Der Oaxaca Old Fashioned: Das Agaven-Zugpferd
Es gibt zwei Arten von Menschen: Die, die Oaxaca richtig aussprechen. Und die, die es nicht tun. Die, die es richtig tun – nämlich O-a-chaka mit einer nahezu schweizerischen Betonung auf dem ch und einem befreienden aaaah wie am Ende eines Werbespots für kühle Getränke – waren meist schon dort, im geheimnisumwitterten, mexikanischen Bundesstaat, in dem so vieles an Mezcal produziert wird.
Oaxaca Old Fashioned
Zutaten
4,5 cl Reposado Tequila
1,5 cl Mezcal
0,5 cl Agavensirup
2 Dashes Angostura Bitters
Erfunden in New York als Kind seiner Zeit
Es kann aber auch sein, dass sie Freunde des Oaxaca Old Fashioned sind und ihn im Laufe der letzten fünfzehn Jahren in diversen Bars dieser Welt getrunken haben. So lange gibt es den doch recht bekannten Drink nämlich schon. Im Jahr 2007 erfand Phil Ward den Drink für die erste Karte des Death & Co in New York, eine der damals führenden Bars der Zeit, die auch bis heute wenig von ihrer Relevanz eingebüßt hat.
Allein die Namensgebung des Drinks hätte schon vermuten lassen, dass er nicht mexikanischen Ursprungs ist. Mexikaner würden einen Cocktail vermutlich nicht einfach nur „Oaxaca Old Fashioned“ nennen. Vielmehr symbolisiert der Name in dieser Hinsicht die Nullerjahre, in der die Wiederentdeckung des Old Fashioned als Cocktail wie auch als Gattung an sich ein mitentscheidendes Zugpferd der Bar-Renaissance war.
Es muss nicht immer sauer sein
Aus diesem Blickwinkel sind die Errungenschaften des Oaxaca Old Fashioned zweierlei: Zum einen verdeutlicht er, wie Bars damals ihr Spektrum erweiterten, in dem sie auf Zutaten der Küche zurückgriffen. So entwickelte Ward zwar einen Old Fashioned, stellte der Agavenspirituose Mezcal und Tequila jedoch nicht Zuckersirup zur Seite wie im klassischen Old Fashioned, sondern Agavensirup. Ein aus heutiger Sicht so bahnbrechender Vorgang wie Nägelschneiden, damals jedoch noch keine Selbstverständlichkeit.
Zum anderen demonstrierte der Oaxaca Old Fashioned damals, dass man nicht immer Limettensaft oder generell etwas Saures in Agavendestillate schmeißen muss, damit er im Drink funktioniert. Ganz im Gegenteil, zeigt sich in diesem Cocktail die ganze aromatische Bandbreite und Geschmeidigkeit, die die Agavenspirituosen in ihren unterschiedlichsten Spielarten demonstrieren können.
Ein Door-Opener für Mezcal
Diese süße Geschmeidigkeit hat zur Entstehungszeit des Oaxaca Old Fashioned als Door-Opener in die Welt des Mezcal und Tequila funktioniert, und sie tut es heute noch. Tequila mag vor allem in den USA aktuell einen Stars-und-Sternchen-Hype entwickelt haben, als wäre eine eigene Brand eine Voraussetzung für einen Oscar, aber hierzulande geht nach wie vor vergleichsweise wenig in die Gläser außer Margarita, Paloma – oder eben sehr spezielle Palomas oder Signature Margaritas.
Wir halten uns an dieser Stelle an die ursprüngliche Rezeptur. Ein Reposado Tequila als Basis sollte sein, denn Tequila Blanco ist etwas zu spitz, auch wenn er beispielsweise in einem Improved Tequila Cocktail – ein mit Zuckersirup und Maraschino ebenfalls gesüßter Drink – eine sehr gute Figur abgibt. Die ursprüngliche Rezeptur sieht die Verwendung von Angostura Bitters vor, auch wenn im Laufe der Zeit viele Varianten mit Chocolate Bitters entstanden sind, die sich hervorragend in die DNA des Drinks einfügen.
Mit der Wahl des Mezcal kann man dem Drink eine entscheidende Stellschraube verpassen und von fruchtig bis rauchig seine Vorlieben ausleben. Eine extreme Speck-Granate, womit Mezcal häufig assoziiert wird, wird den Drink aber insgesamt eher unrund machen.
Das muss man jedoch selbst ausprobieren. Hauptsache O-a-chakaaa!
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer