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Schottland

Das Speyside Whisky Festival

Schottland ist bekannt für Golf und guten Whisky. Letzterer wird besonders in der Region Speyside, nordwestlich von Aberdeen, zelebriert. So wird entlang des Flusses Spey die 15. Auflage des Spirit of Speyside Whisky Festivals begangen und mit Whiskyliebhabern aus aller Welt Tradition, Tartan und Trank gefeiert.
Es ist das erste Wochenende im Mai. Der Wind weht kühl, stets mit starker Brise. Auch die Luft ist kühl, etwas feucht, als ließe der nächste Regen nicht mehr lang auf sich warten. Die höheren Gipfel der Highlands sind noch immer, oder schon wieder, schneebedeckt und der sonst so wärmenden Sonne genügt ein unregelmäßiges, kurzweiliges Gastspiel zwischen tief hängenden grauen Wolken. Schottisches Wetter in seiner schönsten Form.
Tag der offenen Tür
Und es ist eben auch dieses erste Wochenende im Mai, wenn die bedeutendste Whisky-Region Schottlands Connaisseurs und Whisky-Aficionados aus aller Welt lockt. Spirit of Speyside. Whisky-Festival. Ein Wochenende als langgezogener Tag der offenen Tür bei Küfern, Brennblasenbauern, -Schmieden und einer Vielzahl der Speyside-Brennereien. Mehr als 50 von ihnen finden sich entlang des namensgebenden Flusses im Nordosten Schottlands und lassen die Region um die inoffizielle Single Malt-Hauptstadt Dufftown zum Mekka der Liebhaber weniger getorfter Tropfen werden.
Entlang des Malt Whisky Trails
Das altehrwürdige Städtchen im Herzen von Speyside, unter anderem Heimat von Singleton und Glenfiddich, ist zugleich eine wichtige Station des Malt Whisky Trails. Eine Reiseroute, welche sieben aktive Brennereien, die Speyside-Böttcherei und eine stillgelegte Brennstätte verbindet. Von Strathisla über Cardhu bis zur Glenlivet Destillerie führt der Pfad durch die Landschaftskulisse von Hügeln, Feldern und Wäldern. Für das gesamte Bereisen des Trails empfiehlt der Schottische Tourismusverband drei Tage, vernachlässigt dabei allerdings auch Produzenten wie Macallen und Glenrothes etwas abseits des Weges.
Da sich die meisten Brennereien im Grunde ohnehin ähneln, sich Maischebottiche und Brennblasen nur wenig von einander unterscheiden und eine ausgiebige Tour durch die beeindruckenden Warehouses aufgrund von Brandschutzbestimmungen leider nur begrenzt gestattet wird, ist es ratsam bei Destillerieführungen dem Kredo Klasse statt Masse zu folgen. Eine, der für Besucher besonders liebevoll zugänglichgemachten Brennereien, liegt im „Tal des sanft Fließenden“, wie sich Glenlivet aus dem gälischen übersetzen lässt.
Staunen und Stöbern
The Glenlivet, die erste legale Speyside-Brennerei, wurde 1823 gegründet und gehört aktuell mit einem jährlichen Produktionsvolumen von mehr als 10 Millionen Litern zu den Größten der Region. Um der gewachsenen Produktion Herr zu werden, wurde die Brennerei im Jahr 2010 erweitert, modernisiert und schließlich von Prince Charles eingeweiht.
Neben der kostenlos geführten Besichtigung der imposanten Produktionsräume und dem Stöbern nach Sonderabfüllungen, wie sie nur in den Shops der hiesigen Brennereien verkauft werden, bieten zudem unzählige Veranstaltungen im Rahmen des Speyside Festivals genügend Gründe die Arbeitsstätte von The Glenlivet-Brennmeister Alan Winchester zu besuchen und einen Dram zu nehmen.
Ungewaschen zum Frühstück
Der Mastermind hinter den Abfüllung ist quirlig und wirkt dennoch tiefenentspannt, ist immer zu einem Witz aufleget und trotz eines stets ausgeplanten Arbeitsalltags gerade zum Whisky Festival-Wochenende sehr präsent. So lässt er es sich nicht nehmen Besucher der Brennerei bei bestem schottischen Wetter auf einer Wanderung entlang des „Smugglers Trail“, durch die Berge im Umkreis der Brennerei zu führen.
Beinahe klischeehaft geht es vorbei an Schafsherden und mit einer Flasche achtzehnjährigem Glenlivet im Rucksack über die matschigen Pfade. Warme und wasserfeste Kleidung ist zwar ohnehin unerlässlich während Touren im schottischen Hochland, wer dennoch fröstelt kann sich beim Dram mit Winchester auf halber Strecke von Innen wärmen. Zudem die beste Gelegenheit mit dem urigen Schotten, der nicht einmal im Urlaub seine Heimat verlassen möchte zu plaudern, wie in dieser Region üblich, mit einem etwas gewöhnungsbedürftigem englischen Akzent.
So verrät Winchester beispielsweise, dass er neben seinem eigenen Whisky auch der einen oder andere Islay-Abfüllung durchaus etwas abgewinnen kann, dass er immer dienstags zehn Uhr morgens mit seinem Team beginnt den New Make auf seine Qualität zu überprüfen, ausschließlich olfaktorisch. Und, um die feine Nase dabei nicht zu verfälschen, an diesem Tag auch auf die morgendliche Hygiene, Seife, Parfum und Zahncreme verzichtet.
Fassstärke, Flusspiraten und Flüge
Ähnlich hochprozentig wie der New Make, mit einem Alkoholgehalt um die 64 Volumenprozent, sind auch viele Verkostungen und Nosings während des Festivals ausgelegt. Die Veranstaltungen, für die im Vorfeld Tickets über die offizielle Homepage erhältlich sind, laden ein sich durch Raritäten, besondere Fassstärke- und seltene Single Cask-Abfüllungen zu probieren. Beinahe jede Brennerei möchte sich mit seinen Spezialitäten vorstellen, rollt die ältesten Fässer aus dem Lager und bietet dem Gast beim Dram vor allem hochprozentige Tropfen, die nur selten außerhalb Schottlands zu finden sind.
In etwas anderer Form, ähnlich einem begleiteten Wein zum Dinner, sind beeindruckende Fassstärken-Whiskys auch entscheidender Part des Cask Strength Dinners in der Chivas Gallery der Strathisla Distillery in Keith. Eine exzellente kulinarische Abendveranstaltung, die in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgeführt wird, jedoch aufgrund des letztjährigen Erfolgs bereits ausgebucht ist. Und auf ebenso großes Interesse stoßen in diesem Jahr auch Tasting und Tour in der 2013 wiedereröffnetet Glen Keith Brennerei mit dem Distillery Manager Graeme Cruickshank.
Nichts destotrotz finden selbst Last-Minute-Interessierte noch einige verfügbare Tickets für Touren, Veranstaltungen, Ausstellungen und Verkostungen über die offizielle Homepage des Speyside Whisky Festivals. So haben beispielsweise abenteuerlustigere Besucher in diesem Jahr noch die Gelegenheit die Spey mit dem Kajak auf einer geführten, und natürlich mit Whisky begleiteten, Tour von Knockando nach Craigellachie zu erkunden. Nasse Füße garantiert. Oder darüberhinaus als Jurymitglied über die Vergabe des diesjährigen Festivals-Awards zu entschieden und den Speyside-Whisky des Jahres zu küren.
Insgesamt mehr als 350 Veranstaltungen und Events locken an diesem ersten, meist noch kühlen Maiwochenende in die Region Speyside. Und Flüge ins schottische Aberdeen gehen von allen größeren Flughäfen Mitteleuropas mit Zwischenstopp in Amsterdam oder London an mehreren Tagen der Woche. Bei weitem nicht der einzige Grund Schottland zu besuchen.
 
 
[Offenlegung: Pressereise]

Credits

Foto: Spey in Schottland via Shutterstock

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