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Giffard Framboise de Ronce

Die MIXOLOGY-Verkostungsrunde Juni 2017

Vielleicht ein Gläschen Giffard Framboise de Ronce zur heißen Jahreszeit? Der Sommeranfang ist da, die Verkostungsrunde tritt zusammen und probiert nicht nur Likör. Neben der Giffard Framboise de Ronce kommen auch eine spannende neue Limonade, Tuvé Bitter, Grasbrook Rum und zum dritten Mal By The Dutch auf den Tisch. Ahoi!

Ein Schluck sehr süßer Likör zur heißen Sommerzeit? Nicht unbedingt das, woran man als erstes denkt. Dennoch regt der neue Giffard Framboise de Ronce die Redaktion zum Sinnieren über erfrischende Ideen mit Himbeere an. Davor geht es aber zunächst noch um einen vielversprechenden Limonadenneuling aus der Hauptstadt.

Ein Viertel Limonade

Mit dem Slogan „Wer braucht schon Gläser?“ geht Ein Viertel aus Berlin an den Start. Die vegane und bio-zertifizierte Zitronen-Basilikum-Limonade nimmt damit auch ganz bewusst Bezug auf die Möglichkeit, aus ihr einen einfachen „Bottled Basil Smash“ zu zaubern: Einfach etwas abtrinken und die Flasche wieder mit Gin auffüllen – so einfach. Ob das Ergebnis dann wirklich mit Joerg Meyers grünem Geniestreich vergleichbar ist, mag die Verkostungsrunde hier bezweifeln. Doch davon abgesehen, hinterlässt die ganz zartgrüne (gefärbt wird allerdings auch mit einem Distel-Extrakt) Limonade von Ein Viertel einen überaus positiven Eindruck.

Der Duft ist wahnsinnig frisch und vor allem naturbelassen, hier dominiert der Basilikum ganz eindeutig. Die zitralen Töne und eine leichte Blumigkeit halten sich im Hintergrund. „Ein bisschen, als tränke man einen Salat, aber positiv gemeint“, so der erste Eindruck eines der Tester. Ein Viertel präsentiert sich auch im Mund schlank, spritzig, nur leicht gesüßt, und damit ausgesprochen fein sowie erfrischend. Der leicht pikante Geschmack vom Basilikum ergänzt sich hervorragend mit der knackigen Trockenheit. Bedenkt man, dass aus Gründen der Erschließbarkeit nur leicht unter Zimmertemperatur verkostet wurde, darf man sich vorstellen, wie herrlich erfrischend Ein Viertel eiskalt – möglicherweise auch auf Eis und mit etwas Gin – schmecken dürfte. Ein schönes Produkt zum fairen Preis, das sich nicht zu verstecken braucht!

Giffard Framboise de Ronce

Schon lange versieht der französische Hersteller seine Bar-Liköre mit einer Art Zusatzangabe, üblicherweise geografisch, in diesem Fall botanisch. Eines der jüngsten Familienmitglieder ist nun der Himbeerlikör Giffard Framboise de Ronce, der auch schon in der aktuellen Ausgabe des MIXOLOGY-Magazins erwähnt wurde. Die Verkostungsrunde will den Likör nun auch sensorisch beschreiben.

Die Basis des mit 18% Vol. gefüllten Likörs bilden Himbeeren („Framboise“) und wilde Brombeeren des Strauches Rubus Fruticosus (frz. „Ronce“). Im Glas zeigt sich eine dichte Textur, die beinahe in Richtung Sirup geht. Die Farbe bleibt auch im Glas extrem dunkel, fast purpurn (leider gibt es keine Angabe, ob die Färbung durch weitere natürliche Zutaten verstärkt wird oder nur aus den Beeren stammt). Dazu passt ein dichter, dunkelbeeriger Duft nach Beerenkonfitüre, eine deutliche Tönung von Kirsche und etwas Mandel mischt sich ins Aroma. Die Textur im Mund ist überaus cremig, trotz der hochgradigen Süßung, die klar in Richtung eines „Crème“-Likörs geht, wirkt der Giffard Framboise de Ronce nicht klebrig. Im Abgang machen sich tatsächlich trotz der kraftvollen Süße eine leichte Fruchtsäure und eine Spur Holz bemerkbar, die das Finish des Likörs sehr gut strukturieren. Passend auch der Launch-Termin: Besonders die heißesten Wochen dürften viele Bartender zu sommerlichen Drinks mit dem Giffard Framboise de Ronce inspirieren.

Tuvé Bitter

Nachdem die Firma Turin Vermouth schon im letzten Jahr mit ihrem Drapò Vermouth (und durch Unterstützung von Ex-Artesian-Legende Simone Caporale) bei vielen Kennern und Bartendern ordentlich punkten konnte, legen die Turiner nun mit ihrem Tuvé Bitter leuchtend rot nach. Zumindest die Farbe des Tuvé jedenfalls lässt denken: Fehlt nur noch ein Gin von den Turinern, dann ist ein kompletter Negroni mit ihren Produkten möglich.

Besonders heben die Tester das gelungene, gezogene und überaus zeitlose Design der Flasche vom Tuvé hervor. Eine durch und durch ästhetische Angelegenheit, die im Rückbüffet nur punkten kann. Erhältlich ist Tuvé ab sofort wie auch der Drapò über die Importspezialisten vom Bremer Spirituosen Contor.

Während die Farbe sehr deutlich an Campari erinnert, verblüfft die Nase des Tuvé: Geradezu medizinal, mit klaren Noten von Eukalyptus, Menthol und Angelika, startet der Tuvé seinen Weg in die Nasen der Tester. Die von der Runde erwarteten fruchtigen Töne finden sich zunächst nur ganz fragil im Hintergrund. Dieses Bild wandelt sich am Gaumen, wo der Tuvé eine schöne Honigsüße mit der herbalen Frische der Nase und klaren Fruchtnuancen von Grapefruitzeste sowie Erdbeere vereint. Das Finish gestaltet sich lang und leicht adstringent, insgesamt hinterlässt der Tuvé einen überaus positiven Eindruck. Für sehr „stiffe“ Negronis, herbe Highballs oder als markanter Shakerato eine tolle Alternative.

Grasbrook Rum

Obacht: Trotz norddeutschen Namens hat der Grasbrook Rum seine eigentliche Basis in Heppenheim, der Heimatstadt von Sebastian Vettel. Der Name rührt vielmehr vom Bezug der Gattung Rum zur Seefahrt und zur Piraterie: Grasbrook nämlich ist jene vorgelagerte Elbinsel, auf der die Hamburger Behörden zur Hansezeit ihre verurteilten Freibeuter hinrichten ließen – so wurde z.B. auch Klaus Störtebeker, der wahrscheinlich bekannteste deutsche Seeräuber, dort „einen Kopf kürzer“ gemacht.

Eingekauft wird Melasse aus Nicaragua, gebrannt und gereift wird dann in Deutschland in der „Spirituosenschmiede“ des Restaurants Halber Mond. Die Reifung erfolgt drei Jahre in Eiche, die dem Grasbrook eine ansprechende, bernsteinfarbene Tönung mit leicht rötlichen Reflexen verleiht. Die Nase ist estrig, mit ein wenig Banane, herber Trockenaprikose, Brioche, Mandel, würzig mit einer kleinen Idee der für so viele neue deutsche Rums charakteristischen Klebstoffnote. Insgesamt eine sehr „maskuline“ Nase für erfahrenere Rumtrinker.

Dem entspricht der Eindruck auf der Zunge nur in Teilen, denn der Grasbrook ist zuvorderst überraschend mild mit einem leicht buttrigen Vorgeschmack und sahniger Bindung. Im Mund ist er wesentlich zugänglicher als in der Nase, geradezu süffig, während eine Spannung zwischen trockenem Karamell und einer Spur Salzigkeit für die Präsenz sorgen.

By The Dutch Dry Gin

Aller guten Dinge sind drei, schon zwei Mal war die junge Marke aus dem niederländischen Brenner-Mekka Schiedam in der Verkostungsrunde zu Gast: Mit dem Genever konnten sie überzeugen, ihr Batavia Arrack begeisterte die Tester. Seit Mai nun wagen sich die Holländer mit ihrem Dry Gin auch an die aktuelle Hype-Disziplin – Fluch oder Segen? Zumindest die Liste der Botanicals stimmt glücklich, wenn man neumodischen Experimenten skeptisch gegenübersteht (was nach den letzten Jahren definitiv der Fall ist). Einzig die Muskatnuss passt nicht ganz zur ansonsten klassischen Auswahl aus Wacholder, Zimt, Koriander, Kardamom, Lorbeer, Blutorange, Zitronenschale. Besonders hingegen ist das Brennverfahren, das wieder einen Rückgriff zum Genever herstellt, denn die Aromate werden einzeln mazeriert und destilliert, bevor das Blending des fertigen Produktes stattfindet.

Die Nase ist dann auch klar „ginig“ mit viel Pinie, pikanter Zitrone (aus dem Koriander), spitzer Frische und dunkler Untermalung. Sehr anregend. Ganz anders und überraschend dann der Eindruck im Mund, wo sich die Muskatnuss sehr präsent in den Vordergrund schiebt. Tatsächlich geht dem Dry Gin auf der Zunge ein wenig jener präzisen, crispen Frische und der Kraft ab, die ein Dry Gin braucht, um in vielen klassischen Cocktails bestehen zu können. Hier tritt eindeutig das holländische Erbe zutage: Auch der Dry Gin von By The Dutch verweist mit seiner milden, leicht süßlichen Malzigkeit recht stark in Richtung eines Genevers. Daran kann auch die im Finish auftretende, leicht herbale Note nur wenig ändern. Mit Sicherheit hervorragend geeignet für einen sahnigen Martinez Cocktail, dürfte er aber in vielen typischen Gin-Einsatzgebieten ein wenig zu schwach und zu wenig – wie der Brite sagt – pungent sein.

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Credits

Foto: Foto via Sarah Liewehr.

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