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Sponsoring. Der Sport im Alkoholrausch.


Sport und Spirituosenindustrie brauchen einander, gehören gefühlt zusammen wie ein neues Bier und zweite Halbzeit.

Die Devise dabei lautet Image gegen Geld, funktioniert seit vielen Jahren gut und steht doch immer wieder in der Kritik. Warum eigentlich?

Fußballer Wayne Rooney ist dem Alkohol nicht abgeneigt. Mit rauschenden Eskapaden fand sich der Stürmer von Manchester United bereits des Öfteren auf den Seiten der englischen Boulevardpresse wieder und sorgte für Schlagzeilen. Nun eifert ihm der gesamte Verein nach. Manchester United und Aperol, der quietschorange italienische Apero, besiegelten vor einigen Wochen einen mehrjährigen Sponsorenvertrag. Bis zur Saison 2017 ist der Spritz das Vereinsgetränk. Für Aperol die Möglichkeit mehr Bekanntheit zu erlangen, für ManU eine Finanzspritze. Und für die Öffentlichkeit eine Gelegenheit über Transparenz, Sucht und Beeinflussung zu debattieren.

Jägermeister Braunschweig

Sponsorships verschiedener Alkoholhersteller im Spitzensport sind dabei weder eine Seltenheit noch neuer Marketingzauber. Mampe Halb und Halb beispielsweise war in der Bundesligasaison 1979/80 Trikotsponsor bei Hertha BSC, Jägermeister sogar von 1972 bis 1987 Sponsor von Eintracht Braunschweig – und der Wolfenbütteler Kräuterlikörfabrikant trieb es auf die Spitze. Das Firmenlogo von Jägermeister wurde Vereinswappen und Günter Mast, der auch für drei Jahre Präsident des Fußballvereins war, plante eine Umbenennung von Eintracht zu Jägermeister Braunschweig, mit der er jedoch medienwirksam beim DFB scheiterte.

Damals bereits umstritten, ist die Kritik daran heutzutage ein alter Hut – und wird dennoch in unregelmäßigen Abständen immer wieder neu inszeniert. Die aufkommenden Diskussionen zu diesem Thema treiben zugleich Überlegungen für ein generelles Alkoholwerbeverbot voran. Ob dieses nun Sinn oder Unsinn macht, ist fraglich.

Ein Rundumblick

Vergleicht man beispielsweise Daten aus der Tabakindustrie, seit 2007 mit einem begrenzten Sponsor- und Werbeverbot belegt, zeigen sich weiterhin stagnierende Werte beim Verbrauch von Zigaretten auch nach Einführung des Verbots. Geraucht wird auch ohne dafür zu werben, weswegen sollte dies bei einem Verbot für Alkoholwerbung nicht auch für das Trinken gelten? Ohnehin liegt der Kern des Problems von Alkoholsponsoring im Sport für viele Organisationen nicht bei bestehenden Konsumenten, sondern in der Beeinflussung Jugendlicher. Alkohol mit gesellschaftlichem Erfolg gleichzusetzen beeinflusse junge Menschen zu sehr zum Negativen, verknüpfe sportliche und kulturelle Ereignisse unmittelbar mit dem Konsum von Schnaps. Rausch und Rennsport mögen dabei als offensichtlicher Kontrast wirken, ebenso verbreitet sind jedoch auch Beteiligungen im Basketball, Eishockey, Fußball, und anderen tendenziellen Männersportdomänen.

Auch Diageo mischt mit

Der größte Konzern der Branche, Diageo, beteiligt sich beispielsweise seit dem Herbst 2013 überaus engagiert in der amerikanischen Basketball-Liga NBA. Ein Mehrjahresvertrag erhebt in den kommenden Saisons Sean “Diddy” Combs’ und Diageo’s Ciroc Vodka zum „Toast of the NBA“ und soll kräftig die ohnehin wachsenden Umsätzen kurbeln. Vereinsübergreifend färbt somit ein Teil des Feenstaubes der hochdotierten NBA-Stars auf Ottonormalverbraucher ab und ermöglicht ein eigenes Stück Lifestyle zum Trinken.

Für andere Hersteller entstehen zudem Synergien, wodurch die eigentliche Marke mit einem passenden Imagesport aufgeladen wird. Champagne Lanson und der Polosport zählen zu diesen glamourösen Symbiosen. Mehrere Turniere wurden jährlich gesponsert, ein eigenes Team ausgestattet und die interne Sichtweise „Lanson ist Polo und Polo ist Lanson“ der Hautevolee mit jedem kostenfreien Glas als Schluckimpfung verabreicht. Und auch das Champagnerhaus Veuve Clicquot weiß um diese Wechselwirkungen. Die Grand Dame engagiert sich neben Uhrenhersteller Omega im Golfsport sowie auf Events der italienischen Luxusautomobilgießerei Ferrari – obwohl die Obrigkeit klare Bestimmungen für das Fahren unter Alkoholeinfluss kennt.

Selbst, wenn es um den gemäßigten Genuss anstelle hemmungslosen Betrinkens geht, sind Motorsport und Spirituosenwirtschaft sehr eng miteinander verwoben: Jack Daniel’s und die großflächige Bemalung eines Rennboliden in der US-Amerikanischen Serie NASCAR, Patrón Tequlia im nordamerikanischen Endurance Cup, Johnnie Walker und die Beteiligung als Sponsor im Formel 1-Rennstall Mercedes. Eine Liste die sich mit Großen Namen weiterführen lässt und doch nicht ganz vereinbar mit „Don’t Drink and Drive“-Kampagnen erscheint.

Tennis gegen Trunkenheit

Was letztlich aus solchen Widersprüchen folgt erscheint janusköpfig, nennt sich Corporate Social Responsibility und gehört im Jahr 2014 zum guten Ton unter multinationalen Konzernen. Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein unterstützen das Markenimage, sollen im Fall der Spirituosenindustrie negative Konsumfolgen wie Abhängigkeit und Alkoholmissbrauch relativieren und so die Außenwahrnehmung und Beachtung bessern. Ein Versuch der Weltrettung, bei dem die Gesellschaft vom Rausch zum Genuss bewegt werden soll. Löblich, wenn auch finanziell sehr intensiv.

Prominentes Beispiel hierfür ist die Kooperation von Rafael Nadal, derzeitige Nummer eins der Tennis-Weltrangliste, und dem Rumhersteller Bacardi. Als Gesicht von Bacardis Corporate Social Responsibilty-Programm spielt Nadal die personalisierte Verantwortung. „Champions Drink Responsibly“ nennt sich die Kampagne, zeigt auf wie gut Sprit und Sport doch zusammenpassen, wenn man in Maßen konsumiert und kann von Nadal in einem Satz synthetisiert werden: „Jeder kann ein Champion sein, wenn er seine Partynacht plant und verantwortungsbewusst trinkt.“ Bacardi Feeling 2014. Punkt. Satz. Cheers.

 

Bildquelle: Mampe

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