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Der Milk Punch: ein klarer Fall

Das „Milk Washing“ ist ein altbekanntes Verfahren zur Abmilderung aggressiver Spirituosen. Aber auch ein fertiger Drink lässt sich damit hervorragend harmonisieren. Das vorliegende Beispiel von David Wondrichs Milk Punch zeigt auf beeindruckende Weise, wie leicht sich ein einfacher Punch klären, verfeinern und sogar konservieren lässt.

Die Idee des „Waschen“ von Spirituosen mag für eine relativ junge Entwicklung gehalten werden. Tatsächlich geht sie aber zurück ins 17. Jahrhundert. Wie das damals ging – und dass viele Ränder bereits erfunden worden – , zeigt der Milk Punch auf.

Der sahnige Tod am Feiertag?

Milk Punch. Da denkt man erstmal an ein Getränk, dass man sich am Heiligabend bei der Frau Großmutter gönnt und das man dann für eine Woche bereut. Denn wenn auch ziemlich alles ziemlich köstlich wird durch die Beigabe von genug Rahm, Zucker und Zimt, so werden die Getränke dadurch nicht unbedingt bekömmlicher. Welch Überraschung, wenn man dann feststellt, dass der Milk Punch eigentlich gar keine Milch enthält.

Doch zuerst ein paar Jahrhunderte zurückgedreht, zu einer Zeit sogar noch vor der Oma: Ab ins 17. Jahrhundert, als sich die Anfänge unseres Berufstandes abzeichneten und der Punch in Mode kam. Wie David Wondrich in seinem Buch „Punch“ beschreibt, war die Balance zwischen Süßem und Saurem damals ein Thema genauso wie heute: Trank man zu viel vom Punch, hatte das die Übersäuerung des Magens zur Folge. Ging man indes mit dem Zitronensaft zurück, so wurde der Punch zu süß und ungeniessbar.

Das ist eine Überlegung, die auch in der heutigen Zeit, wo man problemlos 3 cl Zitronensaft in einen Sour gibt, relevant ist. Es musste also jene Wunderzutat her, die den Punch auch jenseiuts der Dimension von Süße und Säure abrundet –die Milch!

Was von der Milch übrig bleibt

Was passiert, wenn man Milch mit Säurehaltigem, wie etwa einem Punch, mischt, ist allerdings zunächst nicht sonderlich ansehlich: Das Milchprotein Casein beginnt, Klumpen zu bilden. Und zurück bleiben der Milchzucker sowie das Molkeprotein. Diese Klumpen binden jedoch auch Phenole und Tannine, wodurch besonders gelagerte Spirituosen auf feine Weise gezähmt werden.

Der Clou an der Sache ist nun, dass man diese Milchklumpen einfach absieben kann, und nach der Filterung wieder eine kristallklare Flüssigkeit erhält. Von der Milch ist also nichts mehr zu sehen, aber eine samtige Textur bleibt zurück, die Zutaten sind vermählt zu einer leichten, frischen Grandezza.

Das nachfolgende Rezept ist die einfachste Version eines Milk Punch. Es sei dem werten Leser geraten, nach dem ersten Versuch auf einen aromatischen Oleo Saccharum zurückzugreifen, das Wasser durch Grünen Tee zu ersetzen, und die Basis auf verschiedene Spirituosen, beispielsweise Jamaica Rum und Cognac, aufzuteilen.

In Flaschen abgefüllt hält sich dieser Punch übrigens ewig, so meint zumindest Wondrich selbst. Es können sich Sedimente bilden, welche man aber durch dekantieren einfach abtrennen kann. Es bietet sich dadurch an, größere Mengen zuzubereiten und in Flaschen abzufüllen, wenn man mit dem Rezept zufrieden ist. Damit wäre dann auch das Weihnachtsgeschenk für Frau Grossmutter geklärt – und das im wahrsten Sinne das Wortes.

Credits

Foto: Milch & Boxhandschuh via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker.

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