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BIER, BARS & BRAUER #35

In dieser Ausgabe von Bier, Bars & Brauer verzeichnen wir einen landesweiten Aufschwung für Dosenbier und betrachten das ungebrochene Wachstum von US-Craft Beer und seine Folgen.

 

Und was gibt es noch in dieser Woche? Wir feiern außerdem das 20. Jubiläum des Nürnberger Bierfestes und spekulieren über die neuen Filteranlagen bei Guinness.

Dosenbier auf dem Vormarsch

Getränkedosen haben in Deutschland mit vielen Vorurteilen zu kämpfen: Von der (nicht von der Hand zu weisenden, aber dank technischer Neuerungen nicht mehr so argen) Umweltunfreundlichkeit über einen angeblichen Metallgeschmack bis hin zu dem nicht sterben wollenden Mythos, Dosenbier müsse pasteurisiert sein, reicht die Liste. Dabei hat die Dose auch viele Vorteile: Sie ist leicht, licht- und luftdichter als die Flasche, und schnell gekühlt. Oftmals vergessen jene, die aus der Flasche höhere Qualität erwarten, dass auch Fassbier aus Metallcontainern gezapft wird (und vermehrt aus Kunststofffässern).

Doch Dosenbier wird wieder beliebter: Laut Metal Packaging Europe, einem kürzlich gebildeten Verbund aus Empac (European Metal Packaging) und BCME (Beverage Can Makers Europe), stieg der Absatz von Dosenbier 2016 um 15% auf 940 Mio. Einheiten. Da der Bierkonsum allgemein stagnierte, kann man von einer bewussten Entscheidung der Konsumenten für das Dosenbier ausgehen. Womöglich spielt der einheitliche Dosenpfand, anno 2006 Hauptgrund für den Absturz der Dose, dem Metallcontainer nun in die Hände? Denn zwischen unterschiedlicher Pfandpolitik von Supermärkten, Discountern und Bioläden, der Konfusion um Marken und Flaschenformen und oft nicht korrekt programmierten Pfandautomaten ist die Dose mit ihrem Einheitspfand greifbar und verständlich. Ein weiterer Beleg dafür: Auch jenseits des Bierbereichs wird die Dose beliebter, hier stieg der Absatz um mehr als 20% auf über 2,5 Milliarden Einheiten.

USA: Craft Beer wächst weiter, drohen nun künstliche Hopfenengpässe?

Auch 2016 setzte sich das Wachstum amerikanischer Craft-Brauereien fort. Die Zahl der Brauereien wuchs um 16,6% auf nunmehr 5.301, von denen 5.234 von der Brewers Association of America als Craft-Brauereien gezählt werden (zum Vergleich: Deutschland zählt ca. 1.400 Brauereien). An Bier wurden 6% mehr verkauft als im Vorjahr, ca. 28,9 Mio. Hektoliter, und der Umsatz stieg um 10% auf 23,5 Milliarden US-Dollar.

Während diese Zahlen Anlass zur Freude geben, trauern Craft Beer-Fans um den nächsten Verkauf einer heißgeliebten Craft-Schmiede an den Bierbranchenprimus AB-InBEV: Wicked Weed aus Asheville, North Carolina. Doch nun scheint auch der Mega-Merger zwischen SAB Miller und AB-InBev den US-Craft-Markt zu belasten. Denn wo SAB Miller die begehrten Hopfensorten seiner südafrikanischen Plantagen an die Crafties verkaufte, schiebt AB-InBev erst einmal den Riegel vor: Fast die gesamte Ernte geht an Brauereien, die zu dem Biergiganten gehören. Elysian, Goose Island, Four Peaks, Wicked Weed, Camden Town & Co. brauchen sich also um ihre Dosis Southern Passion und African Queen keine Sorgen zu machen.
Begründet wird der Verkaufsstop von Seiten AB-InBevs mit einer schlechten Ernte. Überschüsse würde man auch weiterhin verkaufen, es gäbe nur in diesem Jahr kaum welche. Ein besseres Erntejahr muss also zeigen, ob AB-InBev tatsächlich, wie von Crafties befürchtet, den Hopfen hortet, oder einfach nur die Versorgung der eigenen Brauereien zuerst sichert. In beiden Fällen dürfte die Verfügbarkeit begehrter Sorten zurückgehen.

Fränkisches Bierfest in Nürnberg feiert 20. Geburtstag

Es muss nicht immer ein metropolitisches Craft-Beer-Food-Truck-Hipster-Get-Together sein (Wen kümmert es bei diesem Lehn- und Unwortreigen schon, dass es eines davon gar nicht gibt?). Auch Feste, deren Augenmerk eher auf traditionellen Bieren liegt, dürfen von der gestiegenen Wertschätzung profitieren, und so mancher öffnet für sich die bisher vergrabene Bierschatzkiste des eigenen Heimatlandes.
Beim Fränkischen Bierfest, welches vor der beeindruckenden Kulisse der Nürnberger Burgmauern stattfindet, schenken 40 kleine und mittelständische Brauereien ihre Biere aus. Mit dabei sind fränkische und bayerische Klassiker wie Held Bräu, Gutmann, Weissenohe oder Krug-Bräu. Das Festivalbier kommt von Drei Kronen Memmelsdorf, und auch hier bleibt man mit einem fränkischen Kellerbier bodenständig. Dennoch lohnt sich auch für Freunde ausgefallener Gebräue der Besuch, denn mit Pyraser, Brauwerk oder der diesjährigen Gastbrauerei aus Finnland, Helsinki Bryggeri, sind auch unkonventionell Brauende vor Ort. Das Fest findet vom 14. bis 18. Juni statt.

Guinness wird vegan – Filtern ohne Fischblasen

Offenbar gibt es mehr vegane Guinnesstrinker, als man meinen möchte – oder aber sie haben eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit. Denn die zum Diageo-Konzern gehörende Brauerei verzichtet nun doch auf die traditionelle Filtrationsmethode unter Verwendung von getrockneten Fischblasen. Die G25elatinestoffe darin sorgen für eine bessere Bindung der Trübstoffe im Bier, damit diese schneller zu Boden sinken und vom Bier getrennt werden können. Nun wurde eine neue Anlage installiert, Vegetarier und Veganer können zumindest beim Fassbier bereits zugreifen.
Seltsamerweise vermeidet es Guinness jedoch, die neue Filtrationsmethode eindeutig zu benennen.

Das legt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Filterung mit PVPP, einem ebenfalls Trübstoffe bindenden Kunststoff, handelt. Wo zuvor also die Vegetarier zürnten, könnten nun die Freunde natürlicher Brauverfahren auf die Barrikaden gehen. Denn würde man, wie ebenfalls verbreitet, mit Kieselgur (ein Pulver aus den Schalen fossiler Kieselalgen) filtern, gäbe es schlicht keinen Grund, dies zu verschweigen. Kieselgur ist allerdings etwas aufwendiger in der Handhabung als der Kunststoff. Kommt das irische Stout nun vom Regen in die Traufe?

Credits

Foto: Foto via Tim Klöcker.

Comments (1)

  • Pascal Grob

    Die Fischblasen dienen der Klärung des Biers und nicht zur Filtration. Sie ersetzen damit keine Filtration z.B. mit Kieselgur, erleichtern diese aber ungemein.

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