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Bier, Bars & Brauer im Dezember I

Ein neuer Vertrieb für BrewDog, weitere Expansion bei AB InBev, kanadische Bierträume und Neues vom weitgereisten HansCraft. Außerdem feiert in Berlin die Brauerei Heidenpeters nicht nur ihr Wachstum, sondern auch bereits den dritten Geburtstag.

Vor den Festtagen darf traditionell noch einmal mit Bewegung im Biermarkt gerechnet werden. Dafür sorgen in dieser Ausgabe von Bier, Bars & Brauer die Innovations- und Expansionsbestrebungen von AB InBev, BrewDogs Vertriebswechsel, kanadisches Craft Beer am Horizont, die Kollaborationen eines Weltenbummlers aus Aschaffenburg sowie ein Berliner Geburtstagskind.

Stürmische Brauhunde

Viel Glück hatte der schottische Craft-Riese BrewDog ja bisher nicht mit Importpartnern in Deutschland. Nach dem initialen Fiasko mit dem Maruhn Getränkehandel verlief nun wohl auch der Abschied von Hofmark nicht völlig reibungslos – verständlich, schließlich dürften BrewDog-Biere ein Großteil des Vertriebsgeschäfts der Chamer Traditionsbrauerei ausmachen.

So oder so, die unwahrscheinliche Ehe zwischen bayrischer Familienbrauerei und schottischem Überflieger findet zum Jahresende auch das eigene Ende. Der neue Partner heißt Brausturm Hamburg und verspricht, eher auf einer Wellenlänge mit BrewDog zu funken, meint auch Brausturm-Mitbegründer Maximilian Marner: „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit BrewDog, einer Brauerei, die den Biermarkt in den letzten Jahren ordentlich aufgerüttelt hat. Auch bei Brausturm gehen wir den Vertrieb von Craft Beer seit Beginn unkonventionell und kreativ an – eine Zusammenarbeit bietet sich da für uns einfach perfekt an.“

Umtriebiger Hans von HansCraft

Christian Hans Müller von HansCraft & Co. lebt im Moment das Craft-Ideal des Weltbürgers und Bier-Kollaborateurs in vollen Zügen aus: Nicht nur präsentierte er sich auf dem Festival de Cervejeiros in São Paulo (20. & 21.11.), er bereiste auch Spanien und die Niederlande, um dort einerseits mit Yria Cervezas Artesanales (Madrid) und andererseits mit Kompaan Bier (Den Haag) den Sudkesseln einzuheizen. Herausgekommen sind – Achtung! – ein Imperial Vanilla Porter, und „Mahoni Marina“ ein Imperial Smoked Amber Ale. Präsentiert wurden beide Biere am 8. Dezember 2015 im Rahmen eines Meet the Brewer-Events im Berliner Kaffee-und Bierhaus Kaschk, zu dem auch die kollaborierenden Brauer zugegen waren. Seitdem sind beide Biere auch in Deutschland verfügbar.

Kanadisches Craft Beer schwimmt GSA-wärts

Während die US-Crafties den deutschsprachigen Markt im Moment gehörig aufrütteln, war es bisher um den nordamerikanischen Nachbarn der USA ziemlich ruhig, obwohl die Entwicklung der dortigen Craft-Szene nicht minder beeindruckend ist. Das soll sich nun ändern.

Erste, zaghafte Schritte wagte Steamworks aus Vancouver dieses Jahr, nun soll dank Gourpass, einem spanischen Delikatessenhändler, der Rest folgen. Von der Qualität der Produkte konnten sich einige Bierspezialisten bei einer Verkostung am 26. November in der kanadischen Botschaft in Berlin überzeugen. Mit Highlights wie dem preisgekrönten „La Saison Du Tracteur“ von Trou Du Diable aus Québec oder dem unglaublich intensiven Zedernholz-Barleywine „The Matador 2.0“ keine schwere Aufgabe.

AB InBev setzt auf neue Produkte mit Premiumanspruch

Als Craft Beer möchte Oliver Bartelt, Unternehmenssprecher des Biergiganten, die „Taste the World“-Range von Beck’s nicht verortet wissen, sondern als „internationale Biere“, die möglichst viele Bierliebhaber erreichen sollen. Dennoch oder gerade deswegen scheint das Konzept aufzugehen, denn bei Beck’s wird aufgestockt: Ein Red Ale soll sich 2016 hinzugesellen. Überhaupt scheinen die Neuheiten aus dem Hause InBev zu funktionieren, erzielte man doch satte 40% des Gesamtumsatzes bei neuen Produkten im Biermarkt – bei einem Marktanteil von gut 8% beachtlich.

Parallel wird allerdings auch getrimmt, denn durch die anstehende Fusion mit SAB Miller muss AB InBev auf einigen Märkten kleiner werden, um nicht gegen Kartellrechtsbestimmungen zu verstoßen. So werden die SAB-Miller-Marken Peroni, Grolsch und Meantime zum Verkauf angeboten. Insbesondere bei Meantime ist dies erstaunlich – wurde die Craft-Brauerei doch erst im Mai 2015 übernommen. Als Grund wird u.a. die Premiumplatzierung der Marke auf dem englischen Markt genannt.

HAPPY BIRTHDAY, HEIDENPETERS!

Zum Abschluss noch ein Glückwunsch in Richtung Berlin-Kreuzberg, wo Johannes Heidenpeter das dreijährige Bestehen seiner Brauerei feiern durfte. Der innovative Brauer begeistert mit ungewöhnlichen Bieren wie unlängst dem Verbene-Lavendel-Saison. Auch auf seine Berliner-Weisse-Kollaboration „Buddelpeter“ mit Simon Siemsglüss von Buddelship (Hamburg) darf man gespannt sein, während das Heidenpeters Pale Ale, eine wahre Fruchtbombe, längst zum Klassiker avanciert ist, und im MIXOLOGY TASTE FORUM auch international etablierte Größen hinter sich ließ.

Inzwischen ist aus dem Ein-Mann-Unternehmen ein kleines Kollektiv geworden, das mehr und mehr Raum unter der Markthalle 9 für sich einnimmt und sich um Kühlraum, Abfüllanlage und eine neue Brauanlage erweitert hat, um mit der stetig wachsenden Nachfrage Schritt zu halten. Wir wünschen gutes Gelingen und uns weiterhin spannende Biere!

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