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Bier, Bars & Brauer #5

Neue Probleme bei Camba Bavaria und ein „neues“ Bier von Krombacher. Außerdem geht der Berliner Weisse-Gipfel in die dritte Runde.Zudem diese Woche: Warum ein Berliner US-Brauer nicht nach Brasilien darf und weshalb ein Kieler Verlagshaus meint, ein weiteres Craft Beer-Magazin sei dringend nötig.

Die Bierwelt bleibt mitunter rätselhaft: Der Bayrische Brauerbund setzt seinen Feldzug gegen kreative Sude fort und US-Brauer dürfen trotz Einladung nicht ohne Visum nach Brasilien. Zunächst schauen wir uns aber eine “Neuheit” aus Krombach an.

Innovation erwünscht! “Neues” Kellerbier von Krombacher

Schmunzeln lässt uns die Verlautbarung von Krombacher, man lasse mit der Einführung der neuen Sorte “naturtrübes Kellerbier” unter dem Label “Krombacher Brautradition” eine ebensolche aufleben. Denn nicht nur haben große wie kleine Firmen Kellerbiere, auch Zwickel genannt, bereits seit geraumer Zeit im Sortiment (etwa Zirndorfer Landbier oder Köstritzer Zwickel), zudem ist letztlich jedes Bier bis zum Erreichen der vollen Reifung ein Zwickel, ob nun Bock, Pils, Weizen oder IPA.  Dass diese Biere vor der Filtration naturtrüb sind, muss man kaum erwähnen. Mit Tradition also hat ein Zwickel eher wenig zu tun, eher mit den ganz normalen Gegebenheiten jedes Brauvorgangs.

Ob noch weitere Biere unter dem Label “Brautradition” folgen, ist für den Moment offen, zumindest von Konzernseite. Vielleicht gibt es dann Grund, von inspiriertem Brauen zu sprechen. Von der Qualität des Kellerbiers kann man sich auf jeden Fall bereits selbst ein Bild machen, ob im Krombacher “Elfer” oder dem 24er-Kasten.

Reinheitsgebot verwünscht! Camba Bavaria weiter unter Druck

Einfach haben es die “Cambavarianer” zurzeit nicht. Bereits in der letzten Ausgabe berichteten wir über den Baustopp, bei dessen Verbleib die Firmen BrauKon und Camba Bavaria es gar in Erwägung ziehen, Deutschland als Standort den Rücken zu kehren. Nun kommt auch noch der Bayrische Brauerbund hinzu und moniert das Coffee Porter der Brauerei. Geschäftsführer Markus Lohner hat das gerade noch gefehlt.

Er findet diese strenge Auslegung des Vorläufigen Biersteuergesetzes von 1993 (nicht des Reinheitsgebotes, denn dieses ist kein Gesetz) absurd: “Für Biermischgetränke hat man eine gesetzliche Lösung gefunden, weil Großbrauereien darauf gedrängt haben. Daher ist es kein Problem, ein Kaffeemischbier abzufüllen. Aber die Bohnen im Brauprozess einzusetzen, das geht nicht. Das entbehrt doch jeder Logik!” Lohner äußerte die Befürchtung, dass in Bayern ansässige Brauereien, die (auch) nicht reinheitsgebotsgetreu brauen, zunehmend unter Druck geraten würden.

Amis unerwünscht! Berliner Brauer darf nicht nach Brasilien

Eher in die Sparte “Kurioses” einzuordnen ist die Unbill, welche Richard Hodges, bekannt geworden als Kreativkopf am Kessel bei Crew Republic und mittlerweile bei Berliner Berg, auf seiner Reise nach Brasilien widerfuhr. Der gebürtige US-Amerikaner war als Jurymitglied zum 4. Festival Brasileiro da Cerveja (9.-12. März) geladen worden und machte sich begeistert auf den Weg nach Blumenau, einer stark deutsch geprägten 300.000-Einwohner-Stadt und Heimat der berühmten Craft Beer-Marke “Eisenbahn”, auf halbem Wege zwischen São Paulo und Porto Alegre.

Nur war man sich bei den Organisatoren nicht darüber im Klaren, dass der Brauer nicht über einen deutschen Pass verfügt. US-Amerikaner aber brauchen zur Einreise in Brasilien ein Visum, und so hieß es trotz freundlicher Behandlung durch die brasilianischen Behörden und vielfacher Entschuldigung seitens der Veranstalter für Hodges “Adeus!” und zurück nach Berlin. Bei ca. 14 Stunden Flugzeit zum gegebenen Zeitpunkt sicherlich nicht amüsant, doch inzwischen kann auch Hodges selbst darüber lachen.

Craftvoll gewünscht: Neues Craft Beer-Magazin von Falkemedia

Einen kleinen Seitenhieb konnten sich die Initiatoren des Kickstarter-Projekts “Craftbeer-Magazin”, Boris Georgiev, Sven Möller und Sebastian Schack, in ihrem Kampagnentext nicht verkneifen: Dort heißt es, es bräuchte ein gutes Craft Beer-Magazin in Deutschland, womit impliziert wird, dass es Vertreter wie Genuss.bier.pur, Bier&Brauhaus oder Meiningers Craft noch nicht so ganz getroffen haben. Georgiev bestätigt dies: “Wir möchten für authentische Berichterstattung stehen, von Leuten aus der Szene für Leute aus der Szene, mit einer großen Bandbreite von erklärenden Texten für Einsteiger bis hin zu brautechnisch relevanten Artikeln, die so noch niemand bietet.”

Für diese authentische Leseerfahrung soll auch die Abwesenheit großer Anzeigenkunden sorgen. So wurde laut Georgiev beispielsweise eine Offerte seitens Veltins abgewiesen. Massentauglichkeit wird dennoch notwendig sein bei einer geplanten Erstauflage von 28.000 Stück. Das Konzept lag übrigens bereits ein Jahr in der Schublade des Kieler Verlags Falkmedia, für den zwei der Initiatoren schon länger arbeiten. Die erste Ausgabe erscheint am 31.3.2016 und wird 7,50 Euro kosten, das Crowdfunding ist also eher auf das weitere Erscheinen des Magazins gerichtet und soll die Zustimmung in der Bevölkerung für ein solches Projekt erkunden. Als Ziel haben sich die Gründer 10.000 Euro gesetzt, momentan steht die Kampagne bei noch 10 übrigen Tagen Laufzeit allerdings bei verhaltenen 3.700 Euro.

Sirup unerwünscht! Berliner Weisse ohne Schuss

Säuerlich-frisch soll es zugehen beim 3. Berliner Weisse-Gipfel am 19. März, wenn der Champagner des Nordens einmal mehr in Zentrum der Bieraufmerksamkeit rückt. Die ehemalige Weißebrauerei Willner in Berlin-Pankow bietet das passende Ambiente für die wachsende Anzahl an Kleinbrauern, die inzwischen wieder echte Weissen brauen.

Begonnen hatte alles mit Michael Schwab, dem Brewbaker, und Andreas Bogk von der Bogk Privatbrauerei, sowie den Potsdamern von der Meierei und dem Forsthaus Templin, doch inzwischen haben sich weitere Brauereien wie Berliner Berg, Brauerei Lemke, Brlo oder, ganz neu, die “Schneeeule” Ulrike Genz hinzugesellt und sorgen dafür, dass Berlin in seiner eigenen Brautradition im internationalen Vergleich (so gibt es z.B. in vielen US-Großstädten mehr Weisse-Varianten als in Berlin) nicht mehr allzu sehr hinter her hinkt. Wer sich selbst überzeugen möchte, dass Berliner Weisse nicht immer platt sauer sein muss, sondern auch ohne Süßgepansche ein erfrischend leichtes Getränk darstellt, der kann dies hier tun:

3. Berliner Weisse-Gipfel

19. März 2016, 12:00 – 22:00 Uhr

Berliner Straße 80-82, 13189 Berlin

U-Bahnhof Vinetastraße

Credits

Foto: Flaschen via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker.

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