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Inventur 17. Februar 2019

Inventur am 17. Februar 2019 

Kentucky und sein Whiskey wachsen und wachsen, während eine neue Website über gefährliche Drink-Zutaten aufklärt. Außerdem schauen wir auf die Auswirkungen des Shutdowns auf kleine Brenner und auf die erste Frau als Meilleure Sommelière de France 2018. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen. 

Mit dem heutigen Sonntag sind die roten Teppiche aus Berlin verschwunden. Die 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin sind beendet. Im nächsten Jahr wird die Filmwelt, so sie nicht gerade dann als Gast in der deutschen Bundeshauptstadt weilt, wieder ab 20. Februar zur Berlinale in der Spree-Metropole blicken. Hoffentlich hatten auch Sie die Zeit und Möglichkeit, den einen oder anderen Film zu sehen. Wir schwenken an dieser Stelle zu bemerkenswerten Nachrichten aus der Welt der Bars und starten mit einer Homepage, die sich potentieller Gefahrenquellen in Drinks annimmt. 

Safer Mixing –  Safer Drinking?! 

Haben Sie, bevor Sie einen Drink in Ihrer Lieblingsbar bestellt und genüsslich zu sich genommen haben, jemals daran gedacht, dass dieses Getränk möglicherweise Stoffe beinhalten könnte, die Ihnen nicht bekommen? Der Schriftsteller Camper English aus San Francisco schon. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, potentielle Unverträglichkeitskomponenten oder liquide Gefahren in Cocktails herauszukristallisieren, und teilt sein Wissen fortan mit uns auf der Homepage CocktailSafe.org. Immerhin befinden wir uns auch im Zeitalter experimenteller Barkultur, und diese birgt für Camper English auch Gefahren. English, der von Tales of the Cocktail bei der Lancierung seines Aufklärungsprojektes unterstützt worden ist, richtet sich mit seiner Informationsseite über Merkmale und mögliche Risiken mancher Inhaltsstoffe oder Anwendungsverfahren speziell an Bartender, die mit „unorthodoxen Inhaltsstoffen“ arbeiten, um ihren Cocktails ein einzigartiges, unverwechselbares Aroma einzuhauchen. Schon hausgemachte Sirups, die Fatwashing-Methode oder schlecht beschaffene Tiki-Becher stellten mögliche Gefahren dar. Mister English ist sich bewusst, dass die Seite nicht von allen als Segen verstanden wird. 

Zum Wellnessen an die Bar zu buzz without booze 

Alkoholfreie „Spirituosen“ liegen derzeit im Trend. Nicht nur zuhause, sondern vor allem auch in Bars und für alle jene, die doch gerne an einem Drink in der geselligen Gruppe nippen und nicht unbedingt Apfelschorle bestellen wollen. Laut Welt hat der Big Apple gerade einen neuen Protagonisten aus der Gruppe der alkoholfreien Spirituosen zum Szene-Star erhoben. Um das „Wellnessgetränk“ Kin ist in der trendsettenden Ostküsten-Metropole ein Hype ausgebrochen. Dort serviert man unter anderem, natürlich, Kin & Tonic. Sich positiv auf Körper, Geist und Psyche auswirkende Inhaltsstoffe in dem nach Bitterlikör schmeckendem Zaubertrank sorgen angeblich für Glücksgefühle, Klarheit und innere Ruhe mit belebendem Effekt. Eine Alternative, wenn es einer solchen bedarf und man die Bar schlichtweg als glückseligen Ort der Begegnung sehen will. 

Kentuckys Bourbon-Industrie mit immensem Wachstum  

Der zweijährig erscheinende Report zu den wirtschaftlichen und steuerlichen Auswirkungen der Spirituosenindustrie in Kentucky liegt vor. Verfasst worden ist dieser von den beiden Herren Dr. Paul Coomes and Barry Kornstein in Zusammenarbeit mit der Kentucky Distiller’s Association (KDA). Des Reports Ergebnisse sind erfreulich, wurden jedoch erfasst, bevor die EU-Vergeltungszölle auf ausgewählte US-Produkte erhoben worden sind. Dem Report gemäß ist die Anzahl der Destillerien im Land seit dem Jahre 2009 um 258 Prozent auf 68 Brennereien gestiegen, die sich mittlerweile in ganz Kentucky befinden. Während es vor zehn Jahren nur acht Bezirke mit Destillen gab, hat sich nämlich auch deren Anzahl auf 32 vervierfacht. Der Studie zufolge generiert die Bourbon- und Spirituosenindustrie mehr als 20.100 Jobs, ihr Exportwert hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht, und „veraltete“ Gesetze rund um die Spirituosen aus dem Osten der USA wurden modernisiert. Diesen Kurs will die KDA beibehalten. Ihr Präsident Eric Gregory ist überzeugt, dass es noch weiterhin viel Arbeit zu erledigen gibt. 

Kleine Produzenten sind in ihrer Existenz durch den Shutdown stark bedroht

Der 35-tägige US-amerikanische Regierungs-Shutdown ist der bisher längste je dagewesene. Behörden und Ämter wurden geschlossen, Beamte in unbezahlten Urlaub geschickt. Seit Ende Januar ist der Shutdown zwar beendet, und Beamte sind aus ihren unbezahlten Zwangsurlauben zurückgekehrt. Auch die Regierungsbehörde Alcohol and Tobacco Tax and Trade (TTB) war während des Regierungsstopps außer Dienst und hatte den Zulassungsprozess für neue alkoholische Getränke eingestellt. Trotz der Wiederaufnahme der Regierungsarbeit sind die Auswirkungen der Ämterstilllegung auf die Getränkeindustrie nach wie vor spürbar, und die Situation für Spirituosenhersteller ist beunruhigend. Aufgrund des Zwangsurlaubes befindet sich die TTB bezüglich neuer zu bearbeitender Genehmigungen nun im Rückstand. Und wie immer sind es die kleinen Produzenten mit weniger wirtschaftlicher Schubkraft, deren Existenz dadurch bedroht ist. Während sie auf die Genehmigungen warten,  haben sie große finanzielle Einbußen zu ertragen. Während die Big Players der Getränkeindustrie den Sturm möglicherweise überstehen, stehen kleineren oder familiär geführten Produzenten nun harte Zeiten bevor. Seit vergangenem Donnerstag wissen wir auch, dass Donald Trump den nationalen Notstand erklären will, um den Bau der Mauer zu Mexiko durch Umgehung des Kongresses finanzieren zu können. Ein neuerlicher Regierungs-Shutdown scheint zwar umgangen, doch die Situation ist noch lange nicht geklärt.

Frankreichs Weinwelt unter weiblicher Inspiration

Nach ihrem Erfolg Ende September vergangenen Jahres beim Wettbewerb „Einer der besten Sommeliers Frankreichs“ wird Pascaline Lepeltier zwei Monate später der Titel der Besten Sommelière Frankreichs 2018 – Meilleure Sommelière de France – von der Union de la Sommellerie Française zuteil. Mit der in Angers geborenen Französin kommt zum ersten Mal in der Geschichte eine Frau zur Ehre dieser prestigeträchtige Auszeichnung. Die seit zehn Jahren in New York lebende Französin zeichnet als Getränkemanagerin des belgischen Rouge Tomage Restaurant in Upper East Side verantwortlich. Nun hat das französische Magazin Revue des vins de France die Sommelière auch zur Persönlichkeit des Jahres 2019 ernannt. Wir gratulieren herzlich. 

Credits

Foto: Shutterstock

Comments (1)

  • Whiskydrinker

    Was mir zu diesen EU-Vergeltungszölle einfällt: Was stört es eine Quercus alba wenn sich eine europäische Wildsau an ihr kratzt?

    Bis jetzt hatte der Lidl immer wieder Jim Beam für 9,99 als Wochenangebot. Gut, es ist nur Jim Beam. Aber beim Lidl ist es mir halt zuerst aufgefallen. Und auch sonst habe ich bei den üblichen Supermarktwhiskeys keine Änderung bis jetzt feststellen können.

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