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Karim Fadl, Tiki by the Sea

„Tiki ist vor allem ein Ort, an dem etwas Besonderes entstehen kann.“

Tiki by the Sea ist die neue Leidenschaft von Karim Fadl, der in seinem Leben schon viele Rollen eingenommen hat.Nun hat den umtriebigen Bartender und ehemaligen Brand Ambassador von Bacardí der Ruf der Südsee ereilt, den er mit einem ambitionierten Workshop-Konzept verkünden möchte.
Nate Whitehouse, Karim Fadls Partner der eigenen Vertriebsfirma Drifter Spirits, arbeitet schon mehrere Jahre mit Tiki by the Sea zusammen, ein Bildungsprogramm, welches sich intensiv mit der Kultur, den Spirituosen und den Drinks der Tiki-Ära auseinandersetzt. Ziel von Tiki by the Sea ist es, qualitativen Content für Bartender und Interessierte anzubieten, losgelöst von Spirituosenmarken.

Die Grundessenz von Tiki by the Sea

Angefangen hat es mit einem Motel aus den 1950-Jahren in New Jersey. Dort fand im Juni 2015 das erste Event statt. Im November 2016 wurde Fadl dazu geholt. Für ihn fing die Arbeit mit Location-Scouting an, neben dem Flughafen von Rom, direkt an der Mittelmeerküste, wurde Recherche betrieben. Die Grundessenz des Ganzen ist es, den Teilnehmern die Tiki-Kultur, den Tiki-Lifestyle und das Tiki-Ambiente näher zu bringen.
2017 waren mehr als 30 Bartender aus sechs Ländern dabei. Besonders freut es Karim Fadl, dass die Zusammensetzung jeweils zur Hälfte aus weiblichen und männlichen Teilnehmern bestand. Tiki by the Sea fungiert als Plattform für junge, aufstrebende Bartender und solche, die vielleicht schon ein bisschen mehr Erfahrung haben. Aus ganz Europa kommen sie zusammen, um von- und miteinander zu lernen. Über drei Tagen wurde die Tiki-Essenz durch Workshops, liebevoll „Edutainment” genannt, weitergegeben.
Noch sind sie eine kleine Marke, aber gerade das mag Karim Fadl sehr, sowie auch die kreative Freiheit, die diese Größe erlaubt. „Wir glauben eigentlich, dass wir mit allem, was wir tun, zusammen mehr erreichen können.“ Deshalb wurde auch aktiv nach Partnern gesucht, mit denen sie das Ganze bewerkstelligen können. Weder Avua Cachaça noch Drifter Spirits sollen hier im Vordergrund stehen, sondern alle Marken sollen ihren Raum bekommen, um sich aktiv einzubringen. „Wichtig für uns ist es, dass die Workshops mit ihren Themen immer von den Marken losgelöst sind.“

Den Gast in eine komplett andere Welt katapultieren

Karim Fadl selbst hatte seinen „Tiki Eye Opener Moment“ vor ungefähr fünf Jahren in der Trailer Happiness Bar in London. „Was soll ich sagen? Ich kam rein, es sah richtig wild aus. Es war ein Samstagabend, die Bartender haben rumgegrölt und ich dachte mir nur: Oh Gott, wo bin ich gelandet? Aber die Drinks waren auf den Punkt. Ich habe dann bei den Tiki Summits von Joerg Meyer oder bei den Jungs vom Brass Monkey in Kopenhagenvo gesehen, dass das alles richtige Profis sind. Die haben sich mit der Materie und mit den Nuancen komplett auseinander gesetzt und haben dann in ihren eigenen Läden den Pegel bewusst laut gehalten. Es war ein bewusstes Momentum, das sie steuerten, um Energie in diesen Raum reinzubringen. Da habe ich das erste Mal gemerkt, dass es gar nicht um die Drinks geht, sondern um die Idee und wie sie den Gast abholen. Das macht nicht nur die Umgebung. Das war wirklich ein Wow-Erlebnis.“
Die Resonanz in diesem Jahr war großartig, und Fadl hat nach etlichen Gesprächen das Gefühl, dass viele ihrer Teilnehmer Tiki nach den drei Tagen mehr und vor allem besser verstehen. Tiki muss gar nicht eins zu eins übernommen werden, den Organisatoren ist es wichtig, dass das Ambiente rüberkommt; der Eskapismus, den Tiki bietet, die Flucht aus der Realität. Viel mehr ist eine gute Bar auch gar nicht. Ziel ist nicht, dass jeder Teilnehmer eine Tiki Bar aufmacht.
„Uns geht es um die Essenz. Es ist ein viel besungenes Thema, nur das Problem liegt oft in der Auseinandersetzung. Tiki Bar heißt nicht, einmal Tiki raufzuschreiben und irgendwelche komischen Drinks rauszuhauen. Sondern: Tiki beschreibt einen Moment, teilweise auch ein Ritual. Aber vor allem einen Ort, an dem etwas Besonderes entstehen kann.“ Langfristig wollen Karim Fadl und seine Partner Wissen vermitteln.

Die Zukunft mit Tiki by the Sea und Karim Fadl

Für 2018 ist viel geplant, wobei Karim Fadl noch nicht allzu viel verraten möchte. Klar ist, dass das Tiki by the Sea-Programm für zwei neue Märkte eröffnet wird. Es geht in den Norden und in den Süden. Außerdem sollen nächstes Jahr 50 Bartender mitmachen. Es geht wieder nach Italien, und zwar im September 2018. Workshops werden weiter ausgebaut, vor allem zum Thema Eskapismus.
Das „Edutainment“ hat funktioniert, was hier noch passieren soll, ist, dass die Bartender sich von der Materie lösen und sich mehr auf die Essenz einlassen: Was ist Tiki, was bedeutet es? Dafür haben Karim Fadl & Co. sich ein paar schöne Momentums überlegt, die sie zusammen mit ihren Partnern angehen werden.
Karim Fadl jedenfalls ist zuversichtlich, er freut sich auf das nächste Jahr. „Wir können wirklich etwas Wertvolles anbieten, das reizt mich an der Sache. Wir trinken nicht nur zusammen. Somit hat man die Möglichkeit, Menschen auf eine ganz andere Art zu unterstützen, fernab von Produkten. Das finde ich cool und sehe Tiki by the Sea als eine Maßnahme für die Zukunft. Bartender sind weit genug, dass wir über Marken hinaus schauen können. Deswegen scheue ich mich den Vergleich nicht: Wäre ich der Karim von vor zehn Jahren, würde ich mir wünschen, dass es Leute gibt, die so etwas anbieten. Ganz einfach.“

Credits

Foto: Foto via Ava Celik

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