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Das Schicksal und die Kuhglocke

Völlig überraschend holt sich der Freiburger Alexander Mayer den Sieg bei der Made in GSA Competition 2015. Sein Erfolgsgeheimnis? Eine griffige Story, traditionelle Zutaten und eine dennoch neue Drink-Idee. Und auch sonst bleibt der Wettbewerb eine Bühne für all das, was deutschsprachige Bars bieten und noch bieten können.

Ausgerechnet eine Art Wildcard war es, die Alexander Mayer den Weg ins Berliner Finale der dritten Made in GSA Competition geebnet hatte. Nach der anonymisierten Vorauswahl und dem Ausmixen der eingesandten Rezepturen hatte der 26-jährige Bartender aus der Freiburger Passage 46 noch auf einem unglücklichen 13. Rang gelegen — und damit haarscharf am Finale vorbei.

Für Mayer „sollte“ es wohl sein

Doch manchmal, möchte man meinen, scheint sich das Schicksal doch selbst eine Bresche zu schlagen: aufgrund der Absage eines der ursprünglichen 12 Finalisten rutschte Mayer nach. Und wie! Mit seinem Drink „Cowbell“ überzeugte der quirlige Bartender in der Fragrances Bar des Berliner The Ritz Carlton die Jury aus Thomas Huhn (Les Trois Rois, Basel), Kan Zuo (The Sign Lounge, Wien), Oliver Ebert (Lost in Grub Street & Becketts Kopf, Berlin) sowie Gastgeber Arnd Henning Heissen. Stolze 14 Punkte betrug am Schluss der Abstand auf den Zweitplatzierten.

Jenen zweiten Platz sicherte sich der ebenfalls aus Freiburg stammende, seit Kurzem jedoch im Frankfurter The Parlour tätige Jan Jehli mit seinem „Schwarzwald Säuerling“. Jehli darf sich nun über ein Ticket zu den MIXOLOGY BAR AWARDS 2016 sowie für den kommenden Bar Convent Berlin freuen —selbstverständlich alles samt Begleitung und einem Taschengeld für angemessene Barbesuche.

Den dritten Podiumsplatz belegte der Düsseldorfer Stephan Körner aus dem Breidenbacher Hof. Für Körner dürfte demnächst eine ausgedehnte Einkaufstour geben, denn sein dritter Platz bringt ihm einen Gutschein im Wert von € 500 für den Cocktailian Online Shop ein. Und der Bartender aus der Rheinmetropole weiß auch schon, worauf der Fokus gelegt werden soll: „Vor allem soll es neue Bücher geben. ‚Wissen ist Macht‘, wie es so schön heißt. Und ich habe das Gefühl, dass es noch viel zu lernen gibt“, zeigt Körner sich bescheiden.

Cheers: Eine Woche Bar-Jetset!

Für Alex Mayer hingegen heißt es irgendwann diesen Sommer „Anschnallen, bitte!“ Als Sieger der Made in GSA Competition wartet eine Europa-Rundreise der besonderen Art auf den Bartender: in sechs Tagen wird er gemeinsam mit einem Vertreter von MIXOLOGY mit London, Paris und Rom drei der wichtigsten und eindrucksvollsten Cocktailstädte des Kontinents besuchen — und natürlich vor allem deren Bars. „Ein unfassbarer Preis“, freut sich der überraschte Gewinner. „Speziell auf die Londoner Bars freue ich mich unglaublich, denn ich war noch nie dort!“

In seinem Drink „Cowbell“ ließ Mayer Erinnerungen aus seiner Kindheit und Jugend mit traditionellen Zutaten und modernen mixologischen Konzepten verschmelzen — alles begleitet vom Klang im Raum verteilter Kuhglocken. Seine Mischung aus Rotem Williamsbrand von Schladerer, Belsazar Vermouth White, Zuckersirup, frischer Buttermilch und einer vor Ort hergestellten Tannenöl-Essenz sorgte für Aufsehen und Erstaunen. Für besondere Verwunderung sorgte bei vielen Zuschauern der Umstand, dass der Drink trotz der enthaltenen Buttermilch gerührt wird. „Ich habe im Vorfeld alle möglichen Zubereitungsmethoden ausprobiert. Man sollte meinen, dass Schütteln am sinnvollsten sein würde. Tatsächlich hat der Drink jedoch das feinste Mundgefühl, wenn er vorsichtig gerührt wird“, so Mayer.

Hohes Niveau, feine Drinks & ein verblüffter Juror

Aber auch jenseits der drei Gewinner konnten sämtliche Finalisten der diesjährigen Competition glänzen. Die Teilnehmer aus insgesamt 10 Städten, darunter viele junge Vertreter der Zunft, zeigten der Jury und dem Moderator, MIXOLOGY-Herausgeber Helmut Adam, auf welch hohem Niveau die heimische Barkultur mittlerweile auch in den kleineren Städten von GSA-Land zelebriert wird. In höchstem Maße beeindruckt zeigte sich Jury-Mitglied Kan Zuo: „Ich habe schon einige Wettbewerbe als Juror begleitet, aber bei keinem habe ich selbst so viel gelernt wie hier. Es ist nicht nur unglaublich, welche Möglichkeiten unsere regionalen Produkte bieten, sondern auch, wie unglaublich kreativ und fachkundig die Kandidaten mit ihnen arbeiten. Eine wirklich besondere Competition!“

Wo das Finale der Made in GSA Competition im kommenden Jahr stattfinden wird, steht noch nicht fest. Für Alex Mayer und seine 11 Mitstreiter jedenfalls ging es am gestrigen Abend im Anschluss an die Preisverleihung natürlich auf eine ausgedehnte Tour durch die Berliner Bars. Übrigens in Begleitung der Kuhglocke. Es graute schon der Morgen, als sie das letzte Mal läuten durfte.

Credits

Foto: Alle Fotos via Katja Hiendlmayer. Artikelbild: Alexander Mayer

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