MIXOLOGY TASTE FORUM: Amerikanischer Bourbon im Test
Amerikanischer Bourbon, das ist die Geschichte einer Achterbahn. Vor der Prohibition ein amerikanisches Kulturgut, ging es für die Whiskey-Industrie in der Zeit danach steil bergab. Mitte der 1990er-Jahre gab es in den USA gerade mal zwölf Produktionsstätten für Whiskey.
Gerettet wurde der Bourbon durch die Bar-Renaissance. Sie mag nicht der einzige Grund für den Aufstieg des Whiskeys ab den 1990-er Jahren gewesen sein, aber sie war definitiv der gewichtigste. Das brachte mit sich, dass die Anzahl der Destillerien in den USA im Jahr 2010 auf 92 anstieg, während es im Jahr 2017 bereits mehr als 1.800 waren.
Eine beeindruckende Zahl, aber: Was kommt nun?
Amerikanischer Bourbon Opfer der Zölle
Schon vor der Corona-Krise hatte die Politik dem Höhenflug des Bourbon ein Ende gesetzt. Im Juli 2018 hatte die EU als Antwort auf von US-Präsident Donald Trump auf europäische Produkte verhängte Zölle einen Strafzoll von 25% erhoben. Als Folge brach der Umsatz 2019 von amerikanischen Whiskey-Exporten bereits um etwa 30 Prozent ein. Wenig verwunderlich, traf dies vor allem die kleinen Craft-Brennereien.
Wie sich die Situation entwickeln wird, bleibt ein Blick in die Kristallkugel. Klar ist, dass durch die höheren Preise für US-Produkte die Chancen für deutsche Produzenten steigen. „Echte Alternativen zur klassischen, charakteristischen Bourbon-Aromatik mit den typischen Fass-Noten von Karamell und Vanille sucht man unter den heimischen Produkten bisher jedoch vergeblich“, wie die Leiterin des MIXOLOGY TASTE FORUMs, Green-Door-Barchefin Maria Gorbatchova, schreibt.
Die Verkostungsrunde des Mixology Taste Forums
Diese Noten sind es schließlich, die den amerikanischen Bourbon so beliebt machen, und die wir in unseren Whiskey Sours, Boulevardiers, Old Fashioneds und Horse’s Necks so schätzen. Und so traf sich im Ellington Hotel in Berlin eine Verkostungsrunde, um amerikanischen Bourbon unter die Lupe zu nehmen. Die Runde bestand aus Christof Reichert (Bartender, ehemals Buck & Breck), Peter Eichhorn (Fachjournalist), Ruben Neideck (Velvet Bar), Pierre-Eric Baumann (Green Door), Kai Wolschke (Goldfisch), Laura Maria Marsueschke (Thelonious Bar), Ilya Berkovich, Yannik Walter (Stagger Lee) und Hieronymus Petroschinski (Ellington Hotel).
Michter’s US 1 Small Batch auf Platz 1
Die Verkostung verlief spannend, jedes der ingesamt 13 verkosteten Produkte konnte dabei einen Tester oder Testerin mindestens zur Bestnote hinreißen. Nicht zuletzt ein Zeichen für die Qualität und Vielfalt der Kategorie. Am Ende setzte sich der Michter’s US 1 Small Batch mit einer Punkteanzahl von 94 auf Platz Eins. Der archetypische Bourbon besticht durch ein komplexes Bouquet aus Holz, Vanille, gerösteten Mandeln, Karamell und Honig. Eine Benchmark der Kategorie und wie gemacht für einen Old Fashioned.
Platz Zwei und Drei: Koval und James E. Pepper 1776
Auf Platz Zwei landet ein austro-amerikanisches Produkt, wurde die Marke Koval doch vom Exil-Österreicher Robert Birnecker gegründet. Die Mash Bill des Koval Singel Barrel (92 Punkte) aus 51% Mais und 49% Hirse kommt dank Enzymen komplett ohne gemälztes Getreide aus und besticht im Mund mit Karamell, Gewürzen, Aprikose und Tabak.
Platz drei mit 91 Punkten geht an James E Pepper 1776, ein Bourbon nach historischem Vorbild. Dieser kommt ohne Kältefiltration aus und mit u.a. 38% Roggen in der Mash Bill ins Glas. Das ergibt ein kräftig-würziges Aroma von Roggen, Demerarazucker, Frucht- und Röstnoten.
Während mit dem Michter’s US 1 Small Batch auch der preisintensivste Bourbon (€ 59 für 700ml) als höchstes bewertet wurde, gingen als Preis-Leistungssieger des MIXOLOGY TASTE FORUMs die bekannten Marken Bulleit (90 Punkte) und Maker’s Mark (89 Punkte) hervor.
Die vollständigen Ergebnisse des MIXOLOGY TASTE FORUM Bourbon liegen in der aktuellen Ausgabe 2/2020 von MIXOLOGY, dem Magazin für Barkultur, vor. Unsere Printausgabe ist bis zum 15. Juni 2020 kostenlos im Digitalabo per App erhältlich. Alle Information dazu findet sich hier. Das Regelwerk des MIXOLOGY TASTE FORUMs ist hier einzulesen.
Credits
Foto: Editienne