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Die eigene Bar eröffnen, Teil 1: der Businessplan

Die eigene Bar ist für viele ein Traum, beginnt idealerweise jedoch zuerst am Desktop: beim Businessplan. Dem Traum einer Eröffnung stehen nämlich viele Hürden gegenüber, die genommen werden wollen. Und nicht zuletzt ein Klischee, das da lautet: Wer nichts wird, wird Wirt. Wir eröffnen die neue Serie unseres Autors Hauke Thüring mit der Vorplanung, die bestenfalls in einen Businessplan mündet.
Wer eine eigene Bar eröffnen möchte, braucht erst einmal eine Idee. Natürlich ist der Wunsch, eine eigene Bar zu eröffnen, selbst schon eine, jedoch muss man diese etwas konkretisieren, um sie später realisieren zu können. Genau dafür ist ein Businessplan da. Wer jetzt denkt, er könne seine Idee aufschreiben und dann sei das Ding fertig, hat recht – solange er kein Geld von einer Bank braucht.

Businessplan am besten selbst schreiben

Um Banken zufriedenzustellen, benötigt man allerdings ein etwas aufwendigeres Schriftstück. Hier ist die Rede von Budgetplanung, Markt- und Zielgruppenanalyse, SWOT-Analyse und vielem mehr.
Es soll mit einem Businessplan aufgezeigt werden, wie rentabel das Geschäft voraussichtlich sein wird. Und – genauso wichtig! – wie man überhaupt zu dieser Erkenntnis gekommen ist. So etwas alleine oder mit einem Partner zu machen, ist aufwendig und mühsam, besonders wenn es das erste Mal ist.
Es gibt natürlich heutzutage auch verschiedene Dienstleistungs-Anbieter, die einem so einen Businessplan schreiben können. Doch um es gleich vorwegzunehmen: Finger weg davon! Wer wirklich Geld von der Bank braucht und tatsächlich zu einem Gespräch eingeladen wird (denn alleine das ist nicht selbstverständlich), muss den Plan ohnehin in- und auswendig können. Hat man ihn nicht selbst geschrieben, kennt man womöglich den Sinn hinter bestimmten Zahlen nicht und/oder kann sie nicht schlüssig belegen. Da die Gastronomie ohnehin einen schlechten Stand in der Bankenwelt hat, ist davon auszugehen, dass bereits kleinste Fehler im Plan zum Scheitern führen können. Zudem muss einem bewusst sein, dass, um überhaupt zu einem Banktermin eigeladen zu werden, teils bereits 75 Prozent des projektierten Kapitals angehäuft und der Businessplan geschrieben sein muss.

Tja, wer nichts wird … macht eine eigene Bar

Woran liegt es, dass jedes andere Gewerbe nur rund 25 Prozent Kapital, die Gastronomie jedoch so viel mehr aufweisen muss? Womöglich an einem Klischee: „Wer nichts wird, wird Wirt.“ Dieser Spruch ist jedem von uns schon einmal untergekommen, und so ganz ohne Wahrheit ist er auch nicht. Viele dafür vordergründig unqualifizierte Handwerker, Künstler, Philosophen – sagen wir einfach „Menschen“ – die Lust hatten, eine eigene Bar zu eröffnen, haben das auch getan. So sind sie ohne Ausbildung und Vorkenntnis ins Abenteuer eigene Bar gestolpert. Am Anfang vielleicht noch gutlaufend, hat man viele Freunde eingeladen, sich teure Sachen gekauft und ordentlich Party gemacht. Nach so etwa einem Jahr, je nach Eröffnungsdatum, kamen jedoch Briefe von Finanzamt, Banken, Versicherungen, Zulieferer und allen möglichen anderen Institutionen. Die so dreist waren, das hart erarbeitete Geld zu fordern.
Wer mit dem Finanzamt Probleme hatte, konnte da schon fast dicht machen. Viele haben auch die Kopf-in-den-Sand-Methode perfektioniert und gedacht, es würde ja so viele Kneipen und Bars geben, da würde die eigene Bar gar nicht auffallen. Tja, leider war das nicht der Fall, also gehen viele pleite oder können den Kredit nicht zurückzahlen.
Aus diesem Grund gelten Gastronomie-Projekte bei Geldgebern als Risiko-Investitionen. Daher ist es unabwendbar, ein gut geplantes Projekt vorzulegen und verteidigen zu können. Ach ja: für einen selber ist es noch wichtiger!
Die eigene Bar: Businessplan folgt dem Konzept
Nicht nur eine Idee sollte man für eine eigene Bar haben, sondern sich auch überlegen, wie man sie in die Tat umsetzen kann. Ist sie überhaupt rentabel? Funktioniert mein Konzept an dem Standort? Habe ich überhaupt ein richtiges Konzept? Solche Fragen interessieren nicht nur die bösen Banken, sondern sollten natürlich auch essentiell für das eigene Vorhaben sein. Eine gute Planung ist das A und O bei der Selbständigkeit, denn nur so kann man wirtschaftlich arbeiten und erfolgreich sein. Falls man sich mit einem oder mehreren Partnern zusammentut, ist das auch ein wichtiger Punkt für die spätere Berechnung. Da jeder etwas verdienen möchte, muss schließlich auch festgestellt werden, wie hoch die Anteile am Geschäft sind und was eingebracht wird – ebenso wie die initiale Fragestellung, ob ein projektierter Umsatz überhaupt genügen wird, um mehrere Gesellschafter satt zu machen.
Businessplan für die eigene Bar: How to …
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Businessplan zu beginnen. Praktisch ist es aber, sich zunächst seine Vorstellung aufzuschreiben. Hier kommen dann schon die ersten Probleme, die gelöst werden müssen. Etwas aus dem Kopf in die Realität zu transferieren, ist nicht immer leicht. Man selbst hat ein Bild vor Augen, das oft glasklar erscheint und erst undurchsichtig wird, wenn man ins Detail geht. Also lieber direkt am Anfang sich selbst ein Konzept schreiben, das im späteren Verlauf immer wieder zu Rate gezogen werden kann.
Das Konzept ist eher organisch als starr und wird sich mit der Zeit verändern. Ab und zu sollte man die Anfangsidee mit der gegenwärtigen vergleichen, um zu überprüfen, ob alle Veränderungen wirklich nötig waren oder es auch mit den ursprünglichen Ideen funktioniert hätte.
Ein Beispiel: Die Bar soll einen Wasserhahn im Gastraum haben, um die Karaffen nachfüllen zu können. Da jedoch keine Wasserleitung gelegt wurde, ist das nicht möglich. Nach einiger Zeit stellt man fest, dass der Tresen an eine andere Stelle der Bar kommen muss und man die Wasserversorgung umleiten muss. Nun guckt man sich seine Ursprungsidee mit der Wasserstation an und stellt fest, dass sie realisiert werden kann.

Regelmäßige Vergleichsanalysen empfehlen sich

Das ist jedoch nur ein kleines Beispiel. Im Laufe einer Konzeptplanung wird es immer wieder vorkommen, dass man vom ursprünglichen Plan abkommt. Man sollte in regelmäßigen Abständen eine Vergleichsanalyse zwischen anfänglichem und aktuellem Stand machen, um nicht zu weit vom Weg abzukommen.
Auch eine nicht ausreichende Standortanalyse kann dazu führen, dass der Traum zum Albtraum wird. Man sollte sich die Lage für die eigene Bar ganz genau ansehen. Was für Menschen leben und arbeiten in der Gegend? Ist die Gegend touristisch erschlossen oder richtet sich die Gastronomie aufgrund der Gegebenheiten vornehmlich an Einheimische? Gibt es eine gute Verkehrsanbindung? Was für Gastronomien sind in der näheren Umgebung und haben diese eventuell ähnliche Konzepte?
Fragen, die sehr wichtig sind und geklärt werden müssen. Auch eine bevorstehende Baustelle muss mit eingeplant werden. Derartige Vorhaben können bei der Stadt angefragt werden.

Die eigene Bar: Was ist noch wichtig?

In den nächsten Folgen dieser Kolumne werde ich auf diese und weitere Dinge eingehen, die dabei helfen sollen, einen nüchternen und realistischen Eindruck davon zu bekommen, was für die Planung für eine eigene Bar nötig ist.
In den weiteren Folgen:
Was für eine Bar möchte ich aufmachen?
Wie viele Teilhaber habe ich?
Wo möchte ich meine Bar eröffnen?
Welche Zielgruppe bediene ich und ist sie an dem Zielort ansässig?
Wie hoch ist mein Budget?
Wie viel Personal brauche ich?
Sind eventuelle Investoren stille Teilhaber oder haben sie Mitspracherecht?
Welche Versicherungen muss ich bedenken?

Credits

Foto: Foto via Shuttersock

Comments (3)

  • Marcel

    Hallo
    Wo sind die anderen Teile der Kolumne zu finden?
    Danke

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    • Mixology

      Lieber Marcel,
      vielen Dank für die berechtigte Nachfrage. Leider haben wir die damals angefangene Reihe nicht weiterführen können, weil sich der Autor kurz nach Veröffentlichung des ersten Textes zunächst anderen Tätigkeiten zugewendet hat. Aber wer weiß, es kann ja dennoch irgendwann angeknüpft werden.

      Herzliche Grüße // Nils Wrage

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      • Jonas

        Wie passend

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