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Bier, Bars, & Brauer #23

Wir sind zurück mit Neuigkeiten aus dem Bierkosmos, diesmal mit Bieren von Stone und Bitburger sowie bierbeleidigten Hindus. Darüber hinaus berichten wir über eine neue Gastro-Kette von AB-InBev in Europa, belgische Bierkultur als UNESCO-Weltkulturerbe und neues Discounter-”Craft Beer” von Netto.

Ein kleines Wort zum Donnerstag als Einleitung dieser Ausgabe: Es ist ein Kreuz, dieses Anbiedern ans Craft-Image. Stets heißt es dann, man könne doch über die Reichweite der Supermarktketten neue Fans für die Craft-Welle gewinnen, die es sonst nicht probieren würden. Schön und gut, aber eines muss dennoch klar sein: In einer Produktionsbrauerei im großen Stil auftragsgebrautes Bier für den Discounter, mit dem man zur Weihnachtszeit die lockereren Brieftaschen leeren möchte, hat nichts, aber auch gar nichts mit Craft Beer zu tun. Punkt. Auch ohne eindeutige Definition gibt es einfach gestrickte Fälle, noch bevor man überhaupt über Qualität, Kreativität und natürlich Geschmack gesprochen hat.

Belgische Bierkultur wird UNESCO-Weltkulturerbe

Reinheitsgebotsgegner dürfen sich in diebischer Freude die Handflächen reiben, denn was dem Reinheitsgebot versagt blieb, hat die belgische Bierkultur nun trotz mitverbrautem Zucker, Früchten und Gewürzen erreicht: Die Ernennung zum immateriellen Weltkulturerbe durch die UNESCO. Als Begründung führte man die große Vielfalt von über 1.500 Biersorten an, vor allem aber deren lebendige Integration in die Gastlichkeit und Kulinarik des Landes, sei es in Form von Bierkäse oder dem Kochen mit Bier in erstklassigen Restaurants.

Zusätzlicher Wermutstropfen für das Reinheitsgebot: Hätte man sich ähnlich aufgestellt, wäre die Bewerbung womöglich akzeptiert worden. Doch gerade die konstante Bewerbung des Reinheitsgebots als Lebensmittelgesetz (das es nicht ist) statt als Kulturgut war einer der Gründe für die Ablehnung des Antrages. Die Belgier hingegen dürfen nun ihre Trinkfreude in der illustren Gesellschaft von rituellen, mongolischen Kamelflüsterern und slowakischen Dudelsackspielern ausleben. Darauf ein Flämisch Braun!

“Craft Beer” bei Netto

Dann muss der (Dolden-)Berg halt zum Propheten kommen – wem Craft Beer zu teuer ist, der wird allweihnachtlich von den günstigeren Alternativen der Discounter gelockt. Neben den bereits bekannten Maltos-Vertretern bei Lidl setzt zum diesjährigen Fest auch Netto auf Craft-Image und bringt unter der Marke Dolden Berg drei Sorten in den Handel. Soweit, so Maltos, denn wie auch dort ist es nicht etwa möglich, ein Mischpack zu bekommen, die Dreierpacks sind sortenrein. Wer sich durchtesten will, muss neun Biere kaufen, was allerdings bei 2,49 Euro pro Pack den Geldbeutel nicht allzu arg beutelt.
Interessant ist die Wahl der Biertypen, denn offenbar hat man Pale Ale und IPA bewusst umschifft, setzt stattdessen zur kalten Jahreszeit auf malzige Aromen. Ein Bock, ein Festbier und ein Amber Lager (also quasi ein Rotbier) sind im Sortiment. Gebraut werden die Biere bei der Privatbrauerei Jacob Stauder aus Nordrhein-Westfalen, sonst bekannt für klassische Pilsener und Exports sowie die Biere der Dampfbierbrauerei Borbecker.

Anheuser Busch-InBev eröffnet Goose Island-Pubs in England und Belgien

Anheuser Busch-InBev hat viel in den Aufbau der Goose Island-Marke gesteckt. Die einstige Craft-Brauerei aus Chicago gehörte zu den ersten, die von einem Industrieriesen gekauft und seitdem großflächig verfügbar gemacht wurde, auch wenn frühe Fans der Brauerei den Abfall im Geschmack der Biere kritisieren – ob auf Tatsachen begründet oder aus Antipathie dem Konzern gegenüber sei dahingestellt.
Nun wird Goose Island auch als Marke für eine Gastronomiekette dienen, die in London mit zwei Etablissements starten wird, in nicht allzu ferner Zukunft aber auch in Belgien vertreten sein soll. Das erste Vintage Ale House im Süden Londons soll bis Weihnachten eröffnet sein. Ob wir bald auch in den GSA-Ländern mit einer Goose Island Bar beehrt werden, ist allerdings noch offen.

Balearen-Bier beleidigt Hindus

Das Craft Beer mit seinem Drang zur Auffälligkeit schon einmal die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet, ist nach isländischem Bier mit Walmehl und polnischem Bier mit vaginaler Hefe keine Überraschung mehr. Für die neueste Kontroverse sorgen nun die Biere von Ibosim Brewhouse auf der Baleareninsel Ibiza. Auf der Suche nach Namen, die ganz laut Indien schreien (wie in India Pale Ale) brachte man die Hindu IPA-Serie heraus. Jedes der vier Biere hört auf den Namen einer Hindu-Gottheit.

Prompt empörte sich Rajan Zed, Vorsteher der Universal Society of Hinduism in Nevada, USA: “Shiva, Kali, Ganesha und Hanuman werden im Hinduismus zutiefst verehrt. Sie sollen in Tempeln und an heimischen Schreinen angebetet werden, und nicht der Gier von Bierverkäufern dienen”, wird er auf www.thelocal.es zitiert. Zed hatte sich auch zuvor bereits über die Verwendung von Hindu-Gottheiten als Designelemente im Modebereich empört.
Bleibt zu hoffen, dass die christlichen Kirchen jetzt nicht auf die Idee kommen, ihre Position zu belgischen Bieren wie Duvel (Teufel), De Verboden Vrucht, Satan oder Belzebuth neu zu überdenken.

Neues IPA von Bitburger, neues Winterbier von Stone

Geschmacksknospen aufgepasst! Nicht gerade saisonal passend, dafür aber limitiert auf vorerst 3.500 Flaschen ist das neue West Coast Style IPA von Craftwerk, der Marke der Bitburger Versuchsbrauerei. Spannend ist dabei vor allem die Verwendung des neuen Denali-Hopfens, Sohn einer Zeus-Kreuzung und des allseits bekannten Nugget. Seinen Spitznamen “Nuggetzilla” erlangt sich die 2016 zum ersten Mal kommerziell verfügbare Hopsteiner-Züchtung durch ihre hohe Bitterkraft und die intensiven Aromen von Zitrusfrüchten, Ananas und Fichtennadeln.
Besser aufs winterliche Wetter zugeschnitten ist hingegen das Xocoveza von Stone Brewing Berlin. Spiced Imperial Coffee Milk Stout wäre wohl die vollständige Stilbeschreibung des milchzuckerhaltigen und mit Vanille, Zimt, Muskat und Chili gewürzten Starkbiers. Was zunächst aggressiv klingt, entpuppt sich im Glas als erstaunlich rund und balanciert. Dafür muss man allerdings auch etwas tiefer in die Tasche greifen. Während das Craftwerk IPA für  2,40 Euro zu haben ist, landet man beim Xocoveza schon fast bei 4,00Euro für die 0,33l.-Dose.

Credits

Foto: Foto via Shutterstock.

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