokus bundesweiter Berichterstattung und selbst der Zoo hält internationalen Metropolenmaßstäben stand. Auf den zweiten Blick lernt der wandernde Barfly jedoch: Karlsruhe, die Stadt mit dem berühmten fächerförmigen Grundriss, ist heute herausragende Adresse für Cocktails mit Bartending auf höchstem Niveau.

Der wohl wunderbarste Karlsruher Cocktail-Ort könnte so auch in New York oder London stehen. Doch er muss erstmal gefunden werden – denn die Miad Bar versteckt sich gut. Der Name ist keine süddeutsche Dialektaussprache für „müde“, die Bartender sind hellwach. Er hat auch nichts mit dem „Milwaukee Institute of Art & Design“ zu tun, auch wenn das geschmackvolle Interieur einen hervorragenden Bestandteil der Bar bildet. Nein, Miad Bar steht für Miad Ebrahimi, dem Kopf hinter dieser besonderen und wundervollen Cocktailbar, die er gemeinsam mit Ehefrau Laura betreibt.

Miad Bar Karlsruhe | Mixology — Magazin für Barkultur
Hier haben sich Miad und Laura Ebrahimi ein besonderes, dunkles Universum geschaffen.

Miad Bar: Speakeasy ist nicht tot

Irgendwo zwischen Rossmann, KFC und dem Pfandleiher weht der Grillduft eines Burger-Restaurants aus der Seitengasse der Einkaufsmeile Kaiserstraße. Diesem Duft sollte man folgen und dabei auf eine schmale, abgedunkelte Tür achten. Wer die Ohren spitzt, hört womöglich das dezente Geklimper von Eiswürfeln oder einen behutsamen Murmelpegel aus dem versteckten Speakeasy dringen – der Eingang zur Miad Bar.

Nach Betätigung der Klingel tritt der Gast in einen lang gezogenen, schlauchartigen Raum. Schwarz ist die dominante Farbe entlang des Tresens und des opulent bestückten Rückbuffets und in der loungigen Nische. Souverän platzieren die Bartender die Gäste entlang des Tresens, um noch etwas Platz zu schaffen – Zusammenrücken ist schon Tradition geworden bei Miad Ebrahimi, die Plätze in seiner Bar begehrt. Die räumliche Nähe zwischen den Gästen ist unmittelbar und wohl auch die Nähe der Geisteshaltung, wenn es um vortreffliche Drinks geht. Zwangsläufig kommen die Menschen miteinander ins Gespräch. Viele Gespräche drehen sich um Drinks, Spirituosen und Bargeschehen. Aber ebenso ist ein intimes Date hier gut möglich.

Der Alltag bleibt draußen

Die Rolle als Gastgeber nehmen Laura und Miad Ebrahimi ernst: Häufig macht der Chef selbst die »Tür« und gibt so den Blick frei auf die malerische Bar. Man sitzt in einem schwarzen Gemälde als kleiner, menschlicher Leuchtpunkt und blickt gen Flaschenwand. Hinter den Flaschen im Rückbuffet sind Spiegel angebracht und erweitern optisch den ungemein schmalen Raum. Nun sieht man auch die geschmackvollen Tapetenstrukturen hinter sich. Ein wenig Glanz und Glitzer umspielt das Dekor. Sei es ein goldenes Kissen, die Reflexion der samtenen Sitzbänke und Vorhänge oder die güldenen Sprenkler im Steintresen.

Miad Bar Karlsruhe | Mixology — Magazin für Barkultur
Jeder Gast soll in der Miad Bar den perfekt passenden Cocktail erhalten.

Hinter dem Lichtvorhang der Miad Bar

Leuchter an der Decke sorgen für eigentümliches Licht am Tresen, das so wirkt, als würde ein unsichtbarer Lichtvorhang die Gäste von den Bartendern trennen. Dieser optische Effekt ist eine bemerkenswerte Inszenierung. Er trennt die Bühne vom Publikum und vereint sie zugleich.

Dennoch herrscht zwischen Bühne und Publikum großer Austauch, denn die Beratung der Gäste steht im Zentrum der Bar – jeder Gast soll in der Miad Bar den perfekt passenden Cocktail erhalten. Dass das Team dabei den Kanon der klassischen Drinks wie Sazercac, Manhattan oder Old Fashioned im Schlaf zu beherrschen scheint, ist nicht nur selbstverständlich, sondern passt auch schlicht in die Stimmung der Bar. Aber auch selbstgemachte Sirups und Infusionen sowie marktfrische saisonale Zutaten sorgen für spontane Drinks des Tages oder den aktuell beliebtesten Signature »Downtown Manhattan« aus Wild Turkey 101 Rye, Chinotto-Likör, hausgemachtem Sauerkirschlikör und Fleurs d’Orange.

Miad

Waldstraße 30
76133 Karlsruhe

Di - Do 20 - 1 Uhr, Fr & Sa 20 - 2 Uhr

Der Süden brodelt

Barflys, die in dem Dreieck zwischen Heidelberg, Stuttgart und Freiburg unterwegs sind, sollten unbedingt einen Abstecher in die badische Barockstadt unternehmen. Für eine Stadt mit 300.000 Einwohnern verfügt Karlsruhe, wie anfangs erwähnt, über eine herausragende Barkultur. Und das mit jener kollegialen Hingabe, die in den Bar-Metropolen mittlerweile teilweise verschwindet und der Lagerbildung Platz macht. In der Fächerstadt hingegen empfehlen die Bars sich noch gegenseitig, und so trinkt man vorzüglich in den beiden Urgesteinen Kofferraum und Carlos, aber auch in der Santo’s Cocktailbar, dem inzwischen etablierten Guts ‘n’ Glory, dem verspielt-exzentrischen Electric Eel und eben im Miad, bei Miad. Und es sieht nicht so aus, als ob sich daran bald etwas ändern würde.

Anmerkung: Dieser Artikel von Peter Eichhorn erschien ursprünglich im Oktober 2016. Er wurde durch die Redaktion zuletzt am 5. Juni 2019 aktualisiert.

Credits

Foto: Sebastian Heck

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