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Mr. Cupcake. Aus dem Schaufenster an die Bar.

Cocktails. Zutaten auf Eis geschüttelt, in ein anderes Glas mit neuem Eis abgeseiht. Ein Stück Obst, im besten Fall passend zum Drink, Cocktailkirsche und Trinkhalm, und schon ist der Drink servierfertig.
So sah in vielen Bars bis vor wenigen Jahren jedenfalls das Standard-Prozedere aus. Ganz hässlich waren die Drinks nie, aber von optischen Meisterwerken auch meist sehr weit entfernt. Anders hier die Situation in der Küche und auf dem Teller. Das ansprechende Anrichten ist meist genau so perfekt geplant wie die Zubereitung des Gerichts.
Aber auch hier scheint sich die Bar der Küche anzunähern, oder sie lässt sich zumindest inspirieren. Die Art und Weise wie ein Cocktail präsentiert wird, spielt für viele Bars eine immer größere Rolle und für Einige ist die aufwendige Garnitur oder das ungewöhnliche Trinkgefäß schon zu einem Markenzeichen geworden. Das Nightjars in London oder The Parlour in Frankfurt sind hierfür gute Beispiele.
Naschwerk zum Trinken
Ein weiteres Beispiel, über das ich kürzlich stolperte, soll hier kurz vorgestellt werden. Beim ersten Anblick war ich mir nicht sicher. Soll ich das essen, kann man das trinken oder ist das einfach nur hübsch? Gemeint ist der Cocktail „Mr. Cupcake“ den Barchef Timon Kaufmann in der Bar des Cortiina Hotels in München serviert. Die Bar ist seit vielen Jahren eine gute Adresse für außergewöhnliche Cocktailkreationen und auch Station für viele gute Bartender. Seit Oktober letzten Jahres ist es nun Timon, der für die flüssigen Preziosen an der Hotelbar zuständig ist.
Der gebürtige Freiburger dürfte den meisten als erster Jägermeister Stipendiat bekannt sein. Er verbrachte sechs Monate im Pegu Club in New York, bevor er nach München zurückkehrte und an der Eröffnung der Gamsei Bar von Matthew Bax beteiligt war.
Aus seiner Feder stammt also das Rezept für den Mr. Cupcake. “Die Idee zu diesem Drink ist mir gekommen, als ich an einer Münchener Cupcake Bäckerei vorbeigelaufen bin. Mir hat die Präsentation gut gefallen und daher habe ich überlegt, wie ich das auf einen Drink übertragen kann.“
Das Titelbild zeigt die Art wie der Cocktail in der Cortiina Bar serviert wird. Die Übertragung ist also gelungen. Und so anspruchsvoll die Präsentation aussieht, mit der richtigen Vorbereitung ist sie kaum aufwendiger als die meisten anderen Cocktails auch.
Zumal der Drink noch ein Überraschungsmoment bereithält. „Optisch macht der Drink einen zuckersüßen und cremigen Eindruck, was aber täuscht. Im Grunde ist es ein nur leicht süßerer, dekonstruierter Rum-Sour.“ Geschmacklich unbestreitbar hervorragend ist die Art der Präsentation für viele Gäste anscheinend außergewöhnlich: „Auch wenn der ein oder andere männliche Gast nicht so recht weiß wie er die Präsentation finden soll, hat Mr. Cupcake bisher bei allen Gästen die gleiche Reaktion hervorgerufen: ein Schmunzeln und das Fotografieren des Drinks. Und das finde ich eines der schönsten Komplimente, die ein Gast machen kann“, beschreibt Kaufmann seine Erfahrungen mit der Eigenkreation.
 
“Mr. Cupcake adaptiert von Timon Kaufmann, Cortiina Bar, München
5 cl Rosinenrum*
1,5 cl Zitronensaft
2 cl Vanille-Zimt-Sirup**
2 cl naturtrüber Apfelsaft (z.B. Wolfra)
Liquid Merenque Espuma***
 
Glas: Tumbler in Muffinpapier
Garnitur: Liquid Merenque Espuma + Zuckerperlen
Zubereitung: Die flüssigen Zutaten in den Shaker geben und mit Eiswürfeln 10-15 Sekunden (10-15mal) kräftig schütteln, und in das vorgekühlte Gästeglas abseihen. Mit Espuma toppen und mit Zuckerperlen garnieren.
 
* 200gr Rosinen auf 1 Liter gereiften Rum (in diesem Fall Bacardi 8anos) geben und für 36-48 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Durch ein Passiertuch oder einen Kaffeefilter abseihen.
** Vanille-Zimt-Sirup: 2 Teile Vanillesirup zu 1 Teil Zimtsirup
Vanillesirup: Das Mark von zwei Vanilleschoten auskratzen und mit den geöffneten Schoten und 1kg Zucker und 1 Liter Wasser kurz aufkochen und 24 Stunden ziehen lassen.
Zimtsirup: 3 EL gemahlenen Zimt mit 1 Liter Wasser und 1kg Zucker aufkochen und 24 Stunden ziehen lassen. Beide Sirupe durch Passiertuch oder Kaffeefilter abseihen.
*** 400ml Eiweiß, 8cl Vanillesirup, 1,5 Blatt Gelatine. Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Mit Sirup erwärmen und auflösen. Lauwarmen Sirup und die Gelatine zusammen mit Eiweiß in einen 0,5-Liter-ISI Siphon und mit zwei Sahnekapseln laden. Kaltstellen.
 
 

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